Ist der Sommerhit «079» sexistisch? «Ja», findet Juso-Präsidentin Tamara Funiciello, denn er widerspiegle den tief verankerten Sexismus in der Gesellschaft.
Tamara Funiciello
Tamara Funiciello gehört zu den Initiantinnen des Appells. - Nau
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Das Wichtigste in Kürze

  • «079» ist der Überhit des Sommers 2018 und dominiert seit Wochen die Charts.
  • Nun bezeichnet Juso-Präsidentin Funiciello den Song in einem TV-Beitrag als «sexistisch».
  • Auf der politischen Gegenseite kommt der Anstoss zur Gender-Diskussion gar nicht gut an.

Es ist der Sommerhit des Jahres 2018! Der Song «079» der Berner Rapper Lo & Leduc wird im Radio rauf und runter gespielt und dominiert seit Wochen die Schweizer Single-Hitparade. Wohl jeder hat schon einmal den Refrain des Autotune-Über-Hits mitgegrölt.

Es gibt aber auch Personen, denen passt dieser Song – oder genauer gesagt der Songtext – nicht so recht. Eine davon ist Juso-Präsidentin Tamara Funiciello. In einem «Tele Bärn»-Beitrag bezeichnet sie «079» nämlich als sexistisch und sagt, dass die Beliebtheit des Liedes nichts an dieser Tatsache ändere. «Ich habe mich dazu entschieden, die Spielverderberin zu sein. Ja das Lied ist cool und nett, aber es hat eben auch gewisse problematische Inhalte», so die 28-Jährige.

Funiciello stört sich vor allem daran, dass der Mann immer wieder versuche die Natelnummer der Frau zu erhalten, obwohl diese klar Nein sage. «Wir müssen uns fragen, ob wir solches Verhalten in unserer Gesellschaft wollen oder nicht und auch, wo solches eigentlich hinführt?»

Dies sind Fragen die bei Nils Fiechter, dem Präsidenten der Jungen SVP Bern, Kopfschütteln auslösen. «Es ist wieder Mal lächerlich und eine Frechheit. Die Juso verunglimpft alle Fans und Hörer des Songs pauschal als Sexisten. Wir von der jungen SVP fragen uns, ob Frau Funiciello nicht besser auch auf die letzte Passage des Liedes hören und sich professionelle Hilfe suchen sollte. In dem Sinne ‹144 heimer gseit›», provoziert Fiechter in dem TV-Beitrag.

Die Juso-Präsidentin Tamara Funiciello findet den Sommerhit «079» sexistisch. Was denken Sie?

Politik-Wissenschaftler: «Diskussionen sind wichtig»

Dass die SVP und die Juso nicht einer Meinung sind, war zu erwarten. «Tele Bärn» hat deshalb noch jemand Unabhängiges zum Thema befragt. Politik-Wissenschaftler Marc Bühlmann gibt vor der Kamera zu, dass er erstmal etwas grinsen musste, als er das Argument von der Juso-Präsidentin vernahm. «Wenn man aber nochmals reinhört, dann kann der Text tatsächlich Gender-Diskussionen auslösen. Man kann sich durchaus fragen, ob wir uns vielleicht zu stark an gewisse Sachen gewohnt haben, an die man nicht gewohnt sein sollte», so der Direktor von Anné Politique Suisse.

Für den Politik-Wissenschaftler ist vor allem klar, dass in einer politischen Diskussion jedes Argument seine Richtigkeit hat, «auch wenn es auf den ersten Blick extrem erscheint». Er nennt das Beispiel des Frauenstimmrechts, welches vor 70 Jahren noch kein Thema war. Eine entsprechende Forderung wäre damals extrem gewesen, «aber nur durch extreme Forderungen kommt es zu solchen Diskussionen und allenfalls Neu-Ausrichtungen.»

Ob auch das Berner Rapper-Duo Lo & Leduc begeistert ist, dass ihr Song eine politische Diskussion auslöst, ist nicht bekannt. Die beiden waren gemäss dem Regionalsender nicht für eine Stellungnahme erreichbar.

Politik-Wissenschaftler Marc Bühlmann findet es wichtig, dass auch über extreme Ansichten diskutiert wird und befürwortet den Dialog.
Politik-Wissenschaftler Marc Bühlmann findet es wichtig, dass auch über extreme Ansichten diskutiert wird und befürwortet den Dialog. - Screenshot/Tele Bärn
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