Die Bernerin Tina* ist neu auf der Dating-Plattform von Tinder. Die 25-Jährige berichtet über ihre Dates. Heute trifft sie einen Profifussballer.
Tinder-Tina
Die Bernerin Tina* lernt die Tinder-Welt hautnah kennen. - Nau
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Das Wichtigste in Kürze

  • Tina* ist 25 Jahre alt und seit Kurzem wieder Single.
  • In der dritten Folge lief vor lauter Nervosität gar nichts mehr.
  • Heute datet Tina einen Fussballer aus der Super League.

Mit dem letzten Tinder-Mann Nando* harmonierte es überhaupt nicht. Auch meine Libido wurde enttäuscht. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als weiter zu swipen. Das tue ich zusammen mit meiner besten Freundin. Zu wenige Bilder – zu viel Extremsport – zu viele Piercings!

Dann plötzlich ein gemeinsames «Wow!». Wir stossen auf das Profil von Patrick*. Das erste Bild zeigt ihn vor dem Eiffelturm. Etwas kitschig, aber wieso nicht. Ich wische nach links und sehe ein zweites Foto aus dem Urlaub. Lässig sitzt Patrick auf dem Rand eines Schwimmbeckens, lehnt sich zurück und entblösst sein stählernes Sixpack. Und zack ist das Like auch schon verschickt. Sieh an, «It's a Match».

Die Tücken des Halbwissens

Aus Langeweile swipe ich noch etwas weiter. Dann meldet sich Patrick plötzlich. Er will wissen, was ich gerade tue. Er liege gemütlich auf der Couch und schaue Fussball. Klar, da ist ja noch ein wichtiges Bundesligaspiel heute Abend, wie konnte ich das nur vergessen? «Interessierst du dich etwa für Fussball?», will er wissen. Sicher, aber hauptsächlich für die Super-League, antworte ich.

Ich will wissen, was Patrick beruflich macht. «Ich habe eine handwerkliche Lehre abgeschlossen.» Schön und gut, aber das wird wohl eine Weile her sein. Schliesslich ist Patrick Anfang 30. Was er denn aktuell mache, frage ich ihn. «Ich spiele Fussball ...» Ups, wie peinlich. Zuerst trumpfe ich mit meinem Fussball-Halbwissen gross auf und dann so was.

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Patrick interessiert sich nicht nur auf dem Feld für Fussball. - Pixabay

Meine Neugier ist geweckt. Ich weiss den Vornamen und den Wohnort aus seinem Tinder-Profil und mache mich auf die Recherche. Name und Verein sind schnell gefunden. Patrick, der «Profifussballer», inklusive Sixpack und gut gereift– auf was warte ich noch?

Was ist nur mit diesen Kindern?

Zu unserem Date bringe ich Tausend Fragen und auch Angst mit. Was, wenn wir nur über Fussball sprechen? Irgendwann ist dann auch mal genug. In den Interviews, welche Patrick gibt, wirkt er nicht gerade wie der extrovertierte Typ. Auch beim Schreiben lässt er sich unglaublich viel Zeit.

Als ich am Bahnhof ankomme, verpuffen alle Sorgen im Handumdrehen. Es fühlt sich an, als ob wir uns schon ewig kennen würden. Patrick erzählt mir von seiner Familie, seinem Leben als Profifussballer und seiner ungewissen Karriere.

Und aus dem Nichts spricht er auf einmal von seiner Ex. Einer Fernbeziehung. Sie wusste nicht, ob sie Kinder haben möchte, er hingegen schon. Obwohl es nicht mein liebstes Thema fürs erste Date ist, bin ich ehrlich zu ihm: Eine Familie ist für mich ein Muss! Nicht heute, nicht morgen, aber irgendwann einmal. «Das sehe ich genau so wie du», ist seine Antwort. Und spätestens jetzt weiss ich, dass wir uns auf derselben Wellenlänge bewegen.

In der zweiten Bar angekommen, werden die Gespräche intimer. Patrick eröffnet mir die Tiefpunkte seiner Karriere, er spricht vom Verlust geliebter Menschen und wirkt vollkommen authentisch. Dieser Blickkontakt, der einfach nicht abreisst, ist etwas ganz Besonderes. Es fühlt sich an, als könnte ich direkt in die Seele dieses Mannes sehen.

Weit am Tor vorbei geschossen

Auf dem Rückweg zum Bahnhof schnorrt sich Patrick eine Zigarette von mir. Damit hätte ich nicht gerechnet! Es zeigt mir jedoch, dass auch er nur ein Mensch mit Lastern ist. Obwohl Profifussballer, wirkt Patrick bodenständig und ruhig.

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Auch ein Profi-Kicker wie Patrick hat seine Laster. - Pixabay

Und dann muss ich die Frage aller Fragen stellen: Sehen wir uns wieder? «Ja! Ja, aber natürlich. Also – möchtest du das denn auch?» Und ob ich will! Mein Strahlen reicht vom einen Ohr zum anderen, als ich mich auf den Heimweg mache. Dieses Date war wundervoll!

Ob Patrick genauso empfindet? Seine Nachricht am nächsten Tag spricht dafür. «Es war wirklich ein toller Abend», schreibt er. Nur einen Tag danach dann der Fall-Rückzieher: «Es war echt lustig, aber ich denke, es wird wohl eher freundschaftlich bleiben.» Und da steh ich nun – nicht gerade im Offside, aber in der Friendzone, neben der Auswechselbank. Zur netten «Freundin» degradiert. Ich bin total deprimiert. Einen halben Tag lang.

Lieber Patrick, danke für den tollen Abend. Aber auch du solltest wissen, dass Singles auf Tinder nicht nach guten Freunden, sondern nach Beziehungen suchen.

Würdest Du einen Profi-Kicker daten?

Wie mich Dan* mit einer Sprachnachricht abturnt, erfahrt ihr morgen in Folge 5. Selbe Zeit, selber Ort.

*Die Namen sind zur Verfremdung der Personen abgeändert.

Bisher erschienen:

Folge 1 – «Gebrochenes Herz führte mich auf die Dating-Plattform»

Folge 2 – «Bei der Kinderfrage musste ich dreimal leer schlucken»

Folge 3 – «Er sprach von Film schauen, meinte aber sein Bett»

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