Das Schutzhaus Schöne Aussicht kombiniert Wellness und gute Küche mit einer Lage in luftiger Höhe samt herrlichen Schneepisten und besonderem Tourangebot.
Alpenglühen Frühaufsteher Fotografen Hütte
Das Alpenglühen lockt Frühaufsteher und Fotografen vor die Hütte. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Wellness im Hochgebirge: Das gibt's im Schutzhaus Schöne Aussicht, dem Rifugio Bella Vista
  • In Südtirol, in den Ötztaler Alpen gelegen, lockt es mit Saunafässern und Champagner.
  • Direkt vor der Haustür wartet der Schnalstaler Gletscher mit einem Skigebiet auf.
  • Skibergsteiger nehmen das Schutzhaus als Basislager für einen Besuch beim Ötzi-Grab.

Die Kälte sticht nicht sofort zu, wenn man in 2840 Metern Höhe aus dem Saunafass tritt.

Mit einem Tuch um die Lenden steht man im Schnee, blinzelt in die Sonne, die knapp über den Gipfeln des Saldurkamms steht – und grüsst die drei Tourengeher, die gerade nackt in einen dampfenden Holzzuber steigen.

Auf der Terrasse daneben trinken die Gäste Weissbier oder Spritz und wirken genauso wenig irritiert wie die Skifahrer, die vor der Berghütte aus den Bindungen steigen.

Schutzhaus Schöne Aussicht Skigebiet
Das Schutzhaus Schöne Aussicht liegt am Rande des Skigebiets am Schnalstaler Gletscher. - dpa

Denn dafür ist das Schutzhaus Schöne Aussicht, das Rifugio Bella Vista, in den Ötztaler Alpen berühmt: Wellness im Hochgebirge. Und für das hervorragende Essen. Und seinen umtriebigen Wirt.

Der Eingeborene und die Filmcrews

Paul Grüner ist fast zwei Meter gross und von Bärenstatur; mit Sonnenbrille und Wollmütze, Daunenjacke und Weste über dem hellblauen Hemd schlurft er über die Terrasse, grüsst hier und da Stammgäste, verabschiedet herzlich eine Gruppe angedüdelter Südtiroler.

«Ich bin ein Eingeborener», sagt Grüner, aufgewachsen in Karthaus unten im Schnalstal, wo er auch das Hotel Goldene Rose führt.

Nebenbei bekocht er mit seiner Firma «Ö wie Knödel» Filmcrews, die gerne in dem abgelegenen Seitental des Vinschgau drehen. Eine eigene Kosmetiklinie hat er auch.

Saunafass Gletscher Schutzhütte Schwitzen
Schwitzen im Saunafass am Gletscher: Dass deshalb rund um die Schutzhütte halbnackte Leute rumlaufen, gefällt hier nicht jedem - dpa

Hüttenwirt Grüner ist geschäftstüchtig. Als er 2001 das erste Saunafass aus Lappland per Helikopter zur Hütte fliegen liess, war das eine Sensation.

Nach nur zwei Jahren brannte das Fass ab, doch Grüner liess es vom Tischler originalgetreu nachbauen. Daneben setzte er gleich ein zweites – und einen Jacuzzi. Denn Sauna allein bieten mittlerweile auch andere Berghütten.

Schaumwein und mehrgängiges Dinner

Natürlich gefallen solche Innovationen nicht jedem. «Ich mag es nicht, wenn auf der Schutzhütte halbnackte Leute rumlaufen», sagt ein einheimischer Bergführer.

Auch die Schneekübel voller Schaumweinflaschen entsprechen nicht exakt karger Alpinisten-Orthodoxie, ebenso wie der voll verspiegelte Schuppen für Motorschlitten oder das leuchtende Draht-Rentier.

Zumindest am mehrgängigen Dinner dürften sich aber selbst Traditionalisten kaum stören. «Ich habe Koch gelernt», sagt Grüner, «da hat man natürlich andere Ansprüche». Zudem hätten sich seine Gäste verändert.

Champagner Weissbier mondän Hütte
Champagner statt Weissbier - auf der Bella-Vista-Hütte geht es mondän zu. - pa

«Vor 20 Jahren haben viele ihren Gaskocher mitgenommen und gefragt, ob sie im Schuhraum Suppe machen dürfen. Mittlerweile schätzten es auch die jungen Tourengeher, gut zu schlafen und abends einen Wein zu trinken.»

2006 hat Grüner deshalb die Hütte renoviert. Seitdem gibt es WLAN und heisse Duschen, beim Einseifen kann man durch die Panoramafenster in die Berge schauen.

Die Zimmer aber sind rustikal geblieben, mit alten Betten und kleinen Sprossenfenstern. Längst nicht alle Gäste hier sind Skibergsteiger – vielen genügt das kleine Skigebiet am Schnalstaler Gletscher direkt vor der Haustür.

Zimmer Schutzhütte rustikal
Die Zimmer auf der Schutzhütte sind rustikal geblieben. - dpa

Aus Polen, Italien und Deutschland reisen die meisten Gäste an, die hoch gelegene Alpin Arena Schnals lockt mit ihrer Schneesicherheit Wintersportler aus ganz Europa.

Da es aber im ganzen Tal nur 1200 Betten gibt und dieses für die meisten Tagesausflügler zu abgelegen ist, steht man fast nie am Lift an – selbst in den Ferien und an Wochenenden, sagen die Stammgäste.

Auf zum Steinzeitgrab

Noch einsamer ist man auf der Ötzi-Skitour, obwohl das Ziel alles andere als ein Geheimtipp ist: die Fundstelle des Ötzi, hoch oben am Tisenjoch.

1995 hat Robert Ciatti die Tour zum ersten Mal geführt, im Laufe der Jahre ging er sie mit Wissenschaftlern, Reinhold Messner und dem Ehepaar Simon, den Entdeckern des Ötzi. Die Geschichte vom Steinzeit-Mord und der einmaligen Mumie fasziniert ihn bis heute.

Zur Fundstelle sind es zwar nur sechs Kilometer, «aber wir werden drei bis vier Stunden dorthin brauchen», sagt der 69-jährige Bergführer. «Man muss hoch, runter, queren.» Mit Gegenanstiegen kämen 700 bis 800 Höhenmeter zusammen.

Auf uralten Hirtenpfaden

Rasch verlässt Ciatti die Piste und quert unterhalb der schwarzen Wand. Durch Schneedünen, Wechten und vom Gletscher geschliffene Felsen spurt er voraus. Im Sommer gehe man hier über Geröll, sagt er. «Im Winter ist die Tour viel schöner.»

Gleichmässig wie ein Metronom gleitet Ciatti später den Gletscher hinauf, der zwischen Felskämmen zunehmend schmaler wird. Vor Jahrtausenden schon trieben Hirten ihre Schafe und Ziegen über diese, damals eisfreien Pässe, erzählt er. Gut möglich, dass auch der Ötzi eine Herde führte – und deshalb überfallen wurde.

Ein paar steile Schritte noch, dann steht Ciatti oben: auf dem Hauslabjoch in 3280 Metern Höhe, dem höchsten Punkt der Tour. Die Aussicht ist famos. Verlockend nah ragen Similaun und die Marzellspitzen auf, davor wölbt sich der Niederjochferner, in der Ferne spitzen Ortler und Brenta heraus.

«Der Ötzi ist 5300 Jahre hier gelegen», sagt Ciatti, «was der für ein schönes Grab hatte.»

Ötzi Hauslabjoch Fundstelle
Auf dem Weg zur Ötzi-Fundstelle: Bergführer Robert Ciatti steigt zum Hauslabjoch auf. - dpa

Tatsächlich wartet noch ein kurzer, steiler Abstieg, bis man am Türmchen aus Schieferplatten steht. In vier Sprachen verkündet es die Weltsensation.

Die wahre Fundstelle, 70 Meter entfernt, markiert ein schlichter roter Punkt auf einem Felsbrocken: eine Mulde, in der sich jeden Winter metertief Schnee sammelt.

Nur sehr selten schmilzt er ganz – so wie 1991, nach einem extrem schneearmen Winter und heissen Sommer. Am 19. September kamen Erika und Helmut Simon zufällig hier vorbei. Und knipsten die Leiche mit dem letzten Foto auf ihrem Film.

Selbst wenn man all das gehört und gelesen hat, im Ötzi-Museum und im Archäopark war und vielleicht sogar den seltsamen Ötzi-Kinofilm geschaut hat – erst hier oben wird einem klar, wie absolut erstaunlich dieser Fund war.

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