XXL-Rückruf: Wie BMW-Brandgefahr zur globalen Krise eskalierte
Fast 1 Million Diesel-Fahrzeuge von BMW sind von Brandgefahr betroffen! Ein defekter AGR-Kühler lässt Glykol & Russ zur Zündquelle werden.

Die BMW Group ringt mit einer der massivsten Sicherheitskrisen ihrer jüngeren Geschichte: einem globalen Rückruf von Dieselfahrzeugen, ausgelöst durch eine inhärente Brandgefahr im Abgasrückführungssystem (AGR).
Was im Jahr 2018 begann, hat sich zu einem «XXL-Rückruf» ausgeweitet, der nahezu eine Million Fahrzeuge weltweit betrifft. BMW hat es nun mit tiefgreifenden finanziellen sowie regulatorischen Konsequenzen zu tun.
Die technische Schwachstelle: Glykol und Russ im AGR-Kühler
Das Kernproblem der Krise liegt in einem kritischen Bauteil zur Emissionsminderung: dem AGR-Kühler. Dieses System ist essenziell für moderne Dieselmotoren.

Es senkt die Verbrennungstemperatur, indem es einen Teil des Abgases zurück in den Ansaugtrakt leitet, um so Stickoxid-Emissionen (NOx) zu reduzieren. Der Kühler selbst arbeitet dabei in einer extremen thermischen und chemischen Umgebung.
Kausalkette: Vom Defekt zum Brand
1. Defekter AGR-Kühler: Durch Materialermüdung oder strukturelle Mängel kann der interne Wärmetauscher undicht werden.
2. Glykol-Austritt: Dies führt zum schleichenden Austritt von Glykol-Kühlmittel in das AGR-Modul.
3. Partikelbildung: Das austretende Glykol vermischt sich mit den zwangsläufig vorhandenen Russablagerungen aus dem Abgas.
4. Entzündung: Unter den hohen Betriebstemperaturen im AGR-Modul führt diese Kombination zur Entstehung glühender Partikel.
5. Brandgefahr: Diese Partikel können in den Ansaugtrakt gelangen und den oft aus Kunststoff gefertigten Ansaugkrümmer anschmelzen. Im Extremfall entzündet sich das Bauteil, was zu einem Motorraumbrand führen kann.
Chronologie und globale Reichweite
Der Fehler erstreckt sich über verschiedene Motorarchitekturen und Generationen, darunter sowohl ältere N-Serien (N47,N57) als auch neuere modulare B-Serien (B37x,B47x,B57x). Dies deutet auf einen systemischen Mangel im Design oder in der Lieferantenqualität des AGR-Kühlers hin.
Die Rückrufaktion hat sich seit 2018 kontinuierlich ausgeweitet. Allein in Deutschland waren bis Ende 2020 bereits über 500.000 Fahrzeuge betroffen. Die jüngsten Erweiterungen haben die Gesamtzahl der betroffenen Dieselfahrzeuge weltweit auf fast 800.000 ansteigen lassen.
Regulatorische und finanzielle Folgen
Die Krise zieht erhebliche finanzielle Belastungen für den bayerischen Automobilhersteller nach sich. Die Kosten beliefen sich bereits Ende 2020 auf rund 160 Millionen Euro und dürften sich angesichts der fortlaufenden Ausweitungen und notwendigen Reparaturen vervielfacht haben.

Parallel dazu hat die deutsche Zulassungsbehörde, das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA), ihre Aufsicht intensiviert. Die aktive Überwachung des Rückrufvorgangs durch das KBA markiert eine bemerkenswerte Verschiebung der regulatorischen Praxis in Reaktion auf die schwerwiegende Sicherheitsbedrohung.
BMW steht damit unter dem direkten Druck der Behörden, die Sicherheit der betroffenen Dieselfahrzeuge zügig wiederherzustellen.