Die US-Amerikanerin Lizzie Ens ist in einer strengen amischen Gemeinschaft gross geworden. Im Alter von 19 Jahren flüchtete sie und erzählt nun ihre Geschichte.
Amisch
Mit 19 Jahren hat Lizzie Ens die Amischen verlassen. Heute spricht sie über ihre Erfahrungen in der konservativen Gemeinschaft. - Instagram/@lizzieens_wellness

Das Wichtigste in Kürze

  • Lizzie Ens hat mit 19 Jahren die Amischen verlassen.
  • In ihrer Kindheit durfte sie nicht duschen und sich nicht rasieren.
  • Heute ist die 38-Jährige erfolgreiche Geschäftsfrau und Wellness-Coach.
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Die US-Amerikanerin Lizzie Ens ist in einer strengen amischen Gemeinschaft aufgewachsen. Sie wuchs mit 18 Geschwistern auf einer Farm in Ohio auf und lebte nach strengen Regeln. Mit 19 Jahren entschied sie sich jedoch für die Flucht und den Eintritt in die «moderne Welt».

In ihrer Kindheit durfte sie nicht duschen oder sich rasieren. Zähneputzen war keine tägliche Aktivität – mit 17 Jahren verlor sie deshalb alle ihre oberen Zähne.

Kennen Sie die Amischen?

«Es gab keinen Strom, keine Sanitäranlagen im Haus, kein fliessendes Wasser», erzählt Ens der «Daily Mail». «Wir durften uns nicht rasieren oder Deodorant benutzen.» Die Kleidungsvorschriften waren ebenfalls streng: Es galt, langärmelige Kleider zu tragen, die mit Stecknadeln statt Knöpfen befestigt wurden. BHs waren verboten.

Nach einem gescheiterten Fluchtversuch gelang es Ens schliesslich am 30. Juni 2004, zu entkommen – ein Tag, den sie als ihren «Sprung in die Freiheit» bezeichnete.

«Ich war verängstigt», gesteht sie. Aber sie war auch «erleichtert, weil ich zum ersten Mal in meinem Leben die Möglichkeit hatte, meinen Träumen zu folgen». Mit nur 20 Dollar im Sack verliess sie ihre Familie und fand zwei Tage später einen Job als Tellerwäscherin.

Strasse
Ems lebte mit ihren Eltern und 18 Geschwistern auf einer Farm in Ohio. (Symbolbild)
Dusche
In ihrer Kindheit durfte sie nicht duschen oder sich rasieren. Auch Zähneputzen war keine tägliche Aktivität. (Symbolbild)
Dollar
Mit nur 20 Dollar in der Tasche verliess sie ihre Familie im Alter von 19 Jahren. (Symbolbild)
Teller waschen
Zwei Tage nach der Flucht fand sie einen Job als Tellerwäscherin. Der Übergang zur modernen Welt war für sie ein «massiver Kulturschock». (Symbolbild)
Lizzie Ens
Die heute 38-Jährige ist nun erfolgreiche Geschäftsfrau und Wellness-Coach.

Die Menschen, die sie einstellten, halfen ihr enorm bei ihrem Übergang zur modernen Welt. Sie unterstützten sie dabei, eine Sozialversicherungskarte zu erhalten und ihren Führerschein zu machen. «Sie brachten mir das Autofahren bei», erinnert sich Ens. «Es war verrückt.»

«Massiver Kulturschock»

Trotz ihrer Bemühungen stellte Ens fest, dass der Übergang zur modernen Welt ein «massiver Kulturschock» war. Sie musste lernen, wie man einen Job findet und Rechnungen bezahlt – Dinge, die ihr völlig fremd waren.

Selbst einfache Aufgaben wie das Einschalten eines Lichtschalters waren überwältigend für sie. Aber mit der Zeit gewöhnte sich Ens an ihren neuen Lebensstil. Sie begann sogar, Schönheitsbehandlungen durchzuführen – etwas, was bei den Amischen als Sünde galt.

Ens glaubt heute fest daran: Frauen in der amischen Kultur haben es schwer, ihr Potenzial auszuschöpfen. «Ich stamme aus einem sehr unterdrückenden Umfeld», sagt sie. Aber trotz allem respektiert sie ihre Wurzeln: «Das hat mich zu der Person gemacht, die ich heute bin.»

Zwillingsschwester erwartet elftes Kind

Heute hat sie ein gutes Verhältnis zu ihrer Mutter und drei Geschwistern, die ebenfalls die Gemeinschaft verlassen haben. Ihre Zwillingsschwester, mit der sie seit Jahren keinen Kontakt mehr hat, ist inzwischen verheiratet und erwartet ihr elftes Kind.

Die heute 38-jährige Lizzie Ens ist eine erfolgreiche Geschäftsfrau und ein Wellness-Coach. Im Oktober gründete sie ein von Frauen geführtes Unternehmen namens Miss Commando. Das Unternehmen verkauft umweltfreundliche Kosmetikseifen und Lotionen aus Ziegenmilch.

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