Der Ford Ranger Raptor wirkt aus der Zeit gefallen. Doch mit einem effizienten Dieselmotor und 10-Gang-Automatik ist er es nicht.
2020 Ford Ranger Raptor
Nicht nur in "Performance Blue" eine eindrucksvolle Erscheinung: der Ford Ranger Raptor - Axel Linther
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Das Wichtigste in Kürze

  • Pickup mit konkurrenzloser Offroad-Tauglichkeit
  • Martialischer Optik aussen, edler Komfort innen
  • 213 Diesel-PS mit überraschend geringem Verbrauch
  • Preis ab 54‘949 CHF

In Zeiten von Klimadiskussion und Elektroauto-Boom wirkt unser aktueller 360°-Tester ein wenig aus dem Rahmen gefallen. Kaum ein Fahrzeug hat vor der Redaktion für so viele Reaktionen gesorgt wie der Ford Ranger Raptor. Zugegeben, man konnte ihn auch kaum übersehen.

Diejenigen, die sich nicht kopfschüttelnd abgewendet haben, hatten vor allem eine Frage: Was hat er für einen Motor? Die Antwort hat die meisten allerdings kaum zufriedengestellt. Denn entgegen der Optik arbeitet kein grosser V8-Motor unter der Haube. Stattdessen kommt der Ford Ranger Raptor mit einem zwei Liter grossen Dieselmotor aus.

Doch das ist kein Nachteil, ganz im Gegenteil. Es ist vielleicht der grösste Vorteil des grossen Offroad-Spezialisten hierzulande. Denn mit seinem modernen Antrieb wirkt der Raptor plötzlich gar nicht mehr so archaisch.

Design, Platz & Komfort

202 Ford Ranger Raptor
Der Ford Ranger Raptor ist über 5,30m lang und mehr als zwei Meter breit - Axel Linther

Mächtig aufgeplusterte Radhäuser in denen grobstollige 285er BF Goodrich All-Terrain-Reifen stecken. Dazu robuste Schürzen rundum und massive Aluminium-Schweller. Der Offroad-Rennen-taugliche Doppelkabinen-Pickup unterscheidet sich optisch deutlich von seinen zivilen Brüdern.

Auch innen geht es deutlich feudaler zu. Was vor allem an den mächtigen Sportsesseln liegt, die allerdings nicht nur für Halt bei weiten Gelände-Sprüngen sorgen. Tapeziert mit feinem Leder und roten Kontrastnähten verströmt das Interieur überraschenden Edel-Flair.

Ford Ranger Raptor
Das Interieur ist überraschend nobel und komfortabel - Axel Linther

Überhaupt scheint der Ford Ranger Raptor der Komfort besonders am Herzen zu liegen. So ist die Ausstattung absolut komplett, ausser Standheizung lässt sich praktisch nichts weiter optionieren. Entsprechend fein wird man beheizt, klimatisiert, navigiert und unterhalten. Einzig vielleicht in Reihe zwei würde man sich über etwas mehr Bewegungsfreiheit freuen.

Technische Highlights

2020 Ford Ranger Raptor
Er ist nicht nur "Show" beim Ford Ranger Raptor, sondern auch viel "Go". - Axel Linther

Technische Highlight ist natürlich die Hochrüstung zum echten Rennwagen. Denn nichts anderes ist der Ford Ranger Raptor, wenn auch nicht für den Asphalt. Seine Stunde schlängt abseits der Strasse, wenn es wirklich grob wird. Dazu liess das australischen Entwicklungsteam von Ford Performance kaum einen Stein auf dem anderen.

So mussten die hinteren Blattedern ausziehen und stattdessen werden Schraubenfedern mit feinsten Fox-Dämpfer rundum montiert. Dazu kommen Verstärkungen am gesamten Rahmen, sowie Stahl-Schutzplatten zur Panzerung der Aggregate. Die mächtige Bereifung haben wir bereits angesprochen.

Mit diesen Änderungen mutiert der Ford Ranger Raptor aber nicht nur zum echten Offroad-Viech. Er fährt auch überraschend gut im Alltag. Natürlich setzt seine schiere Grösse dem Umtrieb in engen Innenstädten Grenzen, aber sonst gibt es wenig zu meckern.

Wie fährt der Ford Ranger Raptor 2,0 EcoBlue?

2020 Ford Ranger Raptor
Weicht auch bis 180km/h nicht aus dem Rückspiegel - Axel Linther

Ruhig, entspannt und erstaunlich sparsam. Zugegeben, vor letzterer Eigenschaft hatten wir zu Testbeginn einigen Respekt. Denn ein Zweitonner mit dieser Aerodynamik und solch grobstolligen Reifen kann kaum sorgsam mit dem Treibstoff umgehen. Umso erstaunlicher geht der Zweiliter-EcoBlue-Motor dann zu Werke.

Dank zweier Turbolader bringt er es auf satte 500Nm und das schon im Drehzahlkeller. Dazu hat das 10-Gang-Getriebe stets die passende Übersetzung parat und sorgt zu jederzeit für die ideale Drehzahl. Im Ergebnis ist man somit nicht nur durchaus spurtstark, sondern eben auch sehr effizient unterwegs. Auf der Langstrecke sind Werte deutlich unter zehn Litern möglich, eine 600km-Etappe sind wir sogar mit 8,7 Litern gefahren.

In Summe macht er seine Sache nicht nur antriebsseitig gut. Besonders das feine Fox-Fahrwerk zeigt beeindruckende Fähigkeiten. Ob schnell auf der Autobahn, ruhig im Alltag, oder beherzt im Wald: den Raptor bringt nichts aus der Fassung.

Fazit:

Ford Ranger Raptor
Der Ford Ranger Raptor ist ein echtes Multitalent, der weit mehr kann als man je nutzen wird - Axel Linther

Man darf sich kein vorschnelles Urteil über den Ford Ranger Raptor erlauben. Denn im Gegensatz zu den kaum weniger selbstbewusst auftretenden SUV hat seine Optik Substanz. Er ist nicht nur Show, er ist vor allem auch Go. Wer hoch auf dem Berg wohnt, viel im Wald unterwegs ist, oder sonst in extremem Gebiet unterwegs sollte Raptor fahren.

Denn im Vergleich zu seinen echten Offroad-Konkurrenten trumpt der Ford mit einem alltagstauglichen Komfort auf. Und nicht zuletzt sein cleverer wie sparsamer Antrieb machen aus ihm ein echtes Multitalent. Bloss sollte man ihn wirklich brauchen. Denn als Showfahrzeug wäre sein Talent verschenkt.

Technische Daten:

Modell: Ford Ranger Raptor 2,0 EcoBlue
Motor: Vierylinder-Reihe, 1‘996ccm
Leistung: 213PS (156kW) beu 3‘750U/min
Drehmoment: 500Nm bei 1‘750-52000U/min
Antrieb: Heckantrieb, zuschaltb. Allradantrieb, Zehngang-Automatikgetriebe
Verbrauch (WLTP): 8,9l Diesel/100km
Testverbrauch: 9,7l Diesel/100km
Beschleunigung (0 – 100km/h): 10,6s
Höchstgeschwindigkeit: 180km/h
Abmessungen (L/B/H): 5,36m/2,02m/1,87m
Gewicht: 2'585kg
Grundpreis: 54‘949 CHF

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