Hilfe, mein Kind hat einen imaginären Freund

Maike Lindberg
Maike Lindberg

Bern,

Fast zwei von drei Kindern pflegen eine Freundschaft mit einem imaginären Begleiter. Eltern sind häufig verunsichert und fragen sich, was das zu bedeuten hat.

kind unsichtbarer Freund
Wenn das Kind plötzlich angeregt mit einem eingebildeten Freund quatscht, gibt das vielen Eltern ein ungutes Gefühl. - Depositphotos

Der Platz am Tisch ist leer – zumindest augenscheinlich. Denn dein Kind serviert heute das in der Puppenküche gekochte Mittagessen für einen besonderen Gast: seinen unsichtbaren Freund.

Solche Szenen irritieren manche Eltern, denn sie erinnern an gruselige Szenen aus einem Horrorfilm. Doch sind imaginäre Freunde bei Kindern wirklich ein Wink aus dem Jenseits oder doch Teil einer völlig normalen Entwicklung?

Kreativität braucht ein Ventil

Kinder nutzen imaginäre Freunde, um verschiedene Szenarien durchzuspielen und Dinge in einem selbst erschaffenen Rahmen auszuprobieren. Die Fantasiegestalten entstehen meist in der Phase, in der Kinder ihre Vorstellungskraft entdecken.

Sie drücken damit ihre wachsende Kreativität aus; manchmal sind die Fantasie-Gegenüber auch einfach eine Möglichkeit für die Kids, sich Langeweile im Spielzimmer zu vertreiben. Das hilft wiederum bei der Selbstregulierung und ist ein echtes Plus mit Blick auch Selbstbeschäftigung.

Soziales Trainingslager im Kinderzimmer

Die imaginären Gefährten dienen als Übungsfeld für soziale Kompetenzen. Kinder lernen im Spiel mit ihnen Perspektivwechsel, Gesprächsführung und Kompromisse.

imaginärer freund
Das Spiel mit dem eingebildeten Freund tut auch der Sprachentwicklung deines Nachwuchses in der Regel ziemlich gut. - Depositphotos

Diese Freundschaften bieten Kindern die seltene Chance, selbst Entscheidungen zu treffen und die Kontrolle zu haben, betonen Experten. Im Alltag werden Kinder ständig gelenkt und bekommen bestenfalls begrenzte Wahlmöglichkeiten.

Mit dem imaginären Freund gestalten sie soziale Interaktion nach eigenen Regeln – ein wertvoller Moment, um den eigenen Charakter zu entdecken und entwickeln.

Verschiedene Formen der Fantasie

Imaginäre Freunde erscheinen in vielen Gestalten: als unsichtbare Person, als Tier oder als Stofftier und Puppe mit jeweils besonderen Eigenschaften.

Manche Kinder pflegen diese Beziehungen über Jahre, einige sogar bis ins Jugendalter hinein. Die Fantasiebegleiter helfen dabei, erlebte Situationen zu verarbeiten und Emotionen zu ordnen.

imaginärer freund
Ein imaginärer Freund bietet auch vielen älteren Kindern in schwierigen Zeiten Trost – das ist ganz normal und kann sogar heilsam sein. - Depositphotos

Studien zeigen auch: Kinder mit imaginären Freunden entwickeln oft ausgeprägte sprachliche Fähigkeiten, weil sie durch die vertraulichen Gespräche zusätzliche Übung erhalten.

Wie Eltern richtig reagieren

Psychologen raten: Spielt mit! Behandelt den imaginären Freund wie jeden anderen Gast im Haus.

Fragt nach dem Namen, zeigt Interesse an gemeinsamen Erlebnissen. Durch imaginäre Freunde verarbeiten Kinder Alltagserfahrungen und üben soziale Fähigkeiten – das bedeutet nicht, dass etwas nicht stimmt.

Diese Phase verschwindet von selbst, wenn das Kind sie nicht mehr braucht. Forschungen belegen sogar: Kinder mit Fantasiefreunden werden später häufig zu kreativen Erwachsenen.

Der unsichtbare Begleiter ist also kein Grund zur Sorge, sondern ein Zeichen für gesunde Fantasie.

Kommentare

User #1553 (nicht angemeldet)

Freunde sind wertvoll und ein Immaginärer zeugt von Fantasie

User #2528 (nicht angemeldet)

Alles okay bis zu einem gewissen Alter. Ist kein Beitrag Wert

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