Nachhaltig in der Hotellerie: Weniger Fleisch, dafür ein Hallenbad

Wer im Hotel Stern in Obsteig (AT) übernachtet, tut das klimaneutral. Der Co2-Ausstoss pro Nächtigung von sieben Kilogramm entspricht einem Spitzenwert in der weltweiten Hotellerie.

Hoteldirektor René Föger tätigt zudem seit 2012 regelmässig CO2-Kompensationszahlungen an Klimaschutzprojekte im globalen Süden tätigt. Das freut das Klima und die Gäste.

Die Betreiber des «Sterns» wurden für ihre Anstrengungen in Sachen Nachhaltigkeit schon mehrfach ausgezeichnet. Und sie sind bestrebt, ihr Wissen weiterzugeben. So werden auch die Gäste ins Energiesparen miteinbezogen.

«Mittels eines Klimaspiels erfahren diese, wie sie ihren Urlaub so nachhaltig wie möglich gestalten können», berichtet René Föger.

Wer mit dem Zug anreist, erhält fünf Prozent Rabatt. Wenn auf die Zimmerreinigung verzichtet wird, gibts Punkte. Wer Treppen anstatt Lift benutzt und auf die Wurst verzichtet, punktet ebenfalls.

Die Reduktion von Fleisch auf der Speisekarte verhilft dem Hotel sogar, insgesamt weniger Wasser pro Nächtigung zu verbrauchen, als früher.

Und dies, obwohl es seit 2021 über ein unterirdisches Öko-Hallenbad verfügt. Denn umgerechnet werden für die «Produktion» eines Kilogramms Rindfleisch 14 000 Liter verbraucht.

«Ich habe mich nicht leicht getan mit dem Bau des Hallenbads. Denn es ist eine ökologische Wildsau», berichtet der Direktor des familienfreundlichen Hotels. Was ihn schliesslich trotzdem dazu bewogen hat, war der Fachkräftemangel.

«Ich wollte meinen rund 40 Mitarbeitern mittels eines Ganzjahresvertrages attraktive Arbeitsbedingungen anbieten. Hallenbad sowie der neue Erlebnis-Spielstadl für Kinder führen zu einer regelmässigeren Auslastung. Und verhelfen zu acht Prozent mehr Nächtigungen.

Aus Wärmedämmungszwecken wurde das Bad unterirdisch gebaut. Auf dem Dach gedeihen nun eine Bienenweide sowie alte Obstsorten für die eigenen Bienen. Da im Zuge des Hallenbad-Baus die komplette Haustechnik erneuert wurde, verbraucht der «Stern» nun trotz des Hallenbads weniger Energie.

Mit eigener Photovoltaik, Solaranlage, Wärmerückgewinnung, Energiespeicher und Ausbau der Holzschnitzel-Nahwärme kann heute 20 Prozent des eigenen Wärmebedarfs abgedeckt werden. Bis zum Jahr 2025 will das Haus 25 Prozent seines Energiebedarfs selbst decken.

Auch das Posthotel Achenkirch in Österreich setzt seit 2012 auf erneuerbare Energien und beheizt die Räume mit Holschnitzeln aus dem eigenen Biomasse-Kraftwerk. Damit Gäste klimaneutral nächtigen, wird der CO2-Ausstoss kompensiert und etwa in den Bau von Solaranlagen in Indien investiert.

Beim Bau der neuen Signature Suites des Fünfsternehauses wurde auf den Verbau von möglichst natürlichen Materialien geachtet. Holz, Leinen und Heilerde kommen im Wandputz der nach dem japanischen Ästhetik-Konzept «Wabi Sabi» gestalteten Zimmern vor.

Diese halten Erdstrahlungen ab, nehmen CO2 auf und regulieren die Feuchtigkeit. Zudem leiht das Adults-Only-Hotel nur E-Autos aus, welche mit eigenem Solarstrom aufgeladen werden. Möglichst viele Lebensmittel werden aus der eigenen Landwirtschaft bezogen.

Um Food Waste möglichst zu verhindern, stehen am Buffet kleine Schälchen bereit. Weggeworfen wird nichts: Haben die Gäste genug, dürfen sich die Mitarbeiter an den Speisen bedienen.

Eine Klimaanlage sucht man vergebens im Posthotel. Die Temperatur wird durch ein ausgeklügeltes System geregelt, das die Räume im Sommer mit Luft aus dem Keller kühlt.

Das Hotel Kaiserhof in Ellmau in der Region Wilder Kaiser (Tirol) setzt schon lange auf Wärmerückgewinnungspumpen. Neu werden mittels der Wärme aus Küchengeräten und Klimaanlage Hallenbad und Aussenpool beheizt.

Die Gastgeber im Österreicher Hotel des Jahres 2022 versuchen in erster Linie Plastik zu vermeiden. Das Lunchpaket wird in Papier verpackt und alle Gäste erhalten eine Aluflasche zum Mitnehmen.

Linksdrehendes Ganderwasser verhindert zudem Kalk und den Einsatz von Chemikalien in den Pools.

Um möglichst regionale Lebensmittel anbieten zu können, arbeitet die Gastgeberfamilie Lampert mit Landwirten aus der Umgebung zusammen. So wird ein Schaffrischkäse von einer jungen Bauernfamilie exklusiv für die Gäste des Fünfsterne-Superiorhotels produziert.

Dies ist nur ein Beispiel der Strategie 2024 der Region. Diese wird unter sechs Themen zusammengefasst: Verantwortung für die Natur übernehmen, Kooperation und regionale Kreisläufe sowie die Lebensqualität fördern.

Weiter sollen soziale Verantwortung übernommen, die Aufenthaltsqualität erhöht und die Arbeit im Tourismus attraktiver werden.

Im über 800-jährigen Hotels Postwirt in Söll stammen stolze 80 Prozent der verwendeten Lebensmittel aus der Gegend Wilder Kaiser. Sogar Zander, Saibling und Forellen kommen aus der Region.

Der Ökostrom des Hotels wird mit Holz aus eigener Forstwirtschaft produziert. Und dank Wasser aus der eigenen Quelle können die Wasserwelten des familienbetriebenen Hotels mit gutem Gewissen beheizt werden.

Noch einen Schritt weiter gehen die Hoteliers des Biohotels Leitlhof in Innichen im Südtirol (IT). Die Gastgeberfamilie Mühlmann verfügt nicht nur über eigene Wärme, eigenen Strom und Wasser, sondern auch Lebensmittel.

Ihr biologischer Bauernhof liegt nur wenige Minuten entfernt und liefert neben Angus Beef auch frisches Gemüse und Kräuter. Weil Strom und Wärmen eigenständig und klimaneutral produziert werden, ist der Leitlhof einer der wenigen energieautarken Hotelbetriebe in Europa.