Das Beste an heissen Sommertagen: Wandern am Fluss
Null Aufstiege, viel Schatten, und am besten auch gleich kühles Wasser neben dem Weg. Fünf Wanderungen, die auch im Sommer eine gute Option sind.

Das Wichtigste in Kürze
- Wir stellen fünf coole Wanderungen für heisse Sommertage vor.
- Naturnahe Flusswanderungen in der Schweiz: Emme, Thur, Aare, Reuss und Engadin.
- Renaturierte Flussabschnitte bieten idyllische Pausenplätze und Artenvielfalt.
An schwülwarmen Tagen, wenn einem schon früh am Morgen das Hemd am Körper klebt, schmilzt die Lust auf eine anstrengende Bergwanderung wie ein Glacé an der Sonne.
Dann wünscht man sich nichts anderes als null Aufstiege, viel Schatten, und am besten auch gleich kühles Wasser neben dem Weg. Das alles geht wunderbar unter einem Sonnenhut – mit einer Wanderung, einem Fluss entlang.
Entschleunigen und Geniessen ist hier das Motto, und am liebsten würde man alle zwanzig Minuten eine Pause machen, die Füsse ins kalte Nass halten, den Vögeln lauschen oder in eine leichte Lektüre eintauchen.
Hier kommen fünf der schönsten Flusswanderungen in der ganzen Schweiz – für fünf coole und entspannende Tage.
Die wilde Emme kann auch sanft
Die Emme gehört zwar nicht zu den grossen Namen der Flüsse in der Schweiz, doch bei ihr gilt umso mehr: Klein, aber oho! Sie entspringt ganz oben zwischen Hohgant und Augstmatthorn und fliesst durch das Emmental bis zur Aare bei Solothurn. Und wenn oben in den Bergen die Wolken brechen, kann die Wassermenge gar auf das Zwanzigfache anschwellen.
Bei gutem Wanderwetter aber ist es ein Genuss, dem friedlichen Fluss entlangzuspazieren. Und dies erst recht, da in den letzten Jahren schon einige Renaturierungen umgesetzt wurden – gleich unterhalb von Aefligen etwa wurde die Breite des Flussbettes verdreifacht, und auch kurz vor Gerlafingen wurde die Blockverbauung am Ufer entfernt und zusätzlich ein Altarm reaktiviert.

So sind wieder idyllische und natürliche Flussabschnitte entstanden. Tipp: In Utzenstorf einen kleinen Umweg zum Wasserschloss machen.
Die Wanderung: Von der Bahnstation Aefligen der Emme entlang bis zur Bahnstation Gerlafingen. 11,3 Kilometer, praktisch eben, circa 2,75 Stunden.
Besinnlich und wild im Toggenburg
Ist sie ein Fluss, ist sie ein Bach? Jedenfalls: Die Thur hat auf ihrem 135 Kilometer langen Weg vom Alpstein bis zu ihrer Mündung in den Rhein bei Flaach viele Gesichter.
Besonders abwechslungsreich für eine Uferwanderung ist die Strecke zwischen Nesslau-Neu St. Johann und Ebnat-Kappel, also im Herzen des Toggenburgs. Hier pendelt die Thur manchenorts in entspannten Kurven hin und her, während sie kurz darauf über eine Felsstufe tost – oder sich gleich ein richtiges Tobel in den Fels gegraben hat.

Kein Wunder gibt es hier jede Menge schöner Pausenplätze zum Sitzen, Sinnieren und Geniessen. Nach einer längeren Anreise kann man dies besonders schön kurz nach dem Start zur Wanderung, auf der kleinen Helgoland-Insel mit einer Kapelle und einem Picknick-Platz.
Die Wanderung: Von Nesslau-Neu St. Johann auf dem Thurweg 24 entlang bis nach Ebnat-Kappel. 10,2 Kilometer, 80 Meter Aufstieg, 110 Meter Abstieg, circa 2,5 Stunden.
Ein grosses Stück renaturierte Aare
Auenlandschaften sind nicht nur faszinierend, sie sind auch überaus artenreich. In der Schweiz umfassen sie zwar nur 0,7 Prozent der Landesfläche, aber in ihnen können 84 Prozent der Tierarten leben. Und 12 Prozent der Tierarten können sogar nur in unseren Auen leben. Leider sind durch Flussverbauungen 90 Prozent der Auen verloren gegangen.
In den letzten Jahren hat aber ein Umdenken eingesetzt, und Vorreiter ist hier der Kanton Aargau, mit seinem Auenschutzpark. Das Kernstück dieses Netzes ist die Aare zwischen Aarau und Wildegg. Hier gibt es neue Altarme, Seen und Tümpellandschaften – und sogar einen fast zwei Kilometer langen neuen Flusslauf.

Also: Rucksack und Feldstecher einpacken, losziehen und die Ohren auf für das Quaken der Frösche oder den wunderschönen Gesang des Pirols oder der Mönchsgrasmücke.
Die Wanderung: Vom Bahnhof Aarau auf dem Aargauer Weg 42 bis zum Bahnhof Wildegg. 10,9 Kilometer, praktisch eben, circa 2,75 Stunden.
Neues Auen-Leben an der Reuss
Wo die Reuss oben in der Schöllenen noch ein wilder, uriger Bergbach ist, ist sie unten, in den Ebenen des Mittellandes, ein meist ruhiger, stiller Fluss – wunderbar für eine erholsame Wanderung an seinen Ufern. Auch an der Reuss liegen einige Juwelen des Auenschutzparkes Aargau, der in den letzten 30 Jahren geschaffen wurde.
Das neueste Renaturierungsgebiet liegt unterhalb des Dorfes Mühlau. Hier wurde auf der linken Reuss-Seite ein grosses Gebiet von etwa 20 Hektaren renaturiert; Teile davon wurden erst 2024 neu geflutet. Etwas weiter unten liegt der Schoren Schachen, mit Amphibien-Tümpeln, Mager- und Riedwiesen.

Und für Träumerinnen gibt es lange, verträumte Wege im Uferwald direkt am Fluss. Ein wunderbares Gebiet für Stillesuchende und Naturgeniesser.
Die Wanderung: Von der Bahnstation Mühlau an die Reuss und dieser entlang bis nach Rottenschwil, Hecht. 13,1 Kilometer, praktisch eben, circa 3,25 Stunden.
Rauschende Flüsse unter der Engadiner Sonne
Als wären die weite Hochebene im Oberengadin, mit ihren Seen und der ganzen Bergwelt, nicht genug, gibt es hier auch noch Fluss-Perlen, und das gleich im Doppelpack: mit dem Flaz und dem Inn.
Die Wanderung durch diesen Schweizer Landschafts-Schatz führt von Samedan dem neu gestalteten und renaturierten Alten Flaz (auf der Karte Flaz Vegl) entlang bis fast nach Punt Muragl und folgt dann dem eigentlichen Flaz und später dem Inn bis nach Bever.

Ein besonders spannendes und grosses Auengebiet durchwandert man gegen Schluss der Wanderung, in der Region des Lej da Gravatscha, mit zahlreichen Seitenarmen, Tümpeln und Kiesbänken. Bitte Tafeln zum Schutz der Flussregenpfeifer beachten; die äusserst seltenen Vögel brüten auf den Kiesbänken und sind sehr störungsempfindlich.
Die Wanderung: Von Samedan dem Flaz Vegl entlang bis fast nach Punt Muragl und nun dem Flaz und dann dem Inn entlang nach Bever. 9,7 Kilometer, praktisch eben, circa 2,5 Stunden.