Mögen Katzen Musik?
Du legst deine Lieblings-Playlist auf – und deine Katze verlässt fluchtartig den Raum. Haben Samtpfoten überhaupt ein Verhältnis zur Musik?

Beim Chillen auf dem Sofa läuft klassische Musik. Deine Katze liegt entspannt neben dir und schnurrt friedlich vor sich hin.
Doch kaum wechselst du beim Hintergrundsound zu Rock oder Pop, springt sie auf und sucht durch die Tür das Weite. Nur ein dummer Zufall oder ist dein Musikgeschmack das Problem?
Forscher haben nun untersucht, welche Musik Katzen wirklich mögen – und die Antworten überraschen.
Wie Katzen Musik wahrnehmen
Katzen hören völlig anders als wir Menschen. Ihr Frequenzbereich reicht von 48 Hz bis zu beeindruckenden 85'000 Hz – deutlich mehr als unser menschlicher Hörbereich, der sich zwischen 20 und 20'000 Hz bewegt.
Katzen registrieren selbst feinste Schwingungen und lokalisieren leiseste Geräusche präzise. Diese Fähigkeit macht sie zu perfekten Jägern, aber auch zu sensiblen Zuhörern.
Laute Musik mit harten Gitarrenriffs oder dröhnenden Bässen empfinden sie als unangenehm und stressig. Ihr empfindliches Gehör nimmt Töne viel intensiver wahr als unseres.
Deshalb flüchten viele Katzen, wenn Heavy Metal oder lauter Pop durch die Wohnung dröhnt.
Katzen brauchen ihre eigene Musik
Klassische Musik von Bach oder Mozart wirkt auf Menschen entspannend. Bei Katzen bleibt die Reaktion meist neutral – sie zeigen weder besonderes Interesse noch Ablehnung.
Der Cellist David Teie komponierte deshalb spezielle Musik für Katzenohren. Seine Stücke enthalten hohe Harfenläufe, die an Vogelzwitschern erinnern, kombiniert mit Cello-Klängen, die dem Schnurren ähneln.

Eine Studie der University of Wisconsin testete 47 Katzen mit verschiedenen Musikstilen. Das Ergebnis: 77 Prozent der Test-Tiere reagierten entspannt auf die speziell komponierte Katzenmusik. Bei klassischer Musik waren es nur 38 Prozent.
Zeigten sie Gefallen an der Musik, näherten sich die Tiere zum Beispiel den Lautsprechern, rieben sich daran und schnurrten sogar mit.
Warum bestimmte Klänge funktionieren
Die Erklärung für dieses Katzenverhalten liegt in der Erfahrung, die die Tiere in den Tagen nach ihrer Geburt machen. Katzenbabys kommen taub zur Welt und entwickeln ihr Gehör erst ab der zweiten Lebenswoche.
Die ersten Klänge prägen sie nachhaltig: das Schnurren der Mutter, Sauggeräusche beim Trinken, ihr Herzschlag. Diese frühen akustischen Erfahrungen bleiben ein Leben lang positiv besetzt.
Schnurren erreicht bis zu 1000 Schläge pro Minute, das heisst Vibrationen im Katzenkehlkopf. Katzenspezifische Musik ahmt genau diese vertrauten Geräusche nach – durch ähnliche Tonhöhen, Vibrationen und Rhythmen.
Schnurr-Vibrationen mit Frequenzen von etwa 25 bis 150 Hz (entsprechend Hunderten von Schlägen pro Minute) können bei Menschen oder anderen Tieren den Herzrhythmus synchronisieren. Kein Wunder, erzeugt Musik, die diesem Tempo folgt, nicht nur bei Katzen ein tiefes Wohlgefühl.
Wissenschaftlich bewiesene Effekte
Mehrere Studien belegen die positive Wirkung. In Tierarztpraxen sank der Stresspegel von Katzen messbar, wenn während der Untersuchung Katzenmusik lief.
Zwei verschiedene Stress-Scores fielen deutlich niedriger aus als bei klassischer Musik oder Stille. Die Herzfrequenz normalisierte sich schneller, die Atmung wurde ruhiger.

Auch das Stresshormon Cortisol sank nachweislich. In Tierheimen zeigte sich Ähnliches: Katzen wirkten ausgeglichener, putzten sich weniger zwanghaft und versteckten sich seltener.
Physiologische Messungen bestätigen diese Beobachtungen durch verbesserte Herzratenvariabilität – ein klares Zeichen für echte Entspannung.
Individuelle Vorlieben beachten
Nicht jede Katze reagiert gleich auf Musik. Manche legen sich direkt vor die Lautsprecher, andere bleiben gleichgültig.
Das Alter spielt eine Rolle – jüngere Katzen zeigen oft mehr Interesse als ältere. Auch die Persönlichkeit entscheidet: Neugierige Katzen erkunden die Klangquelle, schüchterne ziehen sich zurück.
Mit Blick auf die Frage, ob deine Katze Musik mag, geh also wie folgt vor: Beobachte genau, wie dein Tier reagiert.
Legt es die Ohren an oder verlässt den Raum? Dann ist die Musik zu laut oder unpassend. Kommt es näher, entspannt sich oder schnurrt? Perfekt – du hast den richtigen Sound gefunden. Übrigens: Die Lautstärke sollte immer niedrig bleiben, da Katzen viel empfindlicher hören als wir.










