Gesundheit Aargau: Wie Alkohol die psychische Gesundheit beeinflusst
Für viele Menschen ist Alkohol Teil des normalen Lebens. Allerdings wird aus dem genussvollen Trinken oft eine gefährliche Art, sich selbst zu behandeln.

Das Wichtigste in Kürze
- Selbstmedikation kann schnell zur Sucht und in einen Teufelskreis führen.
- Der Alkoholkonsum gilt bei 16,4 Prozent der Schweizer Bevölkerung als risikoreich.
Ab und zu ein Glas Wein oder Bier zum Feierabend gilt als gesellschaftlich akzeptiert. Doch bei vielen Menschen bleibt es nicht dabei. Gerade bei angeschlagener psychischer Gesundheit wird Alkohol irgendwann ein Mittel zur Entspannung und zum Trost.
Das tägliche Glas Wein als Einstieg
Dem offiziellen Suchtmonitoring der Schweiz zufolge galt der Alkoholkonsum bei 16,4 Prozent der Bevölkerung im Jahr 2022 als risikoreich für die Gesundheit. Männer sind mit 20,7 Prozent weit häufiger betroffen als Frauen mit 12,1 Prozent. Und entgegen dem Klischee liegt die Quote bei Erwerbstätigen mit 17,0 Prozent höher als bei Erwerbslosen (15,6 Prozent).

Gerade bei Erwerbstätigen schlummert aber auch die Gefahr der Selbstmedikation: Dem Frust am Arbeitsplatz über den Chef, die intrigante Kollegin oder das stressige Projekt wird abends gerne mit einem Glas Wein oder einem ähnlichen Getränk begegnet. Der Alkohol setzt Botenstoffe wie Dopamin frei, die die Laune heben und für Entspannung sorgen.
Allerdings hält der Effekt nicht lange an: Mit dem sinkenden Dopaminspiegel sinkt auch die Laune wieder. Wer jetzt zu einem zweiten Glas greift, setzt fast unbewusst den Teufelskreis der Sucht in Gang: Um die Dopaminwirkung zu verspüren, muss die Dosis verstärkt werden. Irgendwann wird aus den zwei Gläsern eine ganze Flasche und der Konsum beschränkt sich nicht mehr auf den Abend.
Alkohol als Ersatz für Medikamente
Alkohol wird nicht nur als Gegenmittel zu Stress und Frust im Alltagsleben genommen. Zahlreiche Studien haben belegt, dass Menschen mit psychischen Problemen häufiger zu Alkohol greifen. So gibt es eine Wechselwirkung zwischen Alkohol und Depressionen: Depressive Menschen trinken Alkohol, um sich besser zu fühlen. Häufiger und starker Alkoholkonsum kann aber auch zu Depressionen führen.

Auch Angststörungen gehören zu den sogenannten Komorbiditäten: Wer häufig unter Ängsten leidet, versucht diese mit Alkohol zu betäuben. Wenn dann die Wirkung nachlässt, erfolgt der nächste Griff zur Flasche.
Dies wird durch eine Studie des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums aus dem Jahr 2022 bestätigt. Von den 5502 befragten Personen hatten rund 35 Prozent in den letzten zwölf Monaten mit psychischen Problemen zu kämpfen.
Besonders betroffen sind Menschen, die keine psychologische Hilfe erhalten – sei es, dass sie selbst unwillig sind, Hilfe zu suchen, das eigene Problem als nicht ernst, gut wahrnehmen oder aktuell keinen Therapieplatz bekommen.
Gesundheit Aargau: Selbstmedikation und die körperlichen Folgen
Kurzfristig mag Alkohol entspannend wirken und abends schneller zum Schlaf verhelfen. Doch auf lange Sicht löst er Schlafstörungen aus: Der Schlaf ist weniger tief und erholsam, wodurch sich Betroffene am nächsten Morgen erschöpft fühlen. Dies führt zu weiteren Belastungen wie Konzentrationsstörungen und erneutem Stress.

Ausserdem werden bei längerem Alkoholkonsum die inneren Organe wie die Leber und das Herz stark belastet. Da Alkohol ein Nervengift ist, wirkt es sich negativ auf das Gehirn aus. Langfristiger Konsum kann dann unter anderem zu Gedächtnislücken führen.
Alkohol und die Gesundheit im Aargau
Der Kanton Aargau liegt dabei mit 13,9 Prozent an drittletzter Stelle der Tabelle des risikoreichen Alkoholkonsums. Der Kanton hat ein integriertes Suchthilfesystem aufgebaut, das Beratung, Therapie und Medizin miteinander kombiniert. Betroffene können sich vor Ort, telefonisch und online beraten lassen.
Ausserdem gibt bereits online einen ersten Selbsttest, mit dem ermittelt werden kann, ob das eigene Verhalten problematisch ist. Wer für sich erkennt, dass er Alkohol als Selbstmedikation bei Stress oder psychischen Problemen verwendet, kann so frühzeitig die Notbremse ziehen und Hilfe suchen.















