Weitere Tote nach Guerilla-Angriffen in Kolumbien
Zwei Anschläge in Kolumbien forderten 18 Tote. Die Regierung macht eine FARC-Splittergruppe verantwortlich.

In Kolumbien hat eine neue Welle der Gewalt zahlreiche Opfer gefordert, als bei zwei Anschlägen mindestens 18 Menschen getötet wurden. Besonders betroffen war die Grosstadt Cali, so die «Tagesschau».
Die Behörden vermuten, dass die Angriffe auf die Aktivitäten bewaffneter Gruppen zurückzuführen sind. Immer wieder werden in diesem Zusammenhang Dissidenten der früheren Farc-Guerilla genannt.
Polizeihelikopter abgeschossen
Im Department Antioquia im Norden Kolumbiens griffen bewaffnete Kriminelle am Freitag einen Polizeihelikopter an, der Teil eines Anti-Drogen-Einsatzes war. Die Maschine wurde nach Angaben lokaler Behörden mit einer Drohne beschossen und stürzte ab.
Zwölf Polizisten verloren laut dem «Spiegel» ihr Leben, mehrere Überlebende harrten zunächst im unwegsamen Gelände aus. Zuvor hatten zwei Hubschrauber Spezialeinheiten in der Region abgesetzt, die dort illegale Koka-Plantagen zerstören sollten.
Als die Polizisten attackiert wurden, kehrten die Hubschrauber zurück. Einer von ihnen wurde dabei von der Drohne getroffen.
Explosionen in Cali
Nur wenig später erschütterten zwei Detonationen die Millionenstadt Cali. In der Nähe eines Luftwaffenstützpunkts brachten Unbekannte Sprengsätze zur Explosion, wie die «Zeit» berichtet.
Dabei starben sechs Menschen, mehr als 50 wurden verletzt. Die örtlichen Behörden machten ebenfalls die EMC, eine Abspaltung der einstigen Guerillagruppe Farc, für den Anschlag verantwortlich.

Präsident Gustavo Petro reiste umgehend nach Cali und berief eine Krisensitzung des Sicherheitsrats ein. Bürgermeister Alejandro Eder kündigte an, dass künftig die Armee die Kontrolle in der Stadt übernehmen werde.
18 Tote in Kolumbien – Regierung reagiert
Die Ermittlungen konzentrieren sich auf kriminelle Gruppen und Dissidenten, die mit explosiven Sprengsätzen und Drohnen Sicherheitskräfte angreifen.
Auch die Regierung erhöhte die Präsenz von Militär und Polizei in gefährdeten Regionen, um die Lage zu stabilisieren. Trotz dieser Bemühungen bleibt die Situation angespannt, und es besteht die Gefahr weiterer Anschläge.
Hintergrund: Gewalt durch Kokainhandel
Kolumbien gilt der «Tagesschau» zufolge als grösster Kokainproduzent der Welt. Laut Vereinten Nationen entfällt auf das südamerikanische Land rund zwei Drittel der globalen Anbauflächen für Koka-Pflanzen.
Der Drogenhandel finanziert Gewaltakte und bewaffnete Gruppen. Die kontrollieren auch Jahre nach dem Friedensvertrag von 2016 mit der Farc noch immer Teile Kolumbiens.

Die EMC (Estado Mayor Central), der die aktuellen Angriffe zugeschrieben werden, setzt den bewaffneten Kampf sowie den Kokainhandel fort. Bereits in der Vergangenheit wurde sie für Attentate und Angriffe auf Sicherheitskräfte verantwortlich gemacht.
Kolumbien steht vor der Präsidentschaftswahl
Die Anschläge haben auch politische Implikationen, weil sie in eine Zeit fallen, in der sich das Land auf Präsidentschaftswahlen vorbereitet. Erst kürzlich wurde der Oppositionspolitiker und Senator Miguel Uribe in Bogotá bei einem Attentat schwer verletzt.
Er erlag seinen Verletzungen, so die «Zeit». Die Regierung steht unter grossem Druck, angesichts der eskalierenden Gewalt entschlossen zu handeln und den Schutz der Bevölkerung sicherzustellen.
Viele Beobachter erwarten, dass die Sicherheitslage Kolumbiens die kommenden politischen Entwicklungen massgeblich beeinflussen wird.