Sich selbst zu belügen, ist ein Trick unserer Psyche das Selbstbild in Einklang mit dem realen Handeln zu bringen. Doch warum tun wir das so oft?
Frau kuckt sich in Spiegel an
Unser Selbstbild entspricht oft nicht der Realität. - Unsplash

Das Wichtigste in Kürze

  • Unser Selbstbild entspricht selten der Realität.
  • Selbsterkenntnis ist die Basis unserer persönlichen Entwicklung.
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Wissenschaftler nennen es «kognitive Dissonanz». Das Spannungsfeld zwischen der eigenen Wahrnehmung und dem realen Handeln.

Indem wir uns selbst belügen, durchbrechen wir diese Diskrepanz. Einfach und anschaulich wird dieser theoretische Ansatz mit der Fabel vom Fuchs und den Trauben verdeutlicht.

Da der Fuchs an die zu hoch hängenden Trauben nicht heran reicht, belügt er sich selbst. «Die Trauben sind mir viel zu sauer», sagt er. Der Fuchs verdreht die Realität zu seinen Gunsten.

EIn Mann
Wir drehen die Realität gerne so, dass sie zu unserer Vorstellung passt. - Unsplash

Dieses Verhaltensmuster kennen wir auch bei uns selbst. Wir passen unser Denken unserem Selbstbild an.

Wenn wir uns beispielsweise als sehr intelligent wahrnehmen, passt eine nicht bestandene Prüfung oder ein Versagen im Vorstellungsgespräch nicht zu unserem inneren Ich. Wir drehen die Realität zu unseren Gunsten: «Der Prüfer, der potentielle Chef, mochte mich nicht und hat mir extra knifflige Fragen gestellt».

Auch wenn wir aus einer Situation nur schwer herauskommen, schrauben wir gerne an der Wahrheit. So wird aus der eigentlich unerträglichen Eifersucht des Partners eine besonders leidenschaftliche Liebe.

Die gute Lüge gibt es nicht

Selbsttäuschung hat auf den ersten Blick durchaus positive Effekte. Mit ihr finden wir kurzfristig Ruhe, denn sie stellt die notwendige innere Balance zwischen unserem Selbstbild und der Realität her.

Sie schützt vor negativen Denkweisen und verhindert so die Minimierung unseres Selbstwertgefühls. Ein positives Selbstwertgefühl ist wichtig für eine gesunde Psyche.

Warum also sollte eine kleine Selbstlüge nicht durchaus legitim sein? Weil sie uns daran hindert zu wachsen, uns selbst zu erkennen, uns zu entwickeln, eine tiefe Beziehung zum eigenen Ich aufzubauen, aus Niederlagen zu lernen.

Wir sind nicht durch die Prüfung gefallen, weil der Prüfer uns nicht mochte, sondern weil der Stoff zu schwierig war oder die angestrebte Stelle gar nicht zu uns passte.

FRau am Meer
Selbsterkenntnis macht frei zum Handeln. - Unsplash

Was zunächst wie eine Niederlage scheint, wird zum Wendepunkt, wenn wir uns selbst ehrlich reflektieren. Nur so können wir erkennen, dass wir vielleicht für einen Beruf mit anderen Inhalten viel besser geeignet sind.

Die Erkenntnis, dass Eifersucht des Partners unerträglich ist, macht frei zum Handeln. Wir können uns trennen und sind wieder offen für neue Möglichkeiten.

Wir möchten von Freunden nicht belogen werden. Freunden wir uns doch mit uns selbst an und hören auf uns zu belügen.

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