«Es tut uns leid, aber Sie sind überqualifiziert.» Abgelehnt werden, weil man zu gut ist? Was wirklich dahinter steckt.
Absage Überqualifiziert Absagegrund
Mit dem Absagegrund «überqualifiziert» können Bewerber meistens nichts anfangen. - Pexels
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Das Wichtigste in Kürze

  • Hinter «überqualifiziert» stehen oft Gründe, die nicht transparent kommuniziert werden.
  • Neben Lohnhöhe spielen auch Unsicherheiten bzgl. Firmenkultur eine Rolle.
  • Bewerbungen auf Stellen mit «Karriere-Knick» sollten Interessensbekundungen gleichen.

Irgendwie wirkt es ja schon ein bisschen schizophren. Alle suchen doch stets den bestmöglich qualifizierten Kandidaten. Und was passiert, wenn er dann vor einem steht?

Viele Jobsuchende kennen ihn nur zu gut: Den Absagegrund «Überqualifiziert». Abgelehnt werden, weil man «zu gut» ist.

Was steckt wirklich dahinter? Und was kann man als Bewerber tun?

Die wahren Gründe

Die wahren Gründe hinter der Absage «Sie sind überqualifiziert» sind immer die Folgenden (oder eine Kombination dieser):

Die Rekrutierung des Kandidaten scheint entweder zu teuer, zu gefährlich (für jemanden) oder zu unsicher.

Also Gründe, die selten bis nie offen kommuniziert werden. Wer sagt schon ab mit «Tut mir leid, aber Sie könnten an meinem Stuhl sägen»?

Überqualifiziert Absage Bewerbung Absagegrund
Ihre Einstellung ist verbunden mit Unsicherheiten. Lohnhöhe, Konkurrenz, fehlender Kultur-Fit. - Pexels

Dazu gehören auch Gründe, die auf der Annahme beruhen, dass jemand nicht zur Firmen- oder Kundenkultur passen könnte. Hier kommen Attribute wie Alter, Nationalität, Ethnie oder Geschlecht zum Zuge.

In solchen Fällen ist das Label «überqualifiziert» ein dankbarer Notausgang für Firmen und Recruiter.

Was man bei der Bewerbung tun kann

Wenn wir uns für eine Stelle bewerben, deren Anforderungen unter unseren Qualifikationen liegen, dämpfen wir unsere brillianten Farben.

Unsere Bewerbung sollte in diesem Fall kein übertriebener Werbebrief auf die eigene Person sein.

Bewerbung Überqualifiziert
Bewerbung trotz «Karriere-Knick». Machen Sie Ihre Gründe fassbar und verzichten Sie auf den Stil des übertriebenen Werbebriefs. - Pexels

So schreiben wir zum Beispiel nicht unter unseren Namen, dass wir eine ausgewiesene Führungskraft sind, wenn dies nicht gefragt ist. Und gehen auch nicht mit der Rolex zum Vorstellungsgespräch.

Stattdessen verfassen wir einen Liebesbrief an Stelle, Aufgabe und Unternehmen und setzen inhaltlich den Fokus auf eine gemeinsame Zukunft.

«Karriere-Knick» muss fassbar sein

Im Falle dieses sogenannten «Downshiftings» verstehen wir die Bewerbung als Interessensbekundung.

Der Grund für den freiwillig gewählten «Karriere-Knick» muss fassbar sein. Wir arbeiten mit einem ein- maximal zweiseitigen Lebenslauf und einem Motivationsschreiben.

«Überqualifiziert» – wie reagieren?

Wenn Sie die Absage «überqualifiziert» bereits erhalten haben, dann erinnern Sie sich an die drei Gründe: Zu teuer, zu gefährlich oder die gemeinsame Zukunft scheint zu unsicher.

Absagegrund Überqualifiziert
«Inwiefern scheint meine Anstellung zu unsicher für Sie?» - stellen Sie diese Frage wenn möglich am Telefon. - Pexels

Sollten Sie sich noch einmal bei der Firma melden wollen, greifen Sie wenn möglich zum Hörer und stellen Sie dem Personaler am Telefon folgende Frage:

«Inwiefern scheint meine Anstellung zu unsicher für Sie?»

Hören Sie aufmerksam zu, was der Personaler zu sagen hat und versuchen Sie, einen Dialog entstehen zu lassen. Aus diesen Gesprächen ergeben sich hin und wieder neue Gelegenheiten und Sie können die «Strategie der offenen Türe» anwenden.

Ihre Meinung ist gefragt!

Welche Erfahrungen haben Sie mit der Absage «Überqualifiziert» gemacht? Wie sind Sie damit umgegangen? Und ist es Ihnen gelungen, eine Absage sogar mal in eine Zusage zu verwandeln?

Schreiben Sie doch einen Kommentar und teilen Sie Ihre Erlebnisse.

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Artikel verfasst von Lucas Zehnder

Bewerbungsschreiben Lucas Zehnder
Lucas Zehnder ist Personalberater und Sozialpsychologe - zVg

Lucas Zehnder (38) vermittelt und coacht seit 2012 Fach- und Führungskräften jeder Stufe und blickt hinter die Kulissen der Job-Welt.

Seit 2019 unterhält er seinen Youtube-Kanal «Lucas Training» rund um Bewerbung, Job und Karriere mit bereits über 150 Videos.

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