Gesundheit Aargau: Autismus und ADHS bei Kindern erkennen
Seit Jahren steigt die Zahl der ADHS-Diagnosen bei Kindern in der Schweiz. Wie können Eltern betroffener Kinder damit umgehen?

Das Wichtigste in Kürze
- Etwa drei Prozent der Kinder erhalten in der Schweiz eine ADHS-Diagnose.
- Die Prävalenz von Autismus-Spektrum-Störungen liegt bei nur einem Prozent.
Modediagnose oder tatsächlicher Trend? Bei den psychischen Auffälligkeiten ADHS und Autismus gehen die Meinungen weiterhin auseinander. Fest steht jedoch, dass die Fallzahlen steigen.
ADHS: Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung
Laut einer Umfrage unter Schweizer Pädiatern, veröffentlicht im Journal Pädiatrie, leiden etwa drei Prozent der Schweizer Kinder unter ADHS. Das bedeutet, dass ihr Botenstoffsystem im Gehirn gestört ist.
Dieses Ungleichgewicht führt dazu, dass sich betroffene Kinder nur schwer konzentrieren können und ihre Impulse kaum unter Kontrolle haben. Wenn zur Aufmerksamkeitsdefizitstörung (ADS) noch Hyperaktivität (ADHS) hinzukommt, fällt es den Kindern besonders schwer, stillzusitzen.

Die Entwicklungsstörung wird in der Regel zu Beginn der Schulzeit auffällig, da die Kinder sich nicht auf den Unterricht konzentrieren und nicht lange stillsitzen können.
Bis heute hält sich das Vorurteil, diese Kinder seien nur schlecht erzogen. In der Schweiz leben viele Erwachsene mit undiagnostizierter ADHS. Dabei können Diagnosen die Störung mittlerweile neurobiologisch nachweisen.
ADHS und die Gesundheit im Aargau
Besteht bei Eltern der begründete Verdacht, dass ihr Kind an ADHS leiden könnte, können geschulte Kinderärzte ein entsprechendes Screening durchführen. Im Aargau wird dies unter anderem von den Ambulanzen der Kinder- und Jugendpsychiatrischen Kliniken sowie von der Fachstelle Nordwestschweiz der ADHS-Organisation elpos angeboten.
Je früher eine Diagnose gestellt wird, desto positiver wirkt sich dies auf die psychische Gesundheit des Kindes aus. Ohne Diagnose und Behandlung werden viele betroffene Kinder als Störenfriede wahrgenommen und entwickeln daraus ein negatives Selbstwertgefühl.

Die Therapie erfolgt heute in der Regel multimodal. Die Einnahme von Medikamenten zur Verbesserung der Aufmerksamkeit ist dabei nur eines von mehreren Elementen. Je nach Leidensdruck können beispielsweise Verhaltenstherapien, Lerntherapien und Coachings verordnet werden.
Für Eltern ist die sogenannte Psychoedukation wichtig. Dabei erhalten sie eine umfassende Erklärung zu ADHS und erfahren, wie sie ihr Kind am besten unterstützen können.
Gesundheit Aargau: Die Autismus-Spektrum-Störung: Wider der Klischees
Lange Zeit war Autismus ein Schreckgespenst für Eltern. Hartnäckig hielten sich Klischees über Menschen, die kaum zu menschlichen Regungen oder Kommunikation fähig waren.

Heute ist jedoch bekannt, dass es sich bei Autismus um ein Spektrum mit vielen verschiedenen Ausprägungen handelt. Die Stiftung Kind und Autismus schätzt, dass etwa ein Prozent der Bevölkerung autistisch veranlagt ist. Schwere Ausprägungen machen nur einen geringen Teil aus.
Viel häufiger sind leichte Ausprägungen, wie die früher als Asperger-Syndrom bekannte Form. Diese Menschen führen ein ganz normales Leben und benötigen lediglich etwas mehr Rücksicht.
So gehen Eltern mit der Diagnose um
Auch bei Kindern erfolgt die Diagnose von Autismus in Form eines Screenings. Zahlreiche Beratungsstellen bieten Begleitung und Hilfe an. In schweren Fällen benötigt das Kind eine spezielle Förderung im Alltag und vor allem in der Schule.
In leichteren Fällen ist liebevolles Verständnis der beste Weg für die Eltern. Das autistische Kind sollte mit seinen möglicherweise ungewöhnlichen Eigenheiten ernst genommen werden. Da es sich um ein Spektrum handelt, ist Autismus bei jedem Kind unterschiedlich stark ausgeprägt.

Manche Kinder sind schnell mit Lautstärke und Trubel überfordert und sollten die Möglichkeit haben, sich zurückzuziehen. Andere wiederum fixieren sich auf möglicherweise merkwürdige Hobbys, tragen nur bestimmte Kleidung oder essen nur bestimmte Dinge.
Übrigens: Autismus ist zu einem grossen Teil genetisch bedingt. Wird bei einem Kind Autismus diagnostiziert, kann es für die Eltern sinnvoll sein, sich ebenfalls testen zu lassen. So entdecken immer häufiger Erwachsene auf diese Weise, dass sie selbst autistisch veranlagt sind.