Donald Trump hat im juristischen Kampf gegen die verlorene Präsidentenwahl eine weitere Niederlage einstecken müssen - dieses Mal vor dem Obersten Gericht.
Donald Trump
Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten erhielt von Donald Trump kein Geld mehr. (Archivbild) - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Donald Trump ist weiter davon überzeugt, dass die US-Wahlen manipuliert wurden.
  • Inzwischen wurden mehr als drei Dutzend Klagen in verschiedenen Staaten abgeschmettert.
  • Zuletzt hat auch der Supreme Court einen Antrag des Trump-Lagers abgelehnt.
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Der Supreme Court in Washington wies am Dienstagabend (Ortszeit) einen Antrag auf eine einstweilige Verfügung zurück. Mit der Verfügung wollte Donald Trump den Sieg des Demokraten Joe Biden im US-Bundesstaat Pennsylvania kippen.

In dem knappen Beschluss äusserte sich das Gericht nicht zu den Gründen. Dort wurden auch keine abweichenden Stimmen der neun Richter aufgeführt.

Trump behauptet seit der Wahl vom 3. November, dass ihm der Sieg durch massiven Betrug genommen worden sei. Weder er noch seine Anwälte konnten dafür bislang überzeugende Belege vorbringen.

Donald Trump ist weiter von Wahlbetrug überzeugt

Inzwischen wurden in mehr als drei Dutzend Fällen Klagen in verschiedenen Bundesstaaten abgeschmettert. In der vergangenen Woche sagte auch Justizminister William Barr, ihm lägen keine Beweise für Betrug in grossem Ausmass vor.

Pennsylvania hatte das Wahlergebnis bereits am 23. November zertifiziert. Die Antragsteller wollten erreichen, dass die Zertifizierung rückgängig gemacht wird.

Supreme Court
Wird der US-Supreme-Court die Klage der Trump-Seite annehmen? - AFP/Archiv

Die Anwälte des Bundesstaats hatten vor dem Supreme Court vor einem solchen «dramatischen» Schritt gewarnt. Sie argumentierten: «Kein Gericht hat jemals eine solche Anordnung erlassen. Eine Anordnung, mit der die Bestätigung der Ergebnisse einer Präsidentenwahl durch den Gouverneur für ungültig erklärt würde.»

Trumps Anwälte betonten am Dienstag noch vor der Entscheidung des Obersten Gerichts, dass sie ihren juristischen Kampf weiterführen würden. In einer Mitteilung hiess es, dass die wirklich entscheidenden Termine erst am 6. Januar im Kongress - dann wird im Parlament in Washington das Endergebnis verlesen - und mit der Amtseinführung des Präsidenten am 20. Januar bevorstünden.

Neue Klage vor Supreme Court in Washington

Aus dem Trump-Lager wurde zudem eine neue Klage vor dem Supreme Court in Washington lanciert. Der republikanische Justizminister des Bundesstaats Texas, Ken Paxton, forderte in der am Dienstag veröffentlichten Klageschrift, die Wahlergebnisse in Pennsylvania, Georgia, Michigan und Wisconsin für ungültig zu erklären.

Dort hatte sich Biden gegen Trump durchgesetzt, die Ergebnisse sind in diesen Bundesstaaten bereits zertifiziert worden. Ungewiss ist, ob der Supreme Court in Washington die Klage annimmt.

Texas AG Criminal Allegations
Ken Paxton hat für Donald Trump Klage am Supreme Court in Washington eingereicht. - keystone

Als Begründung führte Paxton an, in den vier Bundesstaaten sei die Verfassung verletzt worden - unter anderem, weil Wähler nicht gleich behandelt worden seien und es Unregelmässigkeiten gegeben habe.

Der US-Präsident wird nicht direkt vom Volk gewählt, sondern von 538 Wahlleuten, die normalerweise gemäss dem Ergebnis in ihren jeweiligen Bundesstaaten abstimmen. Für den Sieg sind 270 Stimmen erforderlich.

Biden brachte bei der Wahl nach den vorläufigen Ergebnissen 306 Wahlleute hinter sich, Trump 232. Die Stimmabgabe der Wahlleute in den jeweiligen Bundesstaaten ist für den 14. Dezember angesetzt.

In Pennsylvania, Georgia, Michigan und Wisconsin geht es zusammen um 62 Wahlleute-Stimmen - und in der Klage letztlich darum, sie Biden zu nehmen. Paxton will, dass in diesen Bundesstaaten die Wahlleute entweder von den örtlichen Parlamenten beauftragt oder gar nicht erst ernannt werden.

Barr
William Barr war der Justizminister während eines Jahres der Präsidentschaft von Donald Trump. - AFP/Archiv

Zusätzlich zur Klage reichte der Texaner beim Obersten Gericht einen Antrag auf eine einstweilige Verfügung ein, um alle Aktivitäten rund um die Wahlleute in den vier Bundesstaaten sofort stoppen zu lassen.

Paxton schliesst an die teils abenteuerliche Argumentation bisheriger Klagen an: So heisst es, die Wahrscheinlichkeit eines Wahlsiegs Bidens in den vier Bundesstaaten liege bei 1 zu 1 000 000 000 000 000.

Trump hofft auf «seine Richter»

Trump hatte schon vor der Wahl Wert darauf gelegt, einen freien Sitz am Obersten Gericht schnell mit der konservativen Juristin Amy Coney Barrett zu besetzen - und dabei auch auf einen möglichen Streit um den Wahlausgang verwiesen.

Die Konservativen dominieren im Gericht nun mit einer Mehrheit von sechs zu drei Stimmen. Allerdings wurden die bisherigen Klagen des Trump-Lagers gleichermassen von Richtern abgewiesen, egal ob sie von demokratischen oder republikanischen Präsidenten nominiert worden waren.

Donald Trump Amy Barrett
Amy Coney Barrett ist die neueste Richterin im United States Supreme Court. - Keystone

Verantwortliche in den betroffenen Bundesstaaten gingen mit der Klage hart ins Gericht. Paxtons Amtskollege aus Wiscosin, Josh Kaul, sprach bei Twitter von einer «wahrlich peinlichen Klage». Die Justizministerin von Michigan, Dana Nessel, verwies darauf, dass die Argumente aus der Klage bereits von diversen Gerichten abgewiesen worden seien. Dies sei deshalb lediglich ein «PR-Gag».

Trump selbst nutzte einen «Impfstoff-Gipfel» im Weissen Haus dazu, um seine Behauptungen über massiven Wahlbetrug zu wiederholen. «Hoffentlich wird die nächste Regierung eine Trump-Regierung sein. Denn man kann nicht Hunderttausende Stimmen stehlen», sagte Trump.

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