Als «amerikanischer Taliban» wurde John Walker Lindh nach seiner Festnahme im November 2001 berühmt – nun ist er nach 17-jähriger Haft auf freien Fuss.
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Dieses undatierte Foto zeigt John Walker Lindh. Der frühere amerikanische Taliban-Kämpfer Lindh ist nach 17 Jahren Haft vorzeitig aus einem Gefängnis in den USA entlassen worden. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • John Walker Lindh wurde 2001 in Afghanistan gefasst und zu 20 Jahren Haft verurteilt.
  • Nun wurde der «amerikanische Taliban» wegen guter Führung frühzeitig entlassen.

Der 38-Jährige verliess am Donnerstag ein Hochsicherheitsgefängnis in Terre Haute im US-Bundesstaat Indiana. Das teilte die Verwaltung der US-Bundeshaftanstalten mit. In den nächsten drei Jahren unterliegt John Walker Lindh strikten Bewährungsauflagen.

Seine vorzeitige Freilassung wegen guter Führung ist in den USA heftig umstritten. Viele Kritiker der Massnahme sehen ihn weiterhin als Gefahr.

Zu ihnen zählt Aussenminister Mike Pompeo. Er nannte die Haftentlassung «unerklärlich und unzumutbar». Lindh bedrohe weiterhin die USA und sei nach wie vor dem Dschihad verpflichtet, sagte der Minister dem Sender Fox News.

John Walker Lindh pries den islamischen Staat

Kurz vor der Freilassung hatte ein US-Fernsehsender berichtet, Lindh habe in Briefen aus dem Gefängnis den Islamischen Staat (IS) gepriesen. Und sich selbst als politischen Gefangenen bezeichnet. Die Briefe stammen dem Sender zufolge aus den Jahren 2014 und 2015.

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Ein Polizeifoto von John Walker Lindh und ein Foto von ihm als Koranschüler - AFP/Archiv

Anhänger und Unterstützer Lindhs führen hingegen ins Feld, dass dieser nie die Waffen gegen sein Heimatland erhoben habe. Lindh selber sagte, er habe mit den Taliban gegen die afghanische Nordallianz, nicht aber gegen die USA kämpfen wollen.

In der Wahrnehmung der US-Öffentlichkeit wird John Walker Lindh aber häufig mit dem Tod eines US-Geheimdienstmitarbeiters in Verbindung gebracht. Eine Verbindung, die nun auch Pompeo herstellte. Lindh habe sich an einem Dschihad beteiligt, der einen «grossartigen Amerikaner getötet» habe.

Lindh war an der Tötung des CIA-Agenten Johnny Micheal Spann allerdings nicht beteiligt. Spann hatte ihn nach dessen Festnahme verhört. Wenige Stunden danach wurde Spann dann bei einer Häftlingsrevolte nahe Masar-i-Scharif getötet.

Zu 20 Jahren Haft verurteilt

Lindh wurde damals wochenlang auf einem US-Kriegsschiff festgehalten, bevor er in die USA überstellt wurde. 2002 wurde er wegen Unterstützung der Taliban und illegalen Waffenbesitzes zu 20 Jahren Haft verurteilt. Zu diesen Vorwürfen hatte er sich schuldig bekannt, um einer lebenslangen Haftstrafe zu entgehen.

Der heute 38-jährige wuchs in einem gutbürgerlichen Vorort von San Francisco auf. Als Schüler konvertierte Lindh dann zum Islam.

1998 reiste er im Alter von 17 Jahren in den Jemen, um Arabisch zu lernen. Später studierte er an einer Schule für Islam-Studien in Pakistan. Wenige Monate vor den Anschlägen des 11. September 2001 reiste John Walker Lindh dann nach Afghanistan weiter und schloss sich den Taliban an.

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