Der Inselstaat Seychellen erhält grosse neue Naturschutzgebiete. Diese wurden von einer Umweltschutzorganisation «gekauft» – im Tausch gegen Staatsschulden.
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Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Nonprofit-Organisation hat für 22 Millionen US-Dollar Staatsschulden der Seychellen aufgekauft.
  • Im Gegenzug sollen neue Naturschutzzonen etabliert bzw. bestehende ausgebaut werden.

Die Seychellen sind berühmt als Naturparadies. Bereits jetzt sind 15 Prozent der Fläche des Landes, das meiste davon Meeresterritorium, geschützte Naturreserven. Um die trotzdem aus verschiedenen Gründen bedrohte Natur noch besser zu schützen, soll dieser Prozentsatz bis 2021 verdoppelt werden. Nur: Das Einrichten von Naturschutzgebieten hat auch einen Preis.

Die Seychellen sind nun einen ziemlich spektakulären Deal eingegangen: Die Nonprofit-Organisation The Nature Conservancy (TNC) hat für 22 Millionen Dollar Staatsschulden der Seychellen aufgekauft (diese Schulden waren gegenüber Grossbritannien, Frankreich, Belgien und Italien fällig). Im Gegenzug sollen neue Naturschutzzonen etabliert bzw. bestehende ausgebaut werden – eine davon, 74‘000 Quadratkilometer gross, rund um das Unesco-geschützte Aldabra Atoll, die andere rund 134‘000 Quadratkilometer gross, rund um die Gruppe der «Inner Islands». Das neue geschützte Gebiet wird total also etwa eine Fläche so gross wie Grossbritannien umfassen.

TNC hat einen Teil des Geldes selber beigesteuert, aber auch Unterstützung von Donatoren erhalten, etwa von der Leonardo DiCaprio Foundation. Die Weltbank ist laut TNC auch involviert. Ein Teil der Schulden wurde bereits abgezahlt, um die Zinsbelastung zu reduzieren, was wiederum Mittel freimacht, um die Naturschutzzonen zu implementieren.

Die Seychellen setzen stark auf ihre Natur - aber auch das hat seine Grenzen.
Die Seychellen setzen stark auf ihre Natur - aber auch das hat seine Grenzen. - Community

Projekt durch militärischen Seehafen bedroht

Die Seychellen sind mit diesem «debt-swap» sicher auf dem richtigen Weg. Das Land hat längst gesagt, dass die Natur ihr wichtigstes touristisches Kapital ist, welches es zu schützen gibt. Dafür wurde auch in Kauf genommen, dass ein paar einheimische Fischer, welche sich gegen die Meeresreservat-Projekte stellten, beim Entscheid übergangen wurden.

Allerdings sind die Schutzzonen noch nicht eingerichtet. Und zumindest auf Aldabra wird das Projekt von der Seychellen-Regierung selber auch bereits wieder unter Druck gesetzt. Denn auf der Insel Assumption, gerade mal 20 Kilometer vom Aldabra-Atoll entfernt, haben die Seychellen dem Partnerland Indien die Einrichtung eines militärischen Seehafens gewährt. Assumption ist zwar 1140 Kilometer von der Hauptinsel Mahé entfernt und touristisch nicht relevant. Ausserdem liegt es nicht direkt in der geplanten Naturschutzzone. Aber grosse Militärschiffe verschmutzen, dazu müssen vermutlich Fahrkanäle durch Riffe gezogen werden – und das sind nur einige der wohl zu erwartenden Umweltbelastungen in Zusammenhang mit dem Militärhafen. Die Bevölkerung der Seychellen, allen voran der frühere Tourismusminister Alain Saint-Ange, haben sich bereits lautstark gegen das Projekt auf Assumption gestellt; eine Befragung des Volkes ist aber beim Projekt nicht vorgesehen.

Und die Militärbasis ist nicht die einzige Bedrohung. Patrick Joseph, der CEO von PetroSeychelles, wird nicht müde zu erwähnen, dass die Seychellen vermutlich auf grossen Ölreserven sitzen. Zwar wird vorerst nicht gedrillt. Aber es wird interessant zu sehen sein, wie stark der staatliche Wille hinsichtlich Naturschutz ist, wenn grosses Geld von Seiten der Wirtschaft winkt.

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