Wild, majestätisch, gefährdet: Die Antarktis beherbergt eine unglaubliche Fülle von Leben. Wir erklären, warum das so ist und wieso dieses Leben in Gefahr ist.
Antarktis
Schmusen bei Minusgraden: ein Weddelrobbenbaby mit seiner Mutter - BBC NHU

Das Wichtigste in Kürze

  • Wale, Robben, Pinguine und bizarre Unterwasserwelten: Lebensvielfalt in der Antarktis
  • Ausbeutung, Klimawandel, Schutzzone: wie der Mensch die Antarktis zu verstehen begann
  • «Antarktis 3D» auf der riesigen Filmtheater-Leinwand im Verkehrshaus der Schweiz in Luzern
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Nirgendwo auf unserem Planeten ist es so kalt wie in der Antarktis. 98 % des antarktischen Kontinents sind mit Eis bedeckt, welches an seiner dicksten Stelle fast 5000 Meter (!) hoch ist.

Dazu ist es nirgends auf der Welt so windig, sodass hier im Schnitt jeder dritte Tag ein Sturmtag ist. Spätestens, wenn man weiss, dass im Inneren des Kontinents weniger Niederschlag fällt als in der Sahara, stellt sich die Frage: Wie kann hier überhaupt etwas überleben?

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Wenn im Winter das Südpolarmeer gefriert, legt sich ein bis zu 1000 Kilometer breiter Eisgürtel um den Antarktischen Kontinent, der auch ohne dieses Eis schon eineinhalb mal so gross ist wie Europa, und macht diesen zur grössten Wüste der Welt. Einen Einblick in diese unheimlich-schöne Welt gibt der Film «Antarktis 3D» im Verkehrshaus Filmtheater in Luzern. - BBC NHU

Einige Überlebenskünstler wie Flechten, Mose und Algen konnten tatsächlich in den wenigen eisfreien «Oasen» auf dem antarktischen Kontinent Fuss fassen. Die überwiegende Mehrheit des Lebens in der Antarktis speist sich aber aus dem Meer. Und das in einer beeindruckenden Vielfalt.

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Wo Seeleopard und Eselspinguin sich gute Nacht sagen. Ein Glück für den kleinen Frackträger, dass der gefrässige Räuber schon satt ist. - BBC NHU

«Survival of the fittest» oder: über die Kunst der Anpassung

Die Tierwelt der Antarktis zeichnet sich durch auffällig viele, sehr gut angepasste Arten aus. Das liegt nicht zuletzt daran, dass der Kontinent seit Millionen von Jahren isoliert am Südende unserer Weltkugel liegt. Südamerika, der nächste Kontinent, ist alleine schon über 1000 Kilometer weit weg.

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Diese Asselspinne sieht nicht nur auf dem Bild gross aus. Während die Tiere anderswo bei 3 cm aufhören zu wachsen, erreichen sie in der Antarktis einen Durchmesser von über 50 cm. Eine Erklärung für diese Anpassung, die auch «antarktischer Gigantismus» genannt wird, ist, dass die tiefen Wasser-Temperaturen den Stoffwechsel drosseln, und es deshalb nicht viel mehr Energie kostet, einen grossen Körper zu versorgen als einen kleinen. Im Gegenzug können sie von grösseren Reserven zehren, wenn im Winterhalbjahr die Nahrung knapp wird. - Copyright Espen Rekdal

Um den Kontinent herum fliesst der eisig kalte Zirkumpolarstrom. Er erlaubte es einerseits den Arten, die hier leben, sich rings um den Kontinent auszubreiten. Und macht es andererseits fremden Tierarten schwer, aus dem wärmeren Norden hierhin einzuwandern.

Antarktis Film
Neben ihrem wolligen Fell haben Robben noch andere Anpassungen an die Bedingungen in der Antarktis entwickelt. Zum Beispiel hat die Milch, mit der Muttertiere ihre Jungen säugen, einen Fettgehalt von 40–50 % (bei Kuhmilch sind es zum Vergleich ca. 4 %). Das ist bitter nötig, da die häufigen Stürme die warme Luftschicht im Fell der Robben verwirbeln und das Tier entsprechend viel Energie braucht, um sich warm zu halten. - Copyright John Brown

Da die Vereisung des antarktischen Kontinents schon vor 35 Millionen Jahren begonnen hat, konnte sich hier eine hochspezialisierte Tierwelt entwickeln. Phasen der starken Vereisung brachten die Tierwelt jeweils an ihre Grenzen und sorgten für Spezialisierungen.

In wärmeren Phasen konnten sich die Tiere dann grossräumig ausbreiten. Resultat dieser sogenannten «Pumpe der Artenvielfalt» ist eine Fülle spezialisierter Arten, die man nur in der Antarktis findet.

«Antarktis 3D» – erlebe die Wunder der Antarktis auf der grössten Kinoleinwand der Schweiz.

Schon neugierig geworden? Hier gehts zum Film.

Das Meereis – ein bedrohter Lebensraum

Man kann den Südozean grob in drei Zonen einteilen. Eine eisfreie Zone ganz im Norden, eine ständig vereiste Zone nah am Kontinent und die saisonal vereiste Meereiszone dazwischen.

Gerade diese letzte Zone mit ihrem Meereis ist es, die biologisch am wichtigsten ist: Das Eis dient Adeliepinguinen und Robbenarten wie dem Seeleoparden als Ruheplatz, bietet kleinen Lebewesen Unterschlupf und beherbergt Algen und Plankton. Wenn das Meereis im Frühling dann schmilzt, kommt es zur Algenblüte, welche die Basis bildet für die Nahrungsnetze der Polarmeere.

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Dieses Krebstier heisst Krill und ist im Südpolarmeer so stark verbreitet, dass seine Rolle in der Nahrungskette kaum überschätzt werden kann. Schätzungsweise 700 Billionen Individuen treiben derzeit ihr Unwesen im Südozean und erreichen ein Gesamtgewicht von 400 Millionen Tonnen. Mehr als jede andere Tierart. Im Larvenstadium verstecken sich die kleinen Tierchen gerne im Meereis, um sich dann im Frühling an den Algenblüten zu laben. Ohne das Meereis sind sie ihren Fressfeinden im Larvenstadium wehrlos ausgeliefert, weshalb der Krill dem Eis folgend nach Süden wandert und so die von ihm abhängigen Tiere zwingt, ihm in den – häufig weiter von ihren Brutplätzen entfernten – Süden zu folgen. - BBC NHU

Das wärmer werdende Südpolarmeer verändert Teile der Antarktis derzeit stark. Das spürt auch der Kaiserpinguin, der auf dem Meereis brütet. 2022 schmolz das Eis nämlich an einigen Stellen so früh, dass die Pinguinküken immer noch ihr Federkleid trugen. In diesem Stadium können die Kleinen noch nicht schwimmen, weswegen in bestimmten Kolonien kein einziges Küken überlebte.

Optimistischer stimmt ein Bericht aus dem Jahr 2014, als Kaiserpinguine zum Brüten vom Meereis auf das solidere Schelfeis auswichen. Sie hatten wohl erkannt, dass das Meereis nicht stabil genug war, und passten ihr Verhalten den veränderten Bedingungen an.

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Aus der Reihe «Kunstformen der Natur»: Buckelwale produzieren mit ihren Blaslöchern einen Vorhang aus Luft, um Krill in die Enge zu treiben. Weil die Krebstiere davor zurückschrecken, das aufgewühlte Wasser zu durchschwimmen, erwartet die Wale im Inneren der Spirale ein Mund voll köstlichem Krill. - BBC NHU

Menschen in der Antarktis

Der Mensch und die Antarktis – das ist eine wechselvolle Beziehung. Von der grossflächigen Robbenjagd hin zur Beinahe-Ausrottung der Wale ist Teil 1 dieser gut 200-jährigen Geschichte wenig ruhmreich.

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Die Bestände der zutraulichen Südkaper wurden bei der systematischen Jagd auf Wale im 20. Jahrhundert drastisch reduziert. Von ehemals 100 000 Walen überlebten weniger als 100. Heute sind die Bestände wieder bei einigen Tausend und wie dieses harmonische Bild suggeriert, liegt eine Versöhnung im Bereich des Möglichen. Das «gwundrige» Spiel mit dem Taucher gehört zu den berührendsten Szenen im Film «Antarktis 3D», der zurzeit im Verkehrshaus Filmtheater in Luzern gezeigt wird. - BBC NHU

Mitte des 20. Jahrhunderts verlagerte sich das Interesse aber von der ökonomischen Ausbeutung hin zum wissenschaftlichen Interesse. Diese Entwicklung gipfelte im Madrider Abkommen von 1991.

Das Abkommen verpflichtete die internationale Staatengemeinschaft, für 50 Jahre auf den Abbau von Rohstoffen in der Antarktis zu verzichten. Und sich stattdessen dem «umfassenden Schutz der antarktischen Umwelt sowie der abhängigen und verbundenen Ökosysteme» zu verschreiben. So ist die Antarktis heute ein der Wissenschaft und dem Frieden gewidmetes Naturreservat.

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Die Weddellrobbe ist das am weitesten im Süden lebende Säugetier unseres Planeten. Das Loch im Eis, über welches es sich mit Frischluft versorgt, muss sie immer wieder freifressen, damit es nicht zufriert. - Copyright Espen Rekdal

Unablässigem Messen und Forschen verdanken wir auch unser Wissen über die Wichtigkeit der Antarktis und des Südpolarmeers für unseren Planeten: So wissen wir heute, dass sie Meeresströmungen und den Meeresspiegel regulieren. Und dass ihre artenreichen Gewässer doppelt so viel Kohlenstoff aus der Luft aufnehmen wie der Amazonas-Regenwald.

Indem wir die Antarktis und ihre Artenvielfalt schützen, schützen wir am Ende also uns selbst.

Sehen, Staunen, Verstehen – im Filmtheater des Verkehrshauses in Luzern

Wer gerne die Faszination Antarktis erleben möchte, muss derzeit nicht weiter als bis nach Luzern reisen. Hier zeigt das Filmtheater den Film «Antarktis 3D» und nutzt dabei die Grösse der 25,5 Meter breiten Leinwand voll aus.

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Wer Seeelefantenbullen in der Paarungszeit filmt, spart sich die Special Effects: Diese beiden Viertönner gehen bald aufeinander los, und der Kameramann ist mittendrin. - Photography Fredi Devas copyright BBC NHU

Orcas in Lebensgrösse, die Weite des Eismeeres und abertausende Königspinguine mit ihrem Nachwuchs: Eine angemessenere Verwendung für die grösste Kinoleinwand der Schweiz kann man sich kaum vorstellen.

Der Film zeigt die grösste Ansammlung von Walen, die je gefilmt wurde, wenn sich 150 hungrige Riesen am Krill laben. Und eröffnet dank modernster Unterwasser-Filmtechniken einzigartige Einblicke in das geheime Leben unter dem meterdicken Meereis. Wenn schliesslich eine Armee von Seesternen in Zeitraffer über die Leinwand spaziert, spürst du die ganze Kraft dieses aussergewöhnlichen Dokumentarfilms.

«Antarktis 3D»: Jetzt im Filmtheater des Verkehrshauses der Schweiz in Luzern.

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Filmposter «Antarktis 3D» - © BBC Earth / SK Films / Verkehrshaus der Schweiz
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