Die Labels haben «Modest Fashion» als Markt entdeckt – aber vielen fehlt noch ein Gespür für zurückhaltende, modische Looks.
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Ein Model mit Kopftuch trägt eine Kreation des Labels Max Mara bei der Mailänder Modewoche. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • In den vergangenen Jahren kam muslimische Mode immer mehr auf.
  • Viele Kunden fühlen sich von den Modekonzernen aber immer noch ignoriert.

Islamische Mode bei Chanel, Versace und Burberry. Sport-Kopftücher bei Nike, Hidschabs aus Jeansstoff bei American Eagle. Dazu Kollektionen zum Fastenmonat Ramadan bei Mango, DKNY, Zara und Tommy Hilfiger.

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Ein Model präsentiert eine Kreation des Labels Chantique auf der Torino Fashion Week. - dpa

Die Modewelt scheint Muslimas endlich als Kundinnen wahrzunehmen. Doch viele Frauen empfinden die Auswahl immer noch als zu begrenzt und wünschen sich von den Marken mehr Feingefühl.

«Modest Fashion» als neues Schlagwort

«Modest Fashion» heisst das Schlagwort, unter dem zurückhaltende Mode sich in den vergangenen fünf Jahren im Mainstream etabliert hat. Also etwa Kleidungsstücke mit längeren Säumen und Ärmeln, höheren Halsausschnitten und blickdichten Stoffen. Models erscheinen mit Kopftuch auf dem Catwalk, Modemagazine zeigen Muslimas auf Titelseiten.

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Ein Model präsentiert eine Kreation des Labels Chantique auf der Torino Fashion Week. - dpa

Der jährlich um fünf Prozent wachsende Markt soll 2023 umgerechnet 326 Milliarden Euro umfassen. Das heisst es im Jahresbericht zur islamischen Wirtschaft des Medienkonzerns Thomson Reuters. Dem Pew-Center zufolge sind Muslime auch die am schnellsten wachsende Religionsgemeinschaft der Welt.

Muslimas fühlen sich ignoriert

Und trotzdem scheint das Angebot die Wünsche der Käuferinnen oft noch zu verfehlen. In einer Befragung von 500 muslimischen Kundinnen der Kreativagentur ODD erklärten 86 Prozent: Sie fühlen sich von gewöhnlichen Modehändlern und -ketten ignoriert. 93 Prozent der Befragten sagten, dass sie solche Geschäfte eher besuchen würden, wenn es dort auch zurückhaltende «Modest»-Kollektionen gäbe.

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Alia Khan, Vorsitzende des Islamic Fashion Design Council (IFDC) in London. - dpa

Alia Khan, Vorsitzende des Islamic Fashion Design Council (IFDC) in London, spricht von einer «Lernkurve». Und von der Gefahr, Werte der Käuferinnen zu missachten.

Der IFDC berät unter anderem Hersteller und Designer. Damit diese nicht in Fettnäpfchen treten und modische Teile auf den Markt bringen.

Veraltete Rollenmuster

Dazu kommen veraltete Rollenmuster. Die neue Kollektion islamischer Abaja-Gewänder bei Dolce & Gabbana wird etwa als «Träumerei in Wüstendünen und im Himmel des Nahen Ostens» sowie als Geschichte über die «wundervollen Frauen Arabiens» beschrieben. Ein wenig fühlt man sich an Geschichten aus Tausendundeiner Nacht erinnert.

Dass es auch anders geht, zeigt der Online-Händler Modanisa mit Sitz in Istanbul. «Diese Frauen wollen sich ausdrücken, haben aber einige Grenzen», sagt Marketing-Direktorin Burcu Yilmaz über die Kundschaft.

Dabei gehe es nicht nur um Religion. Sondern auch um das Bedürfnis, bei einer Hochzeit, Abschlussfeier oder bei der Arbeit zurückhaltend, aber eben modisch gekleidet zu sein.

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