Der Viagra-Wirkstoff Sildenafil hilft gegen Höhenangst und hält Schnittblumen frisch. Vor allem aber unterstützt die blaue Pille seit zwei Jahrzehnten Millionen Männer mit Erektionsstörungen.
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Die brasilianische Armee hat Tausende Dosen Potenzmittel bestellt. - dpa

Als erste orale Therapie für Erektionsstörungen bot Viagra grosse Vorteile. «Vorher musste man sich eine Spritze in den Penis setzen, was natürlich die allerwenigsten wollten. Man konnte sich am Penis operieren lassen – mit Schwellkörperimplantaten, wo Hydraulik eingebaut worden ist –, oder man musste eine Vakuumpumpe mit Ringen verwenden», berichtet Urologe Frank Sommer, Universitätsprofessor für Männergesundheit in Hamburg, von den weniger attraktiven Alternativen. Viagra ist in der Schweiz weiterhin rezeptpflichtig.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Heute vor 20 Jahren kam Viagra in den USA auf den Markt.
  • Ein halbes Jahr später war sie auch in Europa erhältlich.
  • Die Pille hat dazu beigetragen, dass mit dem Problem der Impotenz einfacher umgegangen wird.

Vor 25 Jahren waren Pharmaforscher der Firma Pfizer eigentlich auf der Suche nach einem Medikament gegen Bluthochdruck. Doch als Minenarbeiter in England den Wirkstoff in einer Studie testeten, traten unerwartete Nebenwirkungen zu Tage: Die Männer berichteten, durchaus erfreut, das Mittel verschaffe ihnen häufiger und längere Erektionen. «Das war der Durchbruch», erinnert sich der Chemiker David Brown in einem Interview an den Moment, an dem seine Kollegen das Potenzial des Zufallsfundes noch gar nicht sahen.

Konkurrenzprodukte

Fünf Jahre später, am 27. März 1998, kam der Wirkstoff Sildenafil unter dem Markennamen Viagra in den USA auf den Markt – begleitet von einer fulminanten «Time»-Coverstory mit dem Titel «Die Potenz-Pille». Ein halbes Jahr später war sie auch in Europa erhältlich. Seitdem hat die kleine blaue Tablette das Sexleben von zahlreichen Männern – und Frauen – weltweit verändert: Mehr als 64 Millionen Männern schluckten bisher insgesamt über drei Milliarden Pillen, berichtet Pfizer. Das Unternehmen machte Milliardengewinne.

«Viagra-Effekt»

Sildenafil verhilft etwa 70 Prozent der Männer mit akuten Problemen zu einer Erektion – aber nicht automatisch, sondern nur, wenn der Mann auch erregt ist. Mittlerweile gibt es diverse Konkurrenzprodukte – seit 2013 ist der Patentschutz für Viagra in Europa ausgelaufen, Ende 2017 auch in den USA (Nau berichtete). Das versetzte den Produkten, die nicht von der Krankenkasse erstattet werden, weiteren Aufschwung.

Die blauen Viagra-Pillen und weisse generische Varianten.
Die blauen Viagra-Pillen und weisse generische Varianten. - dpa

Heute sprechen Experten vom «Viagra-Effekt» - denn mit dem Aufkommen der Tablette trauten sich Männer erstmals im grösseren Umfang über ihre Probleme im Bett zu sprechen. Ein Grund dafür: Aus dem Problem Impotenz – für viele Betroffene mit sozialem Stigma und dem Makel des «Nicht-Könnens» versehen – wurde nun sachlicher die Erektile Dysfunktion. Ein medizinischer Fachbegriff, mit dem irgendwie einfacher umzugehen war.

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