Gesichtsmasken schon für 3-Jährige - Dermatologinnen entsetzt
Eine Influencerin und Mutter hat Beauty-Masken für kleine Kinder auf den Markt gebracht. Die Empörung darüber ist gross. Schweizer Dermatologinnen warnen.

Das Wichtigste in Kürze
- Beauty-Masken für Kinder ab drei Jahren schockieren.
- Nicht nur Model Lena Gercke ist empört, sondern auch Schweizer Dermatologinnen.
- Die Masken und vor allem deren Botschaft seien fragwürdig und unnötig.
Es gibt sie in den Motiven Panda, Einhorn oder Hündchen: Hydrogel-Gesichtsmasken für Kinder. Und dies ab drei Jahren.
Die Schauspielerin und Influencerin Shay Mitchell (35 Mio. Follower) hat die Produkte kürzlich lanciert. Denn ihre beiden Töchter (3 und 6 Jahre) würden halt «das tun wollen, was Mama so tut», so die 38-Jährige.
Es gehe dabei um «Selbstfürsorge». Sie wolle den Kindern beibringen, dass es Spass machen könne, sich um sich selber zu kümmern, schreibt Mitchell auf Instagram.
Doch diese Aussagen und die Produkte ecken an.
«Ich dachte, mich trifft der Schlag. Das ist der grösste Bullshit, den ich seit Langem gesehen habe», erzürnt sich etwa das deutsche Model Lena Gercke auf Facebook.
Die Masken seien total unnötig und übertrieben, so die Mutter zweier Töchter (3 und 5 Jahre).

Viele stimmen ihr in den Kommentaren zu. Schreiben aber auch, dass es wohl genug Mütter geben werde, die ihren Kindern so etwas kaufen. Andere schreiben: «Unfassbar, die Beautyindustrie.»
«Vermittelt Kindern ein falsches Bild»
Das Urteil von Schweizer Dermatologinnen fällt klar aus: «Eine 3-Jährige braucht keine Feuchtigkeitsmaske. Punkt. Das ist absoluter Unfug», sagt Liv Kraemer, Fachärztin für Dermatologie, Skin Longevity-Expertin und Autorin, zu Nau.ch.
Kinderhaut sei gesund, stark und brauche keinen Beauty-Trend.
Kosmetische Masken für Vorschulkinder sind aus ihrer Sicht daher «medizinisch unnötig, marketinggetrieben, potenziell irritierend und gesellschaftlich fragwürdig, weil sie Kindern ein falsches Bild von Körper und Haut vermitteln», betont Kraemer.
Denn Kinder mit drei Jahren hätten keinerlei Bezug zu Beauty-Routinen oder Hautoptimierung.
«Sie imitieren lediglich ihre Eltern. Wenn man ihnen in diesem Alter signalisiert, dass 'Pflege' für ihr Aussehen notwendig sei, vermittelt man früh das Gefühl, dass mit ihnen etwas 'nicht stimmt' oder dass äussere Perfektion wichtig sei.»
Das sei entwicklungspsychologisch problematisch und völlig unnötig, so die Autorin von «Der Schlüssel zu gesunder und strahlender Haut».
Könnte sogar Allergien auslösen
Doch die Masken sind nicht nur unnötig, sie bergen sogar Risiken.
«Die normale Kinderhaut in diesem Alter benötigt in der Regel nur ein mildes Reinigungsprodukt und eine Sonnencreme», sagt Dermatologin Marianne Meli, ärztliche Leiterin der «Dermanence» in Zürich.
Die Masken von Shay Mitchell würden unter anderem Vitamin E, Aloe Vera, Kamille, Rotalgen und B12 enthalten. «Für Kinderhaut sind diese Inhaltsstoffe nicht notwendig und teilweise sogar ungeeignet», warnt Meli.
Sie erklärt: Kamille sollte bei allergieanfälligen Kindern gemieden werden, da sie Kontaktallergien auslösen kann. «Besonders bei sensibler Haut oder bestehender Pollenallergie», präzisiert die Fachärztin.
Auch Liv Kraemer betont: «Die Produkte sind in manchen Fällen sogar potenziell schädlich.»
Eltern geraten in Konflikt
Das Gesichtsmasken-Marketing bringe zudem viele Eltern in einen Konflikt: «Einerseits möchten sie ihren Kindern Wünsche nicht abschlagen, andererseits besteht die Gefahr, dass Kinder frühzeitig an kosmetische Routinen herangeführt werden, die weder notwendig noch entwicklungspsychologisch sinnvoll sind», so Marianne Meli.
Auch die Stiftung Pro Juventute warnt: «Der Drang, sich zu optimieren, kann sich früh einprägen», sagt Mediensprecher Olivier Reber. Und damit auch das Gefühl, nicht zu genügen, so wie man ist.
Deshalb sei es für Eltern wichtig, Kindern ein positives Körpergefühl zu vermitteln. Und auch die Medienkompetenz zu schulen. Denn in Social Media werden solche Produkte und Behandlungen angepriesen.
«Also sich auch mal mit den Kindern und Jugendlichen hinzusetzen und zu schauen, wem sie online folgen und aufzeigen, dass dort optimierte und verzerrte Körperbilder propagiert werden», so Reber.















