Neuer Tanzchef Kinsun Chan stellt sein Team zusammen

Der Andrang für das Vortanzen war riesig: 750 Tänzerinnen und Tänzer aus der ganzen Welt meldeten sich auf die Ausschreibung.

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Der Nationalrat hat mit der Beratung der Bundes-Kulturbotschaft für die Jahre 2025 bis 2028 begonnen. (Symbolbild) - zVg

Kinsun Chan, der neue Leiter der St. Galler Tanzkompanie, hat die Qual der Wahl: 750 Tänzerinnen und Tänzer haben sich für das Vortanzen in St. Gallen und München beworben. Für den Traum von der grossen Karriere ist den jungen Tänzern kein Weg zu weit.

«Die europäische Tanzwelt ist in Bewegung», sagt Kinsun Chan. An vielen Balletthäusern gebe es neue Leiterinnen und Leiter. Seine Vorgängerin Beate Vollack wird Ballettdirektorin der Oper Graz. Auch der neue Tanzchef in St. Gallen ist daran, seine neue Kompanie für die kommende Spielzeit zusammenzustellen.

Der Andrang für das Vortanzen war riesig: 750 Tänzerinnen und Tänzer aus der ganzen Welt meldeten sich auf die Ausschreibung. Am 3. Februar fand in der St. Galler Lokremise die erste Audition statt. 35 Frauen und 21 Männer bekamen die Chance, ihr Können unter Beweis zu stellen.

Visuelle Kunst

Die Technik, die Ausstrahlung und die Erfahrung sind für Chan wichtige Kriterien bei der Auswahl. Zuerst liess er die Frauen zwei Stunden an der Stange und auf Spitzen tanzen, dann mussten die Männer an die Stange. Auch der Körperbau und die Muskulatur der Kandidatinnen und Kandidaten werden begutachtet. «Tanz ist eine visuelle Kunst», sagt Chan.

In den Pausen erholen sich die Tänzerinnen und Tänzer in den Gängen des Kulturzentrums, tauschen sich mit den Konkurrenten aus oder holen sich Trost bei Freunden und Angehörigen, wenn sie ausgeschieden sind. Einige kommen von weit her: Es hat neben vielen Europäern auch Tänzer aus Taiwan, Brasilien oder Hongkong.

Später wird der Tanzchef die verbleibenden Anwärterinnen und Anwärter mit eigenen Choreografien testen. Der kanadisch-schweizerische Doppelbürger begann seine Tanzkarriere in den USA, bevor er auf Einladung des Zürcher Balletts nach Europa kam. Unter der Leitung von Heinz Spoerli tanzte er sieben Jahre als Solist am Opernhaus Zürich und wurde anschliessend von Richard Wherlock ans Theater Basel berufen.

Teamplayer gesucht

Für seine «Mannschaft» in St. Gallen hat er neun Verträge zu vergeben. «Beate Vollack hat in St. Gallen eine gute Kompanie aufgebaut, die für ihr hohes Niveau bekannt ist», sagt Chan, der für die kommende Spielzeit auf eine Mischung von jungen und erfahrenen Tänzerinnen und Tänzern setzt. Sein Ziel ist es, wie ein Fussball-Coach, die Energie der Truppe in eine Richtung zu bringen.

«Ich suche nicht nach Solisten, sondern nach tollen Teamplayern», sagt er. Kinsun Chan interessiert sich für Fussball, mag den FC Basel und spielte selber als linker Flügel. Als er von 2002 bis 2006 in Basel tanzte, war Christian Gross Trainer beim FCB und bekannt für seine Pausen-Ansprachen.

Auch Kinsun Chan nimmt sich viel Zeit für das persönliche Gespräch mit den Tänzerinnen und Tänzern. Die erste Audition dauerte bis in die Nacht hinein. Doch auch nach elf Stunden hatte der Choreograf noch keine definitive Wahl getroffen.

Gut vernetzt

Im 19. Februar stand noch ein zweites Vortanzen in München an. «Jeden Tag lädt ein anderer Choreograf zum Vortanzen ein», sagt der neue St. Galler Tanzchef. An der Munich International Ballet School führten in der gleichen Woche bekannte Ballettdirektoren aus Spanien, Österreich, Tschechien, Kroatien und Deutschland ihre Auditions durch.

«Die Tanzwelt ist gut vernetzt», sagt Chan, der schon an Theatern rund um den Globus gearbeitet hat. Seine Kreation für das Hong Kong Ballet wurde auch am Jacobs Pillow Festival in den USA und am Festival des arts de Saint-Sauveur in Quebec gezeigt.

Seit 2000 ist er als Choreograf tätig und arbeitete für Oper, Film, Fernsehen und Events und hat auch in St. Gallen bereits seine Spuren hinterlassen: In den vergangenen Jahren holte ihn Beate Vollack mehrmals als Bühnen- und Kostümbildner für ihre Tanzproduktionen.

Designer mit kreativen Ideen

Chan studierte Kunst und Grafikdesign, bevor er sich zum Balletttänzer ausbilden liess. Für St. Gallen wird er auch in der kommenden Spielzeit Bühnen und Kostüme entwerfen. «Ich habe schon einige Dinge im Kopf», sagt der Designer, der gerne im eigenen Atelier neue Ideen entwirft. Dort entwarf er auch die drehbaren Bühnen für die St. Galler Lokremise oder die spiegelnde Halfpipe für die Oper «Orfeo ed Euridice»im Grossen Haus.

In St. Gallen will er den Austausch mit anderen Künstlern pflegen und das junge Publikum ausbauen. Auch die Tanzschule des Theater St. Gallen mit 300 Schülerinnen und Schülern möchte der neue Tanzchef verstärkt einbinden.

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