«Ich kann nicht atmen», sagt George Floyd immer wieder. Doch das Knie eines Polizeibeamten bleibt ihm im Genick. Bis sich der Afroamerikaner nicht mehr rührt.
vorfall usa
In der Nähe des Vorfalls legen Menschen Blumen nieder. Foto: Elizabeth Flores/Star Tribune/dpa - dpa-infocom GmbH
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Polizeieinsatz in den USA hat erneut einen toten Afroamerikaner gefordert.
  • Ein Facebook-Video zeigt, wie George Floyd mehrere Minuten die Atemwege blockiert werden.
  • Die Polizisten wurden angeblich entlassen. Es folgten Proteste.

Wieder ein schockierendes Video aus den USA: Ein weisser Polizist in der Stadt Minneapolis drückt sein Knie mehrere Minuten lang an den Hals eines schwarzen Verdächtigen. Er fleht wiederholt um Hilfe fleht, bevor er das Bewusstsein verliert.

Fall wird vom FBI untersucht

Der Afroamerikaner starb kurz danach in einem nahen Krankenhaus. Die Polizei Minneapolis teilte mit, der Vorfall werde nun nicht nur intern, sondern auch von der Bundespolizei FBI untersucht. Der Bürgermeister der Stadt im Bundesstaat Minnesota, Jacob Frey, zeigte sich entsetzt: «Es sollte in Amerika kein Todesurteil sein, schwarz zu sein.»

Jacob Frey
Jacob Frey, der Bürgermeister von Minneapolis, wurde bei einer Demonstration in seiner Stadt ausgebuht. - Twitter / @treeaston

Die vier in den Fall involvierten Polizisten seien entlassen worden, teilte Frey am Dienstag (Ortszeit) über Twitter mit. Der Mann, George Floyd, hätte nicht sterben dürfen, betonte Frey. Mit Blick auf das Video sagte er vor Journalisten: «Was wir gesehen haben, ist schrecklich.»

«Was auch immer die Untersuchung ergibt, ändert nicht die Wahrheit, dass Floyd noch bei uns sein sollte,» fügte er hinzu. Was die Videos des Vorfalls vom Montagabend zeigten, sei «in jeder Hinsicht falsch». Auch in Washington äusserten sich mehrere Abgeordnete und Senatoren entsetzt.

Polizei drückte Floyd zu Boden und rief Ambulanz

Die Polizei erklärte, die Beamten seien an den Ort gekommen, um einen Betrugsfall zu untersuchen. Der gut 40 Jahre alte Verdächtige habe Widerstand geleistet. «Die Beamten stellten bei der Verhaftung fest, dass er medizinische Hilfe brauchte,» heisst es bei der Polizei. Die Beamten hätten einen Krankenwagen gerufen, es blieb jedoch unklar, ob der Mann vor der Verhaftung medizinische Hilfe gebraucht hätte.

George Floyd
Ein Screenshot aus dem Video des Vorfalls. - Twitter / @britttireland

Ein zehn Minuten langes Video auf Facebook zeigt, wie ein weisser Polizist auf dem Hals des Mannes kniet. Anfangs spricht dieser noch und sagt wiederholt, er könne nicht atmen und fordert die Beamten mehrmals auf, ihn loszulassen. Er sagt ihnen auch zu, dann freiwillig ins Polizeiauto einzusteigen. Ein Passant fordert die Polizisten wiederholt auf, den Verdächtigen loszulassen.

Wut und Proteste folgen dem Vorfall

Der Mann am Boden wird dann zunehmend ruhiger, bevor er das Bewusstsein zu verlieren scheint. «Messt seinen Puls», schreit ein Passant. Sanitäter laden den Mann etwa acht Minuten nach Beginn des Videos in einen Krankenwagen. In dem Video sind zwei Polizisten zu sehen, welche Rolle die beiden ebenfalls entlassenen Beamten spielten, blieb zunächst unklar.

Nachdem Protestierende von dem mutmasslichen Tatort zu einem Polizeirevier gezogen waren, sollen dort Polizeifahrzeuge und Fensterscheiben beschädigt worden sein. Einsatzkräfte gingen demnach mit Tränengas und Geschossen gegen die Demonstranten vor.

George Floyd
Protestierende nach dem Tod von George Floyd in Minneapolis. - Twitter / @britttireland

In den USA kommt es immer wieder zu aufsehenerregenden Fällen von Polizeigewalt gegen Afroamerikaner und Latinos. Der jüngste Vorfall erinnert an den ebenso auf Video festgehaltenen Fall des Afroamerikaners Eric Garner. Der damals 43-Jährige wurde 2014 von New Yorker Polizisten die Luft abgedrückt, bis er später im Krankenhaus starb. Garners letzte Worte - «Ich kann nicht atmen» - wurden zu einem Slogan der Bewegung «Black Lives Matter».

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

FBIBundespolizeiTwitterFacebookTatort