«Das Abkommen ist ein Rückschlag für Putin»
Laut einem Russland-Experten ist der unterzeichnete Rohstoff-Deal zwischen den USA und der Ukraine zwar kein Game-Changer – aber dennoch politisch bedeutsam.

Das Wichtigste in Kürze
- Die USA und die Ukraine haben einen Rohstoff-Deal mit Wiederaufbaufonds vereinbart.
- Ein Experte sieht das Abkommen als politisches Signal, vorerst ohne praktische Wirkung.
- Aus ukrainischer Sicht würden die Vorteile jedoch überwiegen.
Nun hat es also doch noch geklappt: Nach zähem Ringen haben die USA und die Ukraine am Mittwochabend (Ortszeit) einen Rohstoff-Deal unterzeichnet.
Dieser sieht die Einrichtung eines gemeinsamen Wiederaufbaufonds vor – mit dem Ziel, die wirtschaftliche Erholung des kriegszerstörten Landes zu fördern.
Teil der Vereinbarung ist ein privilegierter Zugang der USA zu ukrainischen Bodenschätzen. Insbesondere zu Metallen der Seltenen Erden.
US-Finanzminister Scott Bessent sprach von einem «historischen» Wirtschaftsabkommen. Es sei ausserdem ein deutliches Signal an Russland, dass die Trump-Regierung langfristig für eine «freie, souveräne und prosperierende Ukraine» eintrete.
Wie vorteilhaft ist das Abkommen tatsächlich? Und für wen?
Signalwirkung statt praktische Wirkung
Laut Ulrich Schmid, Professor für Osteuropastudien an der HSG, hat das Abkommen vor allem Signalcharakter: «Es lässt die USA und die Ukraine vor den Augen der Weltöffentlichkeit und auch vor den Augen Russlands zusammenrücken.»
Im Unterschied zum Ursprungsentwurf, den Schmid als «Knebelvertrag» bezeichnet, handle es sich um einen «Rahmenvertrag, der noch konkretisiert werden muss». Eine praktische Wirkung könne das Abkommen ohnehin erst nach Ende des Krieges entfalten.
Ein direkter Einfluss auf den Kriegsverlauf sei nicht zu erwarten. «Das Abkommen ist kein Game-Changer», so Schmid. Immerhin mache es weitere militärische Unterstützung durch die USA wahrscheinlicher – ein Aspekt, der «überlebenswichtig» für die Ukraine sei.
Auch die wirtschaftlichen Vorteile für die USA bleiben laut Schmid vage. Zwar verfüge die Ukraine über Vorkommen seltener Erden, doch ob sich deren Abbau lohne, sei unklar.
Trump kann sein Gesicht wahren
«Es ging Trump jetzt vor allem darum, sein Gesicht zu wahren», sagt Schmid. «Er kann sich als erfolgreichen Dealmaker präsentieren, auch wenn der Deal sehr schwammig ist.»
Schmid: «Für Putin ist die Vereinbarung ein Rückschlag». Denn Putin habe ja auch Russland als Rohstoffpartner für die USA ins Spiel gebracht, erinnert Schmid. Der Kreml werde das Abkommen vermutlich herunterspielen.
Wie glaubwürdig ist die ukrainische Aussage, dass das Land die volle Kontrolle über seine Ressourcen behält – trotz privilegiertem US-Zugang?
Hier gebe es noch viele Fragezeichen, sagt der Experte. Bevor die Seltenen Erden gewinnbringend abgebaut werden können, sei eine Reihe von Investitionen nötig. Diese Investitionen könne die Ukraine ohnehin nicht alleine stemmen.
Dass die Erlöse in einen Fonds fliessen sollen, der dem Wiederaufbau dienen soll, sei für Kiew aber günstig. Schmid ist daher überzeugt: «Aus ukrainischer Sicht überwiegen die Vorteile.»