Von Chagos wurden in den 70er-Jahren hunderttausende Menschen vertrieben. Dafür entschuldigt sich Grossbritannien nun. Es sei «beschämend und falsch» gewesen.
Vereinte Nationen
Der Chagos-Archipel, der südlich der Malediven liegt. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Mauritius fordert die Rückgabe der Inseln, die früher zu seinem Territorium gehörten.
  • In den nächsten Tagen sollen Richter entscheiden.

Auf Chagos wurden Anfang der 70er-Jahre hunderttausende Bewohner vertrieben. Nun hat sich Grossbritannien für die erzwungene Umsiedlung von Bewohnern der abgelegenen Inseln im Indischen Ozean entschuldigt. Die Vertreibung hunderter Inselbewohner Anfang der 70er Jahre sei «beschämend und falsch» gewesen, sagte der britische Abgeordnete Robert Buckland am Montag vor dem Internationalen Gerichtshof (IGH) in Den Haag.

Grossbritannien bedaure dies «zutiefst». Buckland äusserte sich als Vertreter der britischen Regierung bei einer Anhörung zum künftigen Status der Chagos-Inseln.

Der afrikanische Inselstaat Mauritius fordert die Rückgabe der Inseln, die früher von Mauritius aus verwaltet wurden. Im Jahr 1965, kurz vor der Unabhängigkeit von Mauritius, trennte London die Inseln ab und behielt sie als Kolonie. Anfang der 70er Jahre vertrieben die britischen Herrscher dann fast 2000 Bewohner des Archipels nach Mauritius und auf die Seychellen, um Platz für einen US-Luftwaffenstützpunkt zu schaffen.

Richter wollen sich unterschiedliche Meinungen über Chagos anhören

Die Richter in Den Haag wollen sich in den kommenden Tagen unterschiedliche Meinungen über den zukünftigen Status der Inselgruppe anhören. Die UN-Vollversammlung hatte den IGH im vergangenen Jahr um eine juristische Stellungnahme gebeten. London sieht das Gericht nicht als geeigneten Ort für die Klärung des Streits an.

«Das ist ein rein bilateraler Streit» zwischen Grossbritannien und Mauritius, sagte Buckland am Montag. Er forderte die Richter am IGH auf, sich einer Stellungnahme zu verweigern.

Die Vertreter von Mauritius hatten zuvor gesagt, die Chagos-Inseln seien «integraler» Bestandteil des Territoriums des Landes. Sie seien kurz vor der Unabhängigkeit «unter Zwang» an London abgetreten worden. «Mehr als 50 Jahre nach der Unabhängigkeit (...) ist die Dekolonisierung von Mauritius nicht abgeschlossen», sagte der frühere Präsident des Landes, Anerood Jugnauth, vor den Richtern.

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