Aufrechter Parteirebell, Kriegsheld, hochgeschätzter Experte: An US-Senator John McCain hafteten viele Etiketten. Aber er hatte auch seine Widersprüche.
John McCain lächelt im Vordergrund einer amerikanischen Flagge, die im Wind weht.
John McCain lächelt im Vordergrund einer amerikanischen Flagge, die im Wind weht. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • John McCain war einer der schärfsten Trump-Kritiker innerhalb der Republikaner.
  • Auch in anderen Bereichen zeichnete er sich durch Härte aus.

Es ist eine Szene aus dem US-Senat, die immer wieder im Fernsehen gezeigt wird, auch im Ausland. Es geht um die Abschaffung von «Obamacare», und diesmal scheinen die Republikaner nahe am Ziel. Alles hängt nun an einem Mann. Langsam geht John McCain ins Zentrum des Rampenlichts, dann dreht er den Daumen nach unten. Es ist das Ende für das Gesetzesvorhaben seiner Parteifreunde.

Trumps Pläne durchkreuzt

Er hatte es wieder getan: Courage gezeigt, sich widersetzt, ganz der «Maverick», der Querdenker, die Idealfigur des Unangepassten – ein Image, das sich John McCain in den Jahren seiner politischen Karriere aufgebaut und sorgsam gepflegt hat. Er machte Trump einen Strich durch die Rechnung bei dessen Herzensanliegen, die verhasste Krankenversicherung seines Vorgängers abzuschaffen. Erst vor wenigen Tagen hatten Ärzte da bei McCain einen Gehirntumor entdeckt, ein Glioblastom. Das war im Sommer 2017.

Nun, ein Jahr später, hat dieser Mann seinen letzten Kampf verloren – und Amerika mit ihm einen der wichtigsten Politiker der Gegenwart, einen aus der schwindenden Zahl jener, die sich im Laufe der Jahre grosse Achtung über Parteigrenzen hinweg erworben haben. McCain starb am Samstag um 16.28 Uhr im Kreise seiner Familie, wie sein Büro mitteilte. «Bis zu seinem Tod hatte er den Vereinigten Staaten von Amerika sechzig Jahre treu gedient», hiess es in der Erklärung.

Parteikollegen in die Suppe gespuckt

Mehr als einmal hat McCain seinen eigenen konservativen Kollegen in die Suppe gespuckt, sich auf die andere Seite geschlagen. Er war milder in Immigrationsfragen als seine Parteifreunde, strikt gegen Folter, für Transgender im Militär. Und: Seit dem Amtsantritt von Donald Trump entwickelte er sich zu einem der schärfsten Kritiker des Präsidenten unter den Republikanern, oft mit knüppelharten Attacken.

John McCain mit entschlossenem Blick – noch vor seiner Krebs-Erkrankung.
John McCain mit entschlossenem Blick – noch vor seiner Krebs-Erkrankung. - keystone

Gegen Trump und im Krieg mit Härte

Kritiker sahen in McCain einen «Überhawk» – einen ausgeprägten Falken und Verfechter militärischer Stärke. Im Irakkrieg unter George W. Bush etwa rief er nach mehr US-Truppen, in Syrien drang er früh auf Bombardierungen durch die Luftwaffe und Unterstützung der Rebellen. In der Ukraine forderte McCain laut Waffenhilfe für Kiew. Fast immer lautete sein Credo: Härte ist besser als Vertrauen.

Mehr als einmal warf er dem Präsidenten mangelhaftes Wertebewusstsein, Unwissenheit und Impulsivität vor. Aber auch McCain selber war dafür bekannt, schnell auszurasten, oft soll er dabei sogar vulgäre Schimpfworte gebraucht haben. Das soll auch neben seinem frühzeitig weissen Haar zu seinem Spitznamen «weisser Tornado» beigetragen haben.

Keine Frage: John Sidney McCain III hinterlässt neben seiner Frau Cindy und sieben Kindern aus zwei Ehen eine grosse Lücke und ein schillerndes politisches Vermächtnis.

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