Frauengesundheit: Welche psychischen Probleme belasten Frauen?
Männer und Frauen leiden unter unterschiedlichen psychischen Belastungen. Dazu werden Frauen immer noch öfter falsch diagnostiziert.

Das Wichtigste in Kürze
- Frauen sind häufiger von Depressionen betroffen als Männer.
- 90 Prozent der Essstörungen entfallen auf Frauen.
Frauen scheinen von fast allen psychischen Beschwerden häufiger betroffen zu sein als Männer. Allerdings kann dieser Eindruck einer labilen Frauengesundheit trügen. Es ist genauso wahrscheinlich, dass Frauen offener über ihre Probleme sprechen und sich Hilfe suchen.
Frauen leiden häufiger unter Depressionen
Die letzten Zahlen des Bundesamtes für Statistik (BFS) sprechen eine deutliche Sprache: Demnach zeigen 11,7 Prozent aller Frauen, aber nur 7,9 Prozent der Männer Depressionssymptome. Noch grösser sind die Unterschiede bei Angststörungen. Davon sind 11,9 Prozent der Frauen, aber nur 7,5 Prozent der Männer betroffen.

Besonders deutlich werden diese Unterschiede bei jüngeren Menschen: So geben 25,5 Prozent der 15- bis 24-jährigen Frauen an, unter mittelschweren bis schweren Depressionssymptomen zu leiden. Das ist jede vierte Frau in dieser Altersgruppe. Bei den gleichaltrigen Männern sind es 13,1 Prozent.
Warum die Frauengesundheit häufiger leidet
Neben dem Schweigen vieler Männer über psychische Probleme gibt es weitere Gründe für die höhere Zahl bei Frauen. So sind Frauen häufiger von der Mehrfachbelastung durch Beruf, Beziehung und Familie betroffen.

Die Medien, insbesondere Social Media, schaffen dazu häufig Trugbilder. Sie präsentieren das Bild der perfekten Frau, die all diese Aufgaben mühelos bewältigt und dabei stets perfekt gestylt ist. In der Realität führt dies oft dazu, dass Frauen an ihren eigenen Ansprüchen scheitern und dadurch Depressionen entwickeln.
Frauengesundheit: Traumata und Missbrauch belasten Frauen
Ein weiterer Grund für Depressionen und Angststörungen sind Traumata, die sich häufig bereits in der Kindheit entwickeln. So erfahren viele Mädchen aufgrund ihres Geschlechts noch immer subtile oder offene Diskriminierung. Weibliche Teenager sind zudem sexuellen Anzüglichkeiten bis hin zu Missbrauch ausgesetzt und fühlen sich dadurch in der Öffentlichkeit unwohl.

Nicht zuletzt spielen auch andere Ursachen eine Rolle, zum Beispiel eine genetische Veranlagung. So werden psychische Beschwerden oft von den Eltern weitergegeben. Auch die weiblichen Hormone können eine Rolle spielen.
Starke hormonelle Schwankungen führen häufig zu entsprechenden Stimmungsschwankungen. Eine leichte depressive Verstimmung kann durch weitere Einflüsse dann zu einer Depression werden.
Frauen und Persönlichkeitsstörungen
Auch bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung sind Frauen deutlich überrepräsentiert: 75 Prozent der diagnostizierten Fälle betreffen Frauen. Hier werden frühe Traumata und negative Erlebnisse als Ursache vermutet.
Frauen richten ihre Aggressionen zudem häufiger nach innen. Sie neigen deshalb eher zu Selbstverletzungen als Männer. Männer suchen dagegen eher Konflikte mit anderen, um ihre aufgestaute Wut abzubauen.
Frauengesundheit: Essstörungen weitgehend Frauensache
Von Essstörungen sind weitaus mehr Frauen als Männer betroffen. Laut dem Bundesamt für Gesundheit wiesen im 2022 fast 30 Prozent der 15- bis 24-jährigen Frauen Anzeichen einer Essstörung auf.
Bei den Männern sind es 16,5 Prozent. Mit zunehmendem Alter nehmen die Symptome bei beiden Geschlechtern ab.

Frauen leiden seit vielen Jahren unter dem von den Medien diktierten Schlankheitswahn. Schon das geringste Pfund zu viel wird als schambehaftetes Übergewicht empfunden und entsprechend bekämpft. Viele Mütter geben ihr negatives Körperbild an ihre Töchter weiter und kritisieren sie für ihre Figur.
Dazu kommen viele andere Gründe in der Frauengesundheit. So nahm die Zahl der Essstörungen während der Coronapandemie stark zu. Lockdowns und andere Regelungen wurden von vielen als Kontrollverlust empfunden, auf den sie keinen Einfluss hatten. Da liess sich zumindest noch der eigene Körper kontrollieren.
Brauchen Sie Hilfe?
Sind Sie selbst depressiv oder haben Sie Suizidgedanken? Dann kontaktieren Sie bitte umgehend die Dargebotene Hand (www.143.ch).
Unter der kostenlosen Hotline 143 erhalten Sie anonym und rund um die Uhr Hilfe. Die Berater können Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen. Auch eine Kontaktaufnahme über einen Einzelchat oder anonyme Beratung via E-Mail ist möglich.
Hilfe für Suizidbetroffene: www.trauernetz.ch