Eine aufrechte Haltung schont den Rücken

Die Zahlen lügen nicht: Rund 80 % der Schweizer Bevölkerung leidet ab und zu unter Rückenschmerzen. Seit einigen Jahren kommt der sogenannte Handy-Nacken oder Smartphone-Nacken hinzu: Immer mehr Menschen verbringen viel zu viel Zeit damit, vornüber gebeugt auf ihr Smartphone zu starren.

Ausgleich würde eine gesunde aufrechte Haltung bieten, doch auch da sieht es schlecht aus: Die Hälfte der Schweizer Kinder leidet unter einer Haltungsschwäche.

Ein Drittel der Fünfjährigen wächst nach einer Studie des Nationalfonds zufolge in Wohnumfeldern auf, die ihrer körperlichen Entwicklung schaden. Sie werden bewegungsfaul und ziehen sich vor die Spielkonsole und das Smartphone zurück.

Lebenslange Haltungsfehler und meist auch Übergewicht sind vorprogrammiert.

Idealerweise lernen Kinder schon in der Schule beim Haltungsturnen eine aufrechte Körperhaltung. Doch dieses ist noch immer Mangelware. Gerade in der Pubertät kommen psychische Faktoren hinzu.

Mädchen gewöhnen sich einen runden Rücken an, um die wachsenden Brüste zu verbergen. Diese sind oft Zielscheibe von Kommentaren pubertierender Jungen. Diese wiederum verwechseln hängende Schulter und einen vornübergebeugten Gang mit Coolness.

Im Erwachsenenalter führt die schlechte Haltung dann zu unzähligen Problemen. Rückenschmerzen und Nackenverspannungen sind nur ein Aspekt. Bei einem runden Rücken bzw. einer vornübergebeugten Haltung werden die inneren Organe zusammengedrückt.

Dies belastet vor allem den Magen-Darm-Trakt, der sich mit diversen Beschwerden wie Verstopfung und Krämpfen bedankt. In vornübergebeugter Haltung wird ausserdem die Atmung flacher. So gelangt weniger Sauerstoff ins Blut. Die Konzentrationsfähigkeit sinkt.

Ein hängender Kopf, nach vorne fallende Schultern und ein schlurfender Gang sagen vor allem eines. Hier kommt ein leicht einzuschüchternder, ängstlicher oder verklemmter Mensch.

Selbst gute Vorschläge finden im Meeting kein Gehör, weil diese Person einfach nicht ernst genommen wird. Eine Reklamation im Geschäft hat keinen Erfolg.

Auf Dauer gewöhnt sich die Person an Niederlagen und erwartet gar nichts anderes mehr. So hängt der Kopf zusätzlich und die Psyche leidet. Aus diesem Teufelskreis wieder herauszukommen, ist schwer.

Anders sieht es bei einer aufrechten Haltung mit geradem Rücken und nach vorne gerichtetem Blick aus. Hier kommt jemand, mit dem nicht zu Spassen ist. Kein Wunder, dass diese Person leichter Gehör findet und sich besser durchzusetzen vermag.

Der Rücken und der Nacken bilden eine möglichst gerade Linie. Die Schultern befinden sich weiter hinten am Körper und fallen nicht nach vorne. Der Blick geht gerade aus, das Kinn ist leicht nach vorne gestreckt: So sollte eine gute Körperhaltung aussehen.

Die eigene Körperhaltung lässt sich leicht vor dem Spiegel kontrollieren. Allerdings tappen viele Menschen hier in eine Falle: Vor dem Spiegel nehmen sie automatisch eine bessere Haltung ein.

Wer wissen möchte, wie es um die eigene Körperhaltung bestellt ist, sollte Personen aus dem engeren Umfeld um Hilfe bitten. Diese sollen heimlich einige Fotos im Alltag machen.

So entsteht ein weit realistischeres Bild der Haltungsfehler, an denen gearbeitet werden sollte. Bei Bedarf müssen Korrekturen vorgenommen werden. Steht zum Beispiel der Laptop zu tief, muss man sich automatisch darüber beugen.

Die falsche Sitzhaltung vor allem bei der Arbeit ist jedoch nur ein Aspekt. Für die Ausstrahlung und die körperliche Gesundheit ist eine aufrechte Haltung im Stehen und im Gehen noch wichtiger.

Auch hier können sich zunächst Übungen vor dem Spiegel bezahlt machen. Dazu hilft Selbstdisziplin und das Smartphone öfter mal aus der Hand legen.

Beim Fernsehen kann es sinnvoll sein, eine aufrechte Haltung wie im Kinosessel einzunehmen. Statt gekrümmt auf dem Sofa fläzen, lieber aufrecht sitzen und den Kopf gerade halten. Dies fördert übrigens auch die Aufmerksamkeit.

Hilft dies nicht, muss eine dritte Person helfen. Dies kann ein Physiotherapeut sein, der mithilfe von Krankengymnastik die Haltung korrigiert.

Auch sanfte Sportarten wie Yoga und Pilates setzen auf eine korrekte Körperhaltung. Die Krone der perfekten Haltung ist natürlich das Ballett.

Natürlich wird jemand, der mit 30 den ersten Ballettkurs belegt, nicht den Schwanensee tanzen. Doch für das Lernen einer aufrechten selbstbewussten Haltung ist es nie zu spät.