Einem Gefangenen gelingt in den USA während eines Transports der Ausbruch – auch die Polizistin verschwindet. Wo die beiden sind, weiss niemand.
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Die Justizvollzugsbeamte Vicky White (†) (links) und der Gefangene Casey White (rechts). - Keystone/Lauderdale County Sheriff's Office
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Das Wichtigste in Kürze

  • Am Freitag gelang im Bundesstaat Alabama einem mutmasslichen Mörder ein Gefängnisausbruch.
  • Eine Polizistin holte ihn ab, um ihn zu einer psychologischen Untersuchung zu bringen.
  • Noch ist unklar, ob die Polizistin ihm half, oder ob sie ein Opfer des Flüchtigen ist.

Ein Häftling im Bundesstaat Alabama musste wegen einer psychiatrischen Untersuchung am Freitag die Justizvollzugsanstalt verlassen. Die Polizistin Vicky White holt den Mörder Casey White ab, soll ihn zum Bezirksgericht in Lauderdale County bringen. Doch da kommen die beiden nicht verwandten Whites laut US-Medien nie an – wo sie sich aufhalten, weiss niemand. Der US Marshal Service hat 10'000 Dollar für Hinweise, die zur Verhaftung des Geflüchteten führen, ausgesetzt.

Das Ticket aus dem Gefängnis

Die Beamtin Vicky White gab bei der Abholung des Gefangenen an, ihn zu einer psychiatrischen Untersuchung zu bringen. Da sie sich nicht wohlgefühlt habe, wollte sie den Gefangenen am Gericht abladen, um danach zum Arzt zu gehen. Später kam heraus, dass daran nichts stimmt: Weder das Gericht wusste Bescheid, noch war eine psychiatrische Untersuchung angesetzt. Auch einen Arzttermin für Vicky White gab es laut Lauderdale County Sheriff Rick Singleton nie.

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Ein Bild von Casey White im Gefängnis. - Keystone/Lauderdale County Sheriff's Office

Am Nachmittag fiel dann auf, dass der Gefangene nicht wieder zurückgekehrt ist – die Polizistin war nicht zu erreichen.

Polizistin: Opfer oder Fluchthelferin?

Den Behörden ist nicht klar, ob Vicky White ein Opfer des mutmasslichen Mörders oder dessen Fluchthelferin ist. «Wie ich den Häftling kenne, denke ich, dass sie unter allen Umständen in Gefahr ist.» So wird Sheriff Singleton von «CNN» zitiert. «Er war wegen Mordes inhaftiert und hatte nichts zu verlieren.»

«Ob sie ihm geholfen hat oder nicht, wissen wir nicht.» Damit werde man sich aber erst befassen, wenn es dafür Beweise gebe. Unabhängig davon, ob sie ihm geholfen habe, oder nicht, befinde sie sich in Gefahr, betont der Sheriff.

Eine «vorbildliche Mitarbeiterin», die gegen Vorschriften verstösst

Die Polizistin hat beim Transport gegen Vorschriften verstossen. Eigentlich hätten beim Transport zwei Hilfssheriffs anwesend sein müssen.

Vicky White ist nicht nur einfache Polizistin, sondern die stellvertretende Direktorin der Justizvollzugsanstalt. Als solche ist sie «CNN» zufolge für die Gefangenentransporte zwischen Haftanstalt und Gericht zuständig – kannte also die Vorschriften.

Das ist insbesondere erstaunlich, da sie laut dem Sheriff eigentlich «einen hervorragenden Job» macht. «Sie hat eine makellose Bilanz. Sie ist eine vorbildliche Mitarbeiterin.»

Casey White wurde zu 75 Jahren Haft verurteilt

Casey White wurde zu einer Freiheitsstrafe von ganzen 75 Jahren verurteilt, die er laut Medienberichten seit 2019 absass. Verurteilt wurde er wegen einer ganzen Reihe an Verbrechen. Vor zwei Jahren gestand er laut dem Staatsanwalt in Rogersville, Alabama, 2015 eine Frau ermordet zu haben. Gemäss Sheriff Singleton hatte White bereits 2020 einen Ausbruch samt Geiselnahme geplant.

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Ex-Gefängniswärterin Angela Kiko (früher Magdici) und ihr Hassan bei ihrem Besuch in der JVA Lenzburg. Dort sitzt er seine Strafe wegen Vergewaltigung und der Anstiftung zur Flucht ab. - SRF

Das Verschwinden der beiden Whites erinnert an den Fall von Angela Magdici und Hassan Kiko. Als Gefängniswärterin half sie dem gebürtigen Syrer 2016 bei der Flucht aus dem Gefängnis Limmattal in Dietikon ZH. Zuvor hatte sie eine Liaison mit ihm begonnen. Fünf Wochen später wurden sie in Italien geschnappt.

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