Europas Melodien: Sechs Städte, die Musik atmen
Musik verbindet Vergangenheit mit Gegenwart. Ob alte Volksballade oder futuristischer Techno-Hit – jede dieser sechs Städte hat ihren eigenen Soundtrack.

Du stehst auf einem kopfsteingepflasterten Platz in Sevilla, und plötzlich erklingen die ersten Gitarrenklänge eines Flamenco-Tanzes. Dein Puls beschleunigt sich sofort, oder?
Europa ist ein Kontinent voll musikalischer Schätze, wo jede Stadt ihre ganz eigene Melodie spielt und nur darauf wartet, von dir entdeckt zu werden. Hier kommen unsere sechs Musikstädte für deinen nächsten Trip – inklusive Geheimtipps.
Sevilla – Wo Flamenco deine Seele berührt
Das Herz Sevillas schlägt im Rhythmus des Flamenco, einer leidenschaftlichen Dreifaltigkeit aus Gesang, Tanz und Musik. Diese kunstvolle Tradition ist Geschöpf der Gitano-Gemeinden der Stadt und wurde 2010 sogar zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt.

Die authentischsten Flamenco-Erlebnisse findest du in den traditionellen «Tablaos» der Stadt, speziell dafür erschaffene Szenarien. Von der ungezwungenen Atmosphäre in «La Carbonería» bis hin zu ehrwürdigen Institutionen wie der «Peña Flamenca Torres Macarena»: Hier kannst du die pure Leidenschaft hautnah erleben.
Besuche das Viertel Triana, den angeblichen Geburtsort des Flamenco, und nimm an Eva Izquierdos einstündigen Flamenco-Kursen teil. Das Museo del Baile Flamenco bietet dir zudem einen faszinierenden Einblick in die Geschichte dieser einzigartigen Kunstform.
Galway – Irische Volksmusik am Atlantik
An Irlands Westküste ist der mitreissende Klang einer Fiddle niemals weit entfernt. Galway, eingekuschelt zwischen granitenen Strassen und salziger Atlantikluft, ist seit jeher ein Zufluchtsort für Dichter, Künstler und Musiker.

Die atmosphärischen Pubs der Stadt sind weit mehr als nur Trinkstätten: Hier vibriert die Seele der irischen Folkmusik-Szene. Die «Crane Bar» führt jede Liste der Must-visit-Locations an, während «Monroe's Tavern» sich auf irischsprachige Musik spezialisiert hat.
Erkunde auch das «Latin Quarter» mit seinen charmanten, flaggengeschmückten Gassen und besuche das historische «Tigh Neachtain» aus dem Jahr 1894. Im gemütlichen «Tig Choili» erwarten dich täglich zwei Live-Sessions mit lokalen und gastierenden Musikern.
Stockholm – Die Pop-Fabrik des Nordens
Abba, Roxette, Ace of Base – Schwedens musikalische Exporte lesen sich wie eine Festival-Headliner-Liste. Stockholm ist seit Jahrzehnten ein europäisches Pop-Kraftwerk und bietet heute faszinierende Einblicke in sein hit-produzierendes Erbe.

Das «Swedish Museum of Performing Arts» erforscht die Geschichte und Zukunft von Musik, Theater und Tanz. Die «Avicii Experience» erzählt die Geschichte des verstorbenen Chart-Toppers mit unveröffentlichter Musik und Virtual-Reality-Karaoke.
Stöbere in den Plattenläden Bengans, Snickars und Mickes nach musikalischen Schätzen und besuche unbedingt das interaktive «Abba The Museum». In der Stadt, die der Welt Spotify geschenkt hat, hat Vinyl immer noch seinen besonderen Platz.
Wien – Klassische Klänge im Herzen Europas
Wie die Donau fliesst die Musik durch das Herz der österreichischen Hauptstadt. Einige der grössten musikalischen Virtuosen der Geschichte – von Mozart bis Haydn, von Beethoven bis Strauss – lebten und arbeiteten in Wien.
Die Wiener Staatsoper glänzt als eine der opulentesten Musikstätten der Welt, während der Goldene Saal im Musikverein Heimat des «Vienna Mozart Orchestra» ist. Mozarts Vermächtnis lebt in Darbietungen in der Orangerie des Schlosses Schönbrunn weiter, wo 1786 sein Werk «Der Schauspieldirektor» seine Uraufführung feierte.

Besuche das Mozarthaus für intime Klavierrezitate und die barocke Annakirche für erschwingliche Konzerte. Das «House of Strauss» ist der weltweit einzige erhaltene Konzertsaal, wo zu ihren Zeiten alle vier bekannten Musiker der Strauss-Dynastie aufgetreten sind.
Paris – Jazz-Rhythmen an der Seine
Als amerikanische Truppen im Ersten Weltkrieg in Paris stationiert waren, brachten sie die improvisierten Rhythmen des Jazz mit. In den folgenden Jahren eroberte dieser Sound die Pariser Musikhallen im Sturm.
Die französische Hauptstadt ist übersät mit altehrwürdigen Jazz-Clubs, darunter das quasi «Heiligtum» mit Namen «Le Caveau de la Huchette» am linken Seineufer. Sein Gebäude stammt aus dem 16. Jahrhundert und hat unzählige Swing-Stars beherbergt, darunter Sidney Bechet und Lionel Hampton.

Erkunde die «Rue des Lombards» am rechten Seineufer mit ihren drei erstklassigen Bars: «Duc des Lombards», «Sunset/Sunside» und «Le Basier Salé». Die legendären «Folies Bergère», wo Josephine Baker 1926 in ihrem berühmten Bananen-Outfit auftrat, bleiben ein Art-Déco-Symbol des Pariser Musikerbes.
Berlin – Elektronische Beats nach der Wende
Wenn die deutsche Wiedervereinigung einen Sound hätte, wären es wellige Synthesizer und Drumcomputer. Nach dem Fall der Berliner Mauer 1989 bot die Underground-Elektronikszene West- und Ostberlinern eine Möglichkeit, zusammenzukommen.
Seitdem ist die Stadt zum pulsierenden Herzen der europäischen Elektronik geworden. Venues entstanden in ungenutzten Wahrzeichen der ganzen Stadt und erinnern an die 1990er-Jahre, als Studenten verlassene Gebäude besetzten.

Besuche das «Tresor» in einem stillgelegten Kraftwerk oder das «Kater Blau», eine ehemalige Seifenfabrik am Spreeufer. Das geheimnisvolle «Berghain» mit seiner mysteriösen Einlasspolitik steht ganz oben auf jeder Liste – hier ist fast alles erlaubt.