Das Verhältnis zwischen Harley-Davidson und Donald Trump gilt als schwierig. Nun droht der Präsident der EU mit Vergeltung - weil deren Zölle der US-Motorrad-Ikone schaden. Dabei hat das traditionsreiche Unternehmen eigentlich noch ganz andere, hausgemachte Probleme.
Harley-Verkäufe sind auch in den USA zurückgegangen, wo der Hersteller unter einer alternden konservativen Kundschaft leidet. Foto: Georg Wendt
Harley-Verkäufe sind auch in den USA zurückgegangen, wo der Hersteller unter einer alternden konservativen Kundschaft leidet. Foto: Georg Wendt - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Zollstreit mit der EU hat erneut die Bilanz des Motorradbauers Harley-Davidson belastet - das bringt US-Präsident Donald Trump in Rage.

Im ersten Quartal sank der Überschuss verglichen mit dem Vorjahreswert um mehr als ein Viertel auf 127,9 Millionen Dollar (113,7 Mio Euro), wie Harley-Davidson am Dienstag in Milwaukee (US-Bundesstaat Wisconsin) mitteilte. Die Erlöse fielen um zwölf Prozent auf 1,2 Milliarden Dollar.

Trump machte bei Twitter seinem Ärger darüber Luft, dass die US-Traditionsfirma in der EU unter erhöhten Zöllen litt, die im Zuge des Handelsstreits verhängt wurden. «So unfair gegenüber den USA», schrieb Trump und drohte mit Vergeltung. Allerdings sanken die Harley-Verkäufe in den USA, wo der Hersteller unter einer alternden konservativen Kundschaft leidet, sogar noch stärker als im Ausland.

Bis zu Trumps jüngstem Tweet schien das Verhältnis zwischen dem US-Präsident und Harley-Davidson problematisch. Trump hatte die US-Kultfirma wiederholt scharf kritisiert und im vergangenen Jahr sogar Boykottaufrufe seiner Anhänger unterstützt. Er war verärgert, weil Harley-Davidson angekündigt hatte, wegen der Strafzölle einen Teil der Produktion von den USA ins Ausland zu verlagern.

Bei Harley-Davidson ist Trump besonders empfindlich. Zunächst hatte er die Firma noch als Inbegriff von «Made in America» umgarnt. Nach seinem Amtsantritt lud Trump die Harley-Chefs ins Weisse Haus ein und jubelte ihnen zu: «Wir sind stolz auf euch!». Die Charme-Offensive kam nicht von ungefähr: Zu Harleys US-Stammkundschaft zählen viele konservative weisse Männer - vereint etwa in der Initiative «Bikers for Trump», die schon seit Monaten Wahlkampf für 2020 macht.

Umso erzürnter war der US-Präsident, als ausgerechnet die von ihm so umschmeichelte Motorrad-Ikone auf den von ihm angezettelten Handelsstreit mit einem Teilabzug der US-Produktion reagierte. Trump fühlte sich verraten, er drohte Harley-Davidson mit dem «Anfang vom Ende» und polterte vor seinen zahlreichen Twitter-Followern: «Sie werden besteuert wie nie zuvor!». Sein aktueller Tweet birgt aber vor allem Gefahren für die EU - Trump droht seit Monaten mit hohen Sonderzöllen auf Autos aus Europa und scheint dem nun Nachdruck zu verleihen.

Harley-Davidson ist indes bei weitem nicht der einzige US-Konzern, der unter Trumps «Amerika zuerst»-Wirtschaftspolitik und den Reaktionen der Handelspartner darauf leidet. Die Vergeltungszölle der EU liessen beispielsweise die Exporte der US-Whiskey-Hersteller einbrechen. Die grossen US-Autobauer General Motors und Ford oder der Getränkeriese Coca-Cola ächzten angesichts erhöhter Zölle auf Aluminium und Stahl bereits unter gestiegenen Materialkosten.

Dabei hat Harley-Davidson eigentlich noch ganz andere, hausgemachte Probleme. Der 1903 gegründete Motorradhersteller, der mit seinem «Easy Rider»-Image einst als grosses US-Symbol für Freiheitsliebe und Individualismus stand, gilt mittlerweile als angestaubt und dringend renovierungsbedürftig. Das Unternehmen versucht schon länger, mit moderneren Produkten jüngere Kunden anzusprechen - bislang mit wenig Erfolg. Zuletzt verkündete Harley-Davidson die Übernahme eines US-Herstellers für Kinder-Elektrozweiräder, um künftige Generationen schon frühzeitig fürs Motorradfahren zu gewinnen.

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