Wer sich die Freunde vor allem bei der Arbeit gesucht hat, bleibt nach der Rente allzu oft allein zurück. Das will eine Online-Plattform nun ändern.
Nach der Pensionierung haben viele Rentner das Gefühl, alleine zurück zu bleiben, während die Gesellschaft an ihnen vorbei zieht.
Nach der Pensionierung haben viele Rentner das Gefühl, alleine zurück zu bleiben, während die Gesellschaft an ihnen vorbei zieht. - Pixabay
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Sehr viele alte Menschen sind nach dem Verlust des Partners einsam.
  • Darum wurde das Online-Portal Sozialkontakt.ch gegründet.
  • Hier werden Hobbies geteilt, Freundschaften geknüpft und manchmal die Liebe gefunden.

Die 78-jährige, verwitwete Theres sucht «eine ältere Kollegin, die gerne Spaziergänge, Bus- Flug- Städtereisen und Kreuzfahrten mit mir teilen würde». Denn: «Es ist nicht sehr attraktiv allein zu reisen.» Eine Namensvetterin von ihr «möchte Ausflüge machen, Ferien, Jassen, tanzen, Höck, mit Anderen reden» und dazu ab und an ins Theater.

Doch woher soll die Gesellschaft kommen? Gerade für Senioren ist es nicht immer leicht, neue Bekanntschaften zu machen.

«Einsamkeit ist Scham behaftet»

«Einsamkeit ist Scham behaftet in unserer Gesellschaft», sagt Roland Huster. Zuzugeben, dass die Freunde fehlen – das braucht in jedem Alter Mut. Darum hat Huster zusammen mit seiner Frau, einer Spitex-Mitarbeiterin, die Online-Plattform Sozialkontakt.ch ins Leben gerufen. Kostenlos können hier Inserate aufgegeben und Gleichgesinnte gesucht werden.

Walter ist zwischen 75 und 80 und sucht Musikanten für die gelegentliche Stubete. Ruedi geht auf die achtzig zu. «Reisen mit meinem Autohome durch Europa, das ist meine Leidenschaft – aber nicht mehr alleine», schreibt er. Romy, etwas über siebzig, hätte gerne «unternehmungslustige Kolleginnen und Kollegen», die auch mal einen Jass klopfen mögen. Und die 70-jährige Franziska sucht eine Begleitung für ihre E-Mountainbike-Touren.

Vitamin d
Hochdosiertes Vitamin D3 hilft bei Senioren zur Krebsprävention. - Pixabay

Dank Ruedi, Romy und Co. läuft die Seite: In den letzten zwölf Monaten wurde via Sozialkontakt.ch 17'500 Mal Kontakt aufgenommen. «Ob die Menschen sich dann auch tatsächlich getroffen haben, sehen wir nicht», sagt Huster – die Seite verfügt nämlich bewusst über keine Chat-Funktion. «Es soll kein endloses Pingpong entstehen, sondern so bald wie möglich zu einem Treffen in der realen Welt kommen», erklärt Huster.

Durchschnittsalter 50 plus

Das Durchschnittsalter der Kontaktsuchenden liegt bei 50 Jahren. «Allerdings sind unsere ältesten Inserenten teilweise über 80, die jüngste Person dagegen 16 Jahre alt» sagt Huster. Eine Häufung gibt es nicht nur bei den 50-jährigen, sondern auch bei den 30-Jährigen. Das hat Huster erstaunt. «Offenbar ist unsere Seite cool», sagt er und lacht.

Nach oben allerdings sind die Leute schwerer zu erreichen: «Es gibt zwar einzelne, denen die Kinder oder Enkel ein Profil einrichten. Uns ist aber klar, dass wir die älteren Menschen, die keinen Internetanschluss haben, nicht erreichen.» Das werde sich erst verändern, wenn die heute 60-Jährigen ins Betagten-Alter kommen.

Tinder für Alte?

Es gibt auch den einen oder die andere, die nicht nur nach Freundschaft suchen. So schreibt etwa der 75-jährige Sebastian: «Suche Kontakt für alles was das Leben hergibt. Die Erotik mit dem richtigen Partner darf nicht fehlen.» Tinder für Opa?

Erst wollten Herr und Frau Huster solche Inserate entfernen: «Dating-Plattformen gibt es ja wie Sand am Meer». Den Husters aber ging es darum, Menschen mit gleichen Interessen zu Freunden zu machen. Doch die beiden sind von ihrer strikten Linie abgekommen: «Leute verlieben sich nun mal auch beim Wandern oder im Museum», sagt Huster und zuckt die Schultern. Das lasse sich nun mal nicht vermeiden.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

TheaterJassenFerienChatTinder