Hunderte Kolumbianer gingen am Mittwoch aus Protest gegen den gewaltsamen Tod eines Mannes nach seiner Festnahme auf die Strasse. Fünf Personen starben dabei.
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Proteste auf den Strassen in Bogotá. - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Javier Ordóñez starb nach Taser-Einsatz der Polizei bei seiner Festnahme.
  • Nun kam es zu Protesten auf den kolumbianischen Strassen.
  • In der Hauptstadt Bogotá verloren dabei fünf Menschen ihr Leben.

In der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá sind bei Protesten gegen Polizeigewalt fünf Menschen getötet worden. Verteidigungsminister Carlos Holmes Trujillo versprach am Donnerstag eine Belohnung für Hinweise zur Ergreifung der Täter. Er kündigte die Entsendung von hunderten Soldaten und Polizisten in die Hauptstadt an.

Am Mittwoch gingen hunderte Menschen in verschiedenen Städten gegen den Tod eines Mannes durch Polizeigewalt auf die Strasse protestieren. Nach Behördenangaben wurden bei Ausschreitungen im Zuge der Proteste in Bogotá 46 Polizeidienststellen und dutzende Busse beschädigt. Die Polizei versuchte, die Demonstrationen mit Tränengas und Blendgranaten aufzulösen.

Proteste in Kolumbien
09.09.2020, Kolumbien, Bogotá: Ein Demonstrant wirft während einer Demonstration in Bogotá einen Stein auf Polizeibeamte. Bei gewaltsamen Protesten wegen des Todes eines Mannes nach einem Polizeieinsatz hat es in Kolumbien Behördenangaben zufolge fünf Tote gegeben. - dpa

Ausgelöst wurden die Proteste durch den Tod des 46-jährigen Anwalts Javier Ordóñez. Der zweifache Vater war bei seiner Festnahme von Polizisten zu Boden gedrückt und mindestens fünfmal getasert worden. Auf einem Video des Vorfalls ist zu hören, wie Ordóñez mehrfach «Bitte aufhören» ruft. Auch mehrere Augenzeugen bitten die Polizisten, den Mann nicht mehr zu tasern – Ordóñez starb später im Krankenhaus.

Strafrechtliche Untersuchungen gegen Polizisten

Bogotás Polizeichef Necton Borja erklärte nach dem Vorfall: Ordóñez habe versucht, «die Polizisten zu schlagen», die zu einer Ruhestörung durch «alkoholisierte Personen» gerufen worden waren.

Verteidigungsminister Trujillo sprach Ordóñez' Familie sein Beileid aus und versprach eine schnelle Aufklärung der Umstände. Gegen die beiden Polizisten wurden laut Trujillo disziplinarische und strafrechtlichen Untersuchungen eingeleitet. Präsident Iván Duque bedauerte das Vorgehen der Sicherheitskräfte und forderte «angemessene Sanktionen».

Gewaltausbruch in Kolumbien
24.08.2020, Kolumbien, Bogota: Carlos Holmes Trujillo, Verteidigungsminister von Kolumbien, spricht mit Mundschutz auf einer Pressekonferenz über den Gewaltausbruch im Land. Nach Aussagen eines Mitglieds der Stiftung «Ideas para la Paz» (Ideen für den Frieden) sind die Opfer der «Massaker» im August allein so viele wie alle in der ersten Hälfte dieses Jahres zusammen. Trujillo zufolge steckt der Drogenhandel dahinter. - dpa

Der Fall erinnert an den Tod von George Floyd, der Ende Mai bei einem Polizeieinsatz in den USA getötet wurde. Die kolumbianische Polizei sorgte in der Vergangenheit bereits mehrfach für Aufsehen wegen übertriebener Gewaltanwendung. Im November 2019 wurde ein 18-jähriger Demonstrant durch ein von einem Polizisten abgefeuertes Päckchen Bleikugeln tödlich am Kopf verletzt.

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