Aufschieben ist (manchmal) der Schlüssel zum Erfolg

Janine Karrasch
Janine Karrasch

Bern,

Was du heute kannst besorgen ..., das verschiebe ruhig auf morgen! Aufschieberitis macht uns nämlich glücklich, so ein Experte.

prokrastination
Das richtige Aufschieben will gelernt sein – und bietet unerwartet viele Vorteile. - Depositphotos

Jeder kennt es, jeder tut es – aufschieben. Was wÄre, wenn dieses oft verpönte Verhalten uns eigentlich dabei helfen kann, glücklicher zu sein? Sozialwissenschaftler und Glücksforscher Arthur Brooks behauptet genau das in seinem Buch «The Happiness Files: Insights on Work and Life».

Die zwei Gesichter der Prokrastination: Faulheit oder Glück?

Brooks erklärt, dass bereits die alten Ägypter Prokrastination auf zwei verschiedene Arten betrachteten: als pure Faulheit oder als «Warten auf den richtigen Moment». Dieser Unterscheidung kommt eine Schlüsselfunktion zu, denn sie zeigt, dass nicht jede Form des Aufschiebens schlecht ist.

hamlet shakespeare
«Sein oder nicht sein?»: Shakespeares Hamlet ist wohl der Inbegriff des Aufschiebers. - Depositphotos

Während chronische Prokrastination definitiv schädlich für dein Wohlbefinden ist, kann gezieltes Verzögern bei kreativen Aufgaben sogar förderlich sein. Der Trick für die bessere Wahl liegt darin zu erkennen, wann du aus Angst oder Überforderung aufschiebst und wann du intuitiv auf den perfekten Moment wartest.

Brooks betont, dass du dir ehrlich die Frage stellen solltest: «Fühle ich mich durch meine Art zu prokrastinieren ausser Kontrolle oder unglücklich?» Wenn deine Antwort «Ja» lautet, dann handelt es sich um schädliche Prokrastination, die du lieber angehen solltest.

Der Check-up: Wo stehst du wirklich?

Gelegentliches, bewusst eingesetztes Aufschieben kann hilfreich sein, aber ständiges Verschieben von Aufgaben ist definitiv kontraproduktiv.

Es geht darum, den Unterschied zwischen strategischem Warten und destruktivem Vermeidungsverhalten zu erkennen. Brooks rät dazu, deine Gewohnheiten genau zu analysieren und herauszufinden, welche Muster sich in deinem Aufschiebeverhalten zeigen.

Wenn du merkst, dass bestimmte Aufgaben immer wieder liegen bleiben, könnte das ein Hinweis darauf sein, dass diese Tätigkeiten nicht zu dir passen. Manchmal ist Prokrastination nämlich dein Unterbewusstsein, das dir sagt: «Hey, das hier macht mich nicht glücklich!»

Kreatives Verzögern: Die Kunst des richtigen Timings

Für kreative Projekte empfiehlt Brooks eine ganz spezielle Technik: Er wartet einen Tag, nachdem er eine Artikelidee entwickelt hat, bevor er mit dem Schreiben beginnt. «Ich notiere mir meine Idee, denke darüber nach, schlafe eine Nacht darüber, gehe spazieren und fange dann an zu schreiben», erklärt der Forscher.

vater und sohn spazieren
Während du Luft schnappst, arbeitet dein Gehirn bereits weiter. - Depositphotos

Diese bewusste Verzögerung gibt dem Gehirn Zeit, die Idee zu durchdenken und zu verfeinern. Wichtig ist dabei, dass du nicht eine ganze Woche wartest, sondern nur einen oder zwei Tage.

Das Ziel ist es, deinem Unterbewusstsein Zeit zu geben, an der Aufgabe zu arbeiten, ohne dass du aktiv darüber nachdenkst. Oft entstehen die besten Einfälle nämlich nicht am Schreibtisch, sondern beim Duschen, Spazierengehen oder in anderen entspannten Momenten.

Intelligentes Pausieren: Die Macht des Unvollendeten

Einer von Brooks' cleversten Tipps ist es, Projekte an einem Punkt zu pausieren, an dem du richtig Lust auf den nächsten Schritt hast. Wenn du zum Beispiel malst, höre genau dann auf, wenn du super aufgeregt bist, was du als Nächstes malen wirst.

farben pinsel
Unterbrechen, wenn es gerad gut läuft? Genau das empfiehlt Brooks. - Depositphotos

Am nächsten Tag kannst du dann mit dieser Energie direkt weitermachen und den Schwung mitnehmen. Diese Technik verhindert, dass du grosse Projekte anfängst und nie beendest, weil der Wiedereinstieg zu schwer wird.

Stattdessen schaffst du dir bewusst einen einfachen Einstiegspunkt für den nächsten Tag. Brooks nennt das «Projekte in einem bestimmten Zustand der Unvollständigkeit zu hinterlassen, sodass das Wiederaufnehmen einfach ist».

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Kommentare

User #31 (nicht angemeldet)

aufschieben kann auch sehr teuer werden!

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