Am Mittwoch haben Demonstranten in Kolumbien die Gitter vor dem Nationalkapitol umgestossen. Bei den Protesten kommt es immer wieder zu Gewalt.
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Demonstranten protestieren in Kolumbien weiter. - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Gruppe von Demonstranten hat Kolumbiens Kongress angegriffen.
  • Zuerst demonstrierten sie gegen eine Steuerreform, nun verfolgen sie weitergehende Ziele.
  • Die Proteste werden immer wieder von Gewalt überschattet.

Seit Tagen demonstrieren Kolumbianer zunächst gegen eine Steuerreform, nun haben sie weitergehende Ziele. Immer wieder überschattet Gewalt die Proteste, mehrere Menschen sind bisher gestorben.

Bei den Protesten in Kolumbien ist es vor allem in der Hauptstadt Bogotá wieder zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen.

Demonstranten warfen Steine auf Sicherheitskräfte

Im Sender «Citytv» und in einem Video der Zeitung «El Espectador» war am Mittwoch zu sehen, wie eine Gruppe von Demonstranten die Gitter vor dem Nationalkapitol umstiess und Steine auf die Sicherheitskräfte warf, die den Sitz des Kongresses an der zentralen Plaza de Bolívar beschützen. Daraufhin setzte die Sondereinheit der Polizei Gummigeschosse und Tränengas ein. Es war nicht klar, ob die Demonstranten in das Kapitol eindringen oder dieses beschädigen wollten.

Protest in Kolumbien
03.05.2021, Kolumbien, Cali: Demonstranten stossen während eines nationalen Streiks gegen die Steuerreform mit der Polizei zusammen. - dpa

Bis zu den Auseinandersetzungen mit der Polizei waren die Demonstrationen an verschiedenen Orten der Stadt weitgehend friedlich gewesen. Unter anderem gab das Symphonieorchester von Bogotá ein Konzert im Gedanken an die Toten bei den Protesten. Die Zeitung «El Tiempo» berichtete unter Berufung auf die nationale Ombudsstelle von nun 24 Todesfällen während der Protesttage.

Die kolumbianische Menschenrechtsorganisation «Indepaz» zählte bis Dienstag 31 Todesfälle, 1220 Verletzte und 87 Verschwundene. Tausende Kolumbianer hatten am Mittwoch vergangener Woche ihren Protest gegen eine umstrittene, inzwischen zurückgenommene Steuerreform begonnen.

Proteste von Gewalt überschattet

Die Demonstrationen – inklusive eines neuen Generalstreiks am Mittwoch – halten auch trotz des Rücktritts von Wirtschaftsminister Alberto Carrasquilla an. Sie beinhalten nun weitergehende politische und soziale Ziele wie den Widerstand gegen eine ebenfalls geplante Gesundheitsreform und den Einsatz für den brüchig gewordenen Friedensprozess. Aber die Proteste werden auch immer wieder von Gewalt überschattet, wobei besonders Cali am Montag stark betroffen war. Die Interamerikanische Menschenrechtsorganisation verurteilte den exzessiven Gewalteinsatz der Sicherheitskräfte dort am Mittwoch.

Protest in Kolumbien
03.05.2021, Kolumbien, Cali: Demonstranten stossen mit der Polizei während eines nationalen Streiks gegen die Steuerreform zusammen. - dpa

In Bogotá waren in der Nacht auf Mittwoch mindestens 46 Menschen, 30 Zivilisten und 16 Polizisten, verletzt worden. Es kam zu Zusammenstössen zwischen einer Sondereinheit der Polizei und Demonstranten. Zudem wurden auch 25 Polizeistationen angegriffen und teilweise angezündet.

Auch aus anderen wichtigen Städten Kolumbiens wie Medellín und Cali wurden Gewalt, Zerstörung und Chaos in der Nacht des siebten Protesttages gemeldet. Präsident Iván Duque, ein Hardliner, sprach von «Vandalismus» und «urbanem Terrorismus», der den «Mafias des Drogenhandels» zuzuschreiben sei.

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