Einer der schönsten Velowege Spaniens führt durch das idyllische Hinterland Kataloniens bis zu den Stränden der Costa Brava – auf den Spuren von Dampfloks.
Katalonien Park Fluss Berge
Katalonien lädt mit herrlichen Landschaften zum Besuch ein – und nicht nur einmal. - Pixabay
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Das Wichtigste in Kürze

  • Im Vulkan-Naturpark La Garrotxa in Katalonien beginnt die Velo-Tour Ruta del Carrilet.
  • Sie ist eine von Spaniens 127 «grünen» Velo-Routen, die stillgelegten Bahntrasssen folgen.
  • Die alten Bahnstationen dienen Touristen heute als Cafés, Museen oder Restaurants.
  • Auf dem Weg zum Mittelmeer führt die Route unter anderem durch die «katalanische Schweiz».

Wer bizarre Lava-Landschaften wie auf Lanzarote erwartet, dürfte im Vulkan-Naturpark La Garrotxa enttäuscht werden. Zu lange ist es her, dass die kleinen Vulkane hier im Hinterland Kataloniens im äussersten Nordosten Spaniens Feuer spien.

Wiesen und Wälder haben die Vulkane längst mit ihrem grünen Mantel überzogen. Mitten in dieser Hügellandschaft liegt das malerische Dorf Santa Pau. Alte Steinhäuser und verwinkelte Gassen prägen die verschlafene Ortschaft. Es riecht nach Feuerholz.

Dorf Felsen Gestein Architektur Katalonien
Santa Pau besticht durch ein einzigartiges Zusammenspiel aus Architektur und Landschaft. - Pixabay

Hier in der Garrotxa beginnt die Ruta del Carrilet. Sie verläuft von den Vorpyrenäen durch Katalonien bis zur Mittelmeerküste der Costa Brava und ist eine von 127 «Vías Verdes» in Spanien. Wo einst Dampfloks schnauften, verlaufen heute diese «Grünen Wege».

Es handelt sich um stillgelegte Bahntrassen, die zu Wander- und Velo-Routen in fast unberührter Natur und fernab des Autoverkehrs gemacht wurden. Da die Zugstrecken kaum Steigung haben durften, sind die Wege für Velotouren, Genussradler, aber auch für Rollstuhlfahrer und Wanderausflüge mit Kindern optimal.

Die ehemaligen Bahnhofsstationen am Wegesrand wurden häufig in kleine charmante Hotels, Restaurants, Cafés oder Museen umgewandelt. Fast 2500 Kilometer dieser «Grünen Wege» gibt es heute in Spanien.

Vulkanische Küche auf dem Tisch

Über dem mittelalterlichen Ortskern von Santa Pau thront das Castell, die im 14. Jahrhundert erbaute Burg der Barone von Santa Pau. Die sehenswerte Kirche Santa María stammt aus dem 15. Jahrhundert.

«Unser Dorf ist nicht nur ein beliebtes Ausflugsziel, sondern auch ein guter Startpunkt für Wander- und Velorouten in den Naturpark und zu den verschiedenen Vulkanen», sagt Jesús Pont.

An der Placeta dels Balls gegenüber der Burg unterhalten Jesús und seine Frau das Gasthaus Cal Sastre. Es wurde von seinen Grosseltern eröffnet.

Die Tische unter den alten Steinbogengängen sind alle belegt. Jesús' Gäste kommen teils extra die 120 Kilometer aus Barcelona, um hier seine berühmte «vulkanische Küche» zu probieren.

Eine Stärkung, die schwer im Magen liegt

Die Spezialität des Hauses: Fesols de Santa Pau. Die kleinen weissen Bohnen haben eine geschützte Herkunftsbezeichnung. Jesús bereitet sie als Salat mit Stockfisch und Tomaten nach dem Rezept seiner Grossmutter Ramona zu.

«Die Bohnen wachsen nur hier und haben wie andere unserer vulkanischen Produkte, wie Kartoffeln oder Pilze, aufgrund der Erde, des Wassers und des Mikroklimas einen ganz besonderen Geschmack», versichert Jesús, der sein Gemüse selber anbaut.

Bratwurst Butifarra Cilantro Koriander Teller
Die Butifarra-Bratwurst: auch allein ein Genuss. - Pixabay

Nach dem Bohnen-Salat gibt es Cannelloni mit einer Béchamelsosse aus frischen Pilzen, Trüffeln und der katalanischen Butifarra-Bratwurst. «Die perfekte Stärkung für deine Tour», meint Jesús.

Leider hat er unrecht. Das «Vulkan-Menü» war zwar köstlich, liegt beim Velofahren auf dem Weg nach Olot aber auch schwer im Magen. Es geht bergauf und bergab.

Auf den Spuren der Vulkane

38 Vulkane prägen die malerische Hügellandschaft der Garrotxa. Ein alter Steinbruch lässt tief in den Vulkan Croscat hineinschauen und macht die verschiedenen Lavaschichten sichtbar, die in Schwarz, Rot und Braun schimmern.

Am Santa Margarida Vulkan müssen die Fahrräder unten abgestellt werden. Ein kurzer Wanderweg führt durch Eichen- und Kastanienwälder hinauf zum Kraterrand. Im kreisrunden Vulkankrater steht eine kleine romanische Kapelle.

Kappelle Vulkan Rasenfläche Wald
Die Kapelle Santa Margarida in Katalonien, Spanien. - Pixabay

Die Sonne brennt. Um so willkommener ist der Schatten der Bäume auf dem Weg nach Olot durch den märchenhaften Buchenwald La Fageda d'en Jordà.

Hundert Meter über Olot bietet der Montsacopa-Vulkan mit zwei alten Wachtürmen einen herrlichen Blick auf die Altstadt mit ihren imposanten Bürgerhäusern.

Von Olot in die katalanische Schweiz

Olot ist der eigentliche Startpunkt der Ruta del Carrilet. Von ihr führt sie in einem ersten Abschnitt bis Girona und von dort in einem zweiten Teil bis Sant Feliu de Guíxols an der Costa Brava. Insgesamt sind das rund 95 Kilometer Strecke.

Zunächst geht es von Olot aus durch das grüne Tal des Vall d'en Bas, das auch als die «katalanische Schweiz» bekannt ist. Die Strecke geht über Bahnbrücken und durch enge Schluchten, die für die Dampfloks früher in den Stein geschlagen wurden.

Käse und Whisky für die Velo-Touristen

Am Wegrand bei Sant Esteve d'en Bas weist das Schild «La Xiquella» auf eine kleine Käserei hin. Oriol Rizo stellt hier auf traditionelle Weise Kuh- und Schafsmilch her.

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Traditionell hergestellter Ziegen- und Schafskäse gehört zu den kulinarischen Besonderheiten Spaniens. - Pixabay

Seine Käsesorten aus Rohmilch haben zahlreiche Preise gewonnen. Sie schmecken mal nach Haselnüssen, mal nach Mandeln, mal nach Kräutern. Einige sind scharf-würzig, andere mild-cremig. Jedenfalls: Perfekter Proviant für die Tour.

Wenige Kilometer weiter kann man Oriols Käse bei Roy Lawson und Goretti Raurell auf eine wirklich originelle und interessante Weise geniessen. Roy ist Schotte und bietet in seinem Gasthaus direkt an der Ruta del Carrilet Käse-Proben mit Whisky-Verkostung an. Starke Kontraste mit intensiven Geschmackskombinationen ergibt das.

Ihr Gasthaus «La Rectoria de Sant Miquel de Pineda» ist umgeben von Obstbäumen und auf Velo-Touristen spezialisiert. Es handelt sich um ein ehemaliges Pfarrhaus. Direkt daneben steht die romanische Kirche aus dem 12. Jahrhundert.

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