Die landwirtschaftliche Fläche der Schweiz reicht aus, um die Bevölkerung zu versorgen, zeigen Berechnungen des Bundes. Mit vielen, grossen «aber».
Mmmm, Milch! Davon gibt es mehr. Bier: weniger.
Mmmm, Milch! Davon gibt es mehr. Bier: weniger. - Agroscope
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Selbstversorgung der Schweiz mit Nahrungsmitteln wäre theoretisch möglich.
  • Das zeigt eine Modellrechung des Bundes.
  • Um die Kalorienproduktion zu optimieren, müssten gewisse Einschränkungen gelten.

Gleich über zwei Volksinitiativen stimmen wir im Herbst ab, die die Nahrungsmittelversorgung im Visier haben. Die Fair-Food-Initiative fordert ökologische Standards für Importprodukte. Und die «Initiative für Ernährungssouveränität» will die Zahl der Bauern erhöhen und die Kulturflächen erhalten. Jetzt zeigt eine Modellrechnung: Brauchen wir gar nicht. Theoretisch.

Ohne Importe genug zu futtern

Die landwirtschaftlichen Flächen der Schweiz könnten die Selbstversorgung der Bevölkerung erlauben. Das zeigt eine Berechnung von Agroscope, dem landwirtschaftlichen Forschungszentrum des Bundes. Und, so muss man vermuten: Wir würden erst noch gesünder leben.

Reichen würde die Eigenproduktion nämlich für 2340 kcal pro Einwohner und Tag. Das sind weniger als die derzeit 3015 kcal, die im Durchschnitt verschlungen werden. Aber mehr als die meisten Richtwerte der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung. Adé Bauchfett und kardiovaskuläre Erkrankungen? Moment, es kommt noch mehr. Beziehungsweise: Weniger.

Mehr Kartoffeln, weniger Fleisch, viel Zucker, aber mangels einheimischen Kakaos null Schoggi: So würde die Selbstversorgung klappen.
Mehr Kartoffeln, weniger Fleisch, viel Zucker, aber mangels einheimischen Kakaos null Schoggi: So würde die Selbstversorgung klappen. - Agroscope

Verzicht ist angesagt

Schweine- und Geflügelfleisch wären eingeschränkt verfügbar. Dafür kommen mehr Backwaren (lies: Brot) und Kartoffeln auf den Tisch. Zu Proteinen kommen wir dank mehr Milch und Joghurt (aber weniger Käse). Damit das geht, würden alle verfügbaren Grünlandflächen genutzt, um Milch zu produzieren.

Das Ziel einer möglichst kalorienreichen Ernährung fordert weitere «Opfer»: Ein Teil der heutigen Natrurwiesen würde umgepflügt, den Äcker geben mehr her als Wiesen und Weiden. Mais und Gerste gibt es nur noch als Futtermittel, der Fussballabend mit Popcorn und Bier muss also mit Dinkelpops und Schorle bestritten werden. Oder einem der wohl ebenfalls vom Aussterben bedrohten Weizenbiere.

Es könnte schlimmer sein

Immerhin: Fussball muss nicht importiert werden. Kein Scherz: Das hätte sein können. Im Rahmen der «Anbauschlacht» während dem Zweiten Weltkrieg wurden nicht nur die Viehzucht reduziert und Industriearbeiter zum Jäten und Ernten abkommandiert.

Es wurden auch öffentliche Plätze zu Kartoffeläckern, Vorgärten zu Gemüsebeeten und eben: Fussballfelder umgegraben. Es soll Leute geben, die fänden das nicht die blödeste Idee.

Ein Bauer pflügt 1941 einen Zürcher Sportplatz im Rahmen der «Anbauschlacht».
Ein Bauer pflügt 1941 einen Zürcher Sportplatz im Rahmen der «Anbauschlacht». - Keystone
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