Harper Nielsen hat sich aus Protest für die australischen Ureinwohner geweigert, die Nationalhymne mitzusingen. Die Schülerin sorgt damit für mächtig Aufsehen.
Die 9-jährige Harper Nielsen im Gespräch mit dem Journalisten des australischen News-Channels «9News».
Die 9-jährige Harper Nielsen im Gespräch mit dem Journalisten des australischen News-Channels «9News». - Screenshot/9News
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Das Wichtigste in Kürze

  • In Australien hat sich ein Mädchen geweigert, die Nationalhymne mitzusingen.
  • Daraufhin wurde der Neunjährigen mit einem Ausschluss von der Schule gedroht.
  • Der Protest der Schülerin spaltet die Nation und hat eine grosse Diskussion ausgelöst.

Harper Nielsen (9) sorgt in Down Under und darüber hinaus gerade für Schlagzeilen. Dabei wird das Mädchen von den einen als Heldin gefeiert, während die anderen sie als «Brat» (Göre) bezeichnen. Der Grund für den Aufruhr ist ein Protest der Primarschülerin – und zwar gegen die australische Nationalhymne.

Bei einer Zusammenkunft in ihrer Schule hat sich Harper geweigert, «Advance Australia Fair» – «Schreite voran, schönes, glückliches Australien» – mitzusingen und blieb sitzen. Die Schülerin der Kenmore South State School in Brisbane findet nämlich, dass die Hymne die Ureinwohner Australiens nicht mit einbindet.

Besonders an der Passage «for we are young and free» – «für wir sind jung und frei» – stört sich Harper. Denn diese würde die Aborigines, die seit Tausenden von Jahren in Australien lebten, komplett ignorieren und das Land nur als eines nach der Kolonisierung bezeichnen, so die Neunjährige.

Die Reaktion der Schule? Gemäss Harper sei ihr gesagt worden, sie müsse aufstehen und mitsingen, ansonsten solle sie das Gebäude verlassen. Als sie sich geweigert habe, sei sie für die Mittagszeit von der Schule suspendiert worden und zwar wegen «eklatanter Respektlosigkeit». Weiter wurde dem Mädchen mitgeteilt, sie dürfe das Nachsitz-Büro nicht verlassen, bis sie eine schriftliche Entschuldigung unterschreibe. Sogar mit einer endgültigen Suspendierung wurde gedroht.

Die australische Nationalhymne «Advance Australia Fair».

Kritiker reden Protest tot

Die Story, die zuerst in der «Courier-Mail» erschienen war, hat seither in Australien eine grosse Diskussion entfacht und spaltet die Nation. Am Beispiel einiger Kritiker zeigt sich dabei, wie sich viele Australier nicht mit der blutigen Vergangenheit des Landes auseinandersetzen wollen. Der Grund für den Protest von Harper Nielsen wird nämlich fast gänzlich tot geredet, die Kolonisierung als «positiv» bezeichnet und die Viertklässlerin beleidigt.

Mark Latham, ein bekannter aber umstrittener australischer Radiomoderator und ehemaliger Vorsitzender der zurzeit oppositionellen Mitte-Links-Partei «Labor Party», sprach in der «4BC Radio Show» unter anderem darüber, dass es früher spezielle Schulen «für Kinder mit Verhaltensproblemen» gegeben hätte.

Pauline Hanson, Chefin der rechtspopulistischen und oftmals als rassistisch bezeichneten Partei «One Nation», die mit zwei Senatoren im australischen Parlament vertreten ist, bezeichnete das Mädchen in einem Facebook-Video als «Brat» – also als Göre. «Dieses Kind wurde einer Gehirnwäsche unterzogen und ich würde ihr einen Tritt in den Hintern verpassen», so Hanson in dem Post.

Harper wird mit knienden NFL-Stars verglichen

Neben Kritik an der Schülerin und ihren Eltern, gibt es aber vor allem auch Unterstützung für den Protest. Georgie Gardner, eine Journalistin und Moderatorin der bekannten Frühstücks-Show «Today» sagte live in der Sendung: «Ich applaudiere ihr dafür, dass sie die Worte der Nationalhymne hinterfragt. Viele Menschen singen diese einfach mit, ohne über die Bedeutung nachzudenken und ich applaudiere auch ihrer Charakterstärke, dafür einzustehen, an was sie glaubt.»

Weitere Unterstützung gibt es im Internet und sogar von Übersee. Dort wird der Mut von Harper, mit den Protesten der US-Amerikanischen NFL-Stars verglichen, die wegen Polizeigewalt gegen Afro-Amerikaner angefangen hatten, während der Hymne zu knien. Zudem hat das Mädchen das Interesse von verschiedenen weltweiten News-Channels geweckt, darunter die britische «BBC» und Amerikas «CNN».

Harper Nielsen gibt dem australischen TV-Sender «9 News» ein Interview.
Harper Nielsen gibt dem australischen TV-Sender «9 News» ein Interview. - Screenshot/9News

Eltern: «Protest ging von ihr aus»

Die Eltern, denen vorgeworfen wird ihr Kind instrumentalisiert zu haben, stellten währenddessen in einem Beitrag von «9News» klar, dass die Entscheidung für den Protest von Harper selbst ausging. «Sie ist eine sehr mutige junge Person, die aufzeigt, was du erreichen kannst, wenn du dich einsetzt für etwas das Du selbst für richtig hältst», sagte ein sichtlich stolzer Vater im Interview mit dem australischen TV-Sender.

Harper selbst sprach im selben Beitrag, dass sie nicht jemand sei, der einfach die Regeln der Erwachsenen befolgen würde, nur weil diese älter sind. Über die Publicity freute sich das Mädchen und störte sich kaum an der lauten Kritik: «Die Leute werden es verstehen und dann mehr darüber nachdenken, warum ich das getan habe.»

Familie Nielsen auf dem Weg in die Kenmore South State School in Brisbane. Die Eltern der kleinen Harper stellen in dem TV-Beitrag klar, dass der Protest von dem Mädchen selbst ausging.
Familie Nielsen auf dem Weg in die Kenmore South State School in Brisbane. Die Eltern der kleinen Harper stellen in dem TV-Beitrag klar, dass der Protest von dem Mädchen selbst ausging. - Screenshot/9News
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