Arbeit: So kannst du eine Lohnerhöhung fordern
Lohn ist ein wichtiges Thema in jedem Arbeitsverhältnis – und mit der Zeit darf auch eine Erhöhung erwartet werden. Wir erklären, wie du vorgehen kannst.

Das Wichtigste in Kürze
- Eine Lohnerhöhung wird individuell oder für alle Arbeitnehmenden ausgehandelt.
- Mindestlohn oder Lohnerhöhung: Sozialpartner spielen dabei eine wichtige Rolle.
- Bewährte Methoden und eine gute Vorbereitung helfen bei der Gehaltsverhandlung.
Im Arbeitsverhältnis bleibt der Lohn ein zentrales Element. Neben der Deckung der Grundbedürfnisse ist er auch ein Zeichen der Anerkennung für die geleistete Arbeit und somit ein Motivationsfaktor.
Ob monatlich oder stundenweise – der Lohn wird stets im ursprünglichen Arbeitsvertrag festgelegt. Dennoch wird im Laufe der Jahre in der Regel eine Erhöhung erwartet. Sie soll die gesammelte Erfahrung honorieren, die Betriebszugehörigkeit belohnen und vor allem der Entwicklung der Lebenshaltungskosten Rechnung tragen.
In unserem liberalen System ist es von grossem Interesse, die Kaufkraft der Erwerbstätigen zu erhalten: Das fördert den Konsum von Gütern und Dienstleistungen, was wiederum das Wirtschaftswachstum ankurbelt und neue Arbeitsplätze schafft.
Was sagt das Arbeitsrecht zum Lohn?
In der Schweiz haben nur fünf von 26 Kantonen einen gesetzlichen Mindestlohn festgelegt. Laut Obligationenrecht muss der Lohn der Funktion, den Qualifikationen und der Erfahrung angemessen sein. Er soll zudem fair und diskriminierungsfrei sein – insbesondere zwischen den Geschlechtern.
Für Unternehmen besteht keine gesetzliche Verpflichtung, die Löhne ihrer Arbeitnehmer*innen zu erhöhen, selbst in Zeiten der Inflation. Berufsverbände und Gewerkschaften spielen daher eine wichtige Rolle: Durch Gesamtarbeitsverträge (GAV) – schriftliche Vereinbarungen zwischen Arbeitgebenden und Arbeitnehmer*innen einer Branche – legen sie häufig einen Mindestlohn fest und formulieren ihre Lohnforderungen entsprechend der wirtschaftlichen Lage.
Kollektive oder individuelle Lohnerhöhung
Wenn von Lohnerhöhungen die Rede ist, gibt es zwei mögliche Szenarien: Individuelle Erhöhungen werden in einem persönlichen Gespräch zwischen Arbeitnehmer*in und Vorgesetzten besprochen. Sie basieren zum Beispiel auf der Leistung, dem persönlichen Engagement oder der Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber. Einige Unternehmen mit einer transparenten Lohnpolitik definieren im Voraus Lohnskalen mit regelmässigen Erhöhungen nach Dienstjahren – wie es häufig im öffentlichen Dienst der Fall ist.
Kollektive Erhöhungen fallen in den Zuständigkeitsbereich der Personalkommissionen, die sie mit der Geschäftsleitung aushandeln. Um realistisch und fundiert zu sein, müssen sie auf konkreten Fakten beruhen und die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung sowie den Landesindex der Konsumentenpreise berücksichtigen.
Berufsverbände unterstützen diese Prozesse, indem sie jährlich die Konjunktur analysieren und einen Prozentsatz für Lohnerhöhungen fordern. Sie stellen auch konkrete Verhandlungshilfen zur Verfügung – etwa Leitfäden mit Argumenten und Gegenargumenten, die in Gesprächen genutzt werden können.
Mehr Lohn oder mehr Zeit?
Heutzutage hat sich eine ganzheitlichere Sicht auf das Wohlbefinden bei der Arbeit entwickelt, bei der der Lohn nicht mehr das einzige Kriterium für Zufriedenheit ist. Diese Veränderung spiegelt eine Gesellschaft wider, die Freizeit, mentale Gesundheit und persönliche Entwicklung stärker wertschätzt.
Eine im Jahr 2024 von Angestellte Schweiz durchgeführte Umfrage zeigte, dass für 25 % der Befragten – insbesondere für jüngere – eine Reduktion der Wochenarbeitszeit attraktiver wäre als eine Gehaltserhöhung.
Auch die Perspektive der Arbeitgeber*innen ist zu berücksichtigen. In der heutigen Zeit setzen politische Krisen einige Branchen stark unter Druck. Wenn die sinkende Produktivität eines Unternehmens reale Lohnerhöhungen erschwert, können Zeitkompensationen oder ein erleichterter Zugang zu Weiterbildungen einen sinnvollen Kompromiss darstellen.
Die Kunst des guten Argumentierens
Bei individuellen Lohnerhöhungsanträgen gehören die Ablehnungsgründe oft zu einem bekannten Repertoire: «Wir müssen alle den Gürtel enger schnallen» oder «Der Erhalt der Arbeitsplätze ist wichtiger». Ebenso wird manchmal auf die emotionale Ebene gesetzt, indem betont wird, dass ein gutes Verhältnis zur Führung wichtiger sei als Zahlen.
Diese Argumente sind oft berechtigt. Dennoch ist es deine Aufgabe, ihnen entgegenzutreten und deine Position bestmöglich darzulegen.
Angestellte Schweiz unterstützt dich dabei. Unsere Kurse zu Lohnverhandlungen sind für Mitglieder kostenlos. Auf unserer Website findest du ausserdem unser Lohnargumentarium sowie zahlreiche Artikel mit konkreten und taktischen Verhandlungsstrategien.