Die Corona-Krise hat den Sprachreisen-Markt verändert. Während die Schweiz profitieren konnte, mussten andere Länder unten durch. Jetzt wendet sich das Blatt.
London
England zählt zu den beliebtesten Destinationen für Sprachaufenthalte. - Unsplash
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Das Wichtigste in Kürze

  • Corona wirbelte den Sprachreisen-Markt durcheinander. Schüler blieben v.a. in Europa.
  • Nun steigt das Bedürfnis, wieder in die Ferne zu reisen, vor allem bei den Jugendlichen.
  • Das zeigt eine aktuelle Umfrage des Schweizer Sprachreise-Spezialisten Linguista.

Erstmals seit 2019 führte Linguista, ein Schweizer Spezialist für Sprachaufenthalte wieder eine Jahresumfrage durch. Sie gibt Einblicke in das Buchungsverhalten im Bereich Sprachreisen und die Auswirkungen, die Corona darauf hatte.

«Viele Entwicklungen sind auf die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen zurückzuführen», sagt Linguista-Geschäftsführer Claudio Cesarano. «Zu den grössten Hürden gehörten in den letzten drei Jahren die Planbarkeit und Verfügbarkeit.»

Dies betraf vor allem die Unterkünfte. Viele Sprachschulen mussten sich aus Liquiditätsgründen von Residenzen trennen, die sie zuvor für Studierende angemietet hatten.

Daher stiegen die Buchungen bei Gastfamilien gegenüber 2019 um 11 Prozent an.

Mehr Sprachkurse in der Schweiz

Bei den Erwachsenen ist Englisch nach wie vor der Hauptgrund für einen Sprachaufenthalt. 43 Prozent aller Buchungen betreffen Englischkurse. Die Sprache ist vor allem bei Business-Reisenden und der Generation 50plus beliebt.

Haben Sie schon mal eine Sprachreise gebucht?

Auf dem zweiten Platz folgt neu Spanisch, während Französisch auf den dritten Platz zurückgefallen ist. Schüler lernen auf einer Sprachreise vorwiegend Französisch (63%), gefolgt von Englisch (33%) und Italienisch (3%).

Die Rangliste der Destinationen führt erneut England an (28%). Auf dem zweiten und dritten Rang liegen neu Frankreich (15%) und die Schweiz (6%). Dort hatten sich vorher jahrelang die USA und Australien behauptet.

Für Cesarano klar eine Folge der immer wieder ändernden Einreisebestimmungen.

Tabelle Länder Sprachreisen
Die Schweiz war wegen Corona plötzlich auf Rang 3, zeigt die Umfrage von Linguista. - zVg

Dieser Trend dürfte aber bald Geschichte sein. Frankreich hat keine Einreisebeschränkungen mehr und wird sich die Buchungen aus der Schweiz voraussichtlich zurückholen. Zudem zieht die Nachfrage für die USA und Australien seit einigen Monaten stark an.

Deutlich langsamer erholen sich die Konkurrenzdestinationen Kanada und Neuseeland sowie die spanischsprachigen Reiseziele.

Argentinien und Kuba, die sehr beliebt waren, sind immer noch auf tiefem Niveau. Ein Aufschwung ist dagegen spürbar bei Kolumbien, Mexico, Costa Rica und Südspanien.

Weniger Business-Reisende, mehr Schüler

Business-Sprachkurse werden zurzeit noch deutlich weniger gebucht als vor Covid-19. Trotzdem zeigt sich Cesarano zuversichtlich. «Mit den neuen Arbeitsmodellen und den Bemühungen bezüglich Arbeitgeberattraktivität, könnten Weiterbildungen im Businessbereich wieder attraktiver werden.»

So nennen 13 Prozent der Umfrageteilnehmer den Arbeitgeber als Beweggrund für ihren Sprachaufenthalt. Vor drei Jahren waren es erst drei Prozent.

London Bus Sprachen
Auch wenn die Einreisebedingungen verschärft wurden: London bleibt eines der beliebtesten Ziele für Sprachschüler. - Unsplash

Erfreulich ist die Situation bei den Schülersprachreisen. Die Klassen sind grösser als in den letzten zehn Jahren. Zurückzuführen ist dies vor allem auf die demografische Entwicklung.

Ein Risiko sind die verschärften Einreiseregeln in Grossbritannien, dem wichtigsten Markt von Linguista: Seit dem Brexit ist es nicht mehr möglich, mit einer Identitätskarte in das Vereinigte Königreich einzureisen.

Zudem benötigen Jugendliche mit Migrationshintergrund ohne Schweizer- oder EU-Staatsbürgerschaft zum Teil neu ein Visum.

Online-Kurse? Nein Danke!

«Grundsätzlich ist ein hoher Nachholbedarf zu verzeichnen und wir erhalten wieder mehr Anfragen für längere Auslandaufenthalte», so Cesarano.

Online-Kurse sind dagegen kein Thema mehr. «Der Wunsch nach realen Erlebnissen und Begegnungen ist gross, vor allem bei den Jugendlichen.»

Auch bei den Reisenden 50plus erwartet Linguista eine Buchungszunahme, insbesondere für England, Malta, Irland und Italien.

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