EHC Biel: Gegen ZSC in Rücklage – jetzt sind Stehaufmännchen gefragt

Drei Mal hat der EHC Biel den ZSC Lions im Playoff-Viertelfinal Paroli geboten, jedoch ohne zählbaren Erfolg. Nun stehen die Bieler mit dem Rücken zur Wand.

Toni Rajala ist beim EHC Biel nun gefragt. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der EHC Biel liegt in der Playoff-Serie gegen die ZSC Lions mit 0:3 hinten.
  • Trotz der schlechten Ausgangslage geben die Seeländer noch nicht auf.
  • Das nächste Spiel findet am Samstag (14.30 Uhr) in Zürich statt.

Seit Wochen befindet sich der EHC Biel im Playoff-Modus. Zuerst der Endspurt in der Qualifikation, dann das zähe Ringen im Play-in mit den Siegen gegen Titelverteidiger Genève-Servette und Ambri-Piotta, die den Seeländern doch noch einen Platz in den Playoffs beschert haben.

Immer wieder hat es die Bieler Mannschaft in den letzten Wochen geschafft, Lösungen zu finden, um das Saisonende abzuwenden. Doch nun wartet im Playoff-Viertelfinal gegen die ZSC Lions die maximale Herausforderung. Denn nach dem dritten Zürcher Sieg im dritten Spiel heisst es für die Bieler fortan: Verlieren verboten.

Viel Aufwand und wenig Ertrag beim EHC Biel

Für Biels Captain Gaëtan Haas ist die Situation fremd. Der 32-jährige Center, der 2019 mit Bern Meister wurde, bestreitet seine zwölften Playoffs in der National League. Mit einem 0:3 in einer Serie sah er sich aber noch nie konfrontiert.

«Das ist neu für mich, doch jetzt ist es so. Wir dürfen nicht aufgeben», sagte der Schweizer Internationale am Mittwoch nach der bitteren 2:3-Niederlage in Zürich, während dem er sich auf dem Hometrainer der Regeneration widmete. Mitternacht war schon vorbei.

Einmal mehr geht der EHC Biel gegen die ZSC Lions leer aus. - keystone

Haas' Treten an Ort und Stelle steht sinnbildlich für die aktuelle Lage des EHC Biel im Playoff-Viertelfinal. Die Seeländer investierten auch in Spiel 3 viel, gingen zwei Mal in Führung und drängten den ZSC erneut an den Rand einer Niederlage.

Doch wie schon in den ersten beiden Partien dieser Playoffs (und in den vier Direktduellen der Qualifikation) schaute für den EHC Biel nichts Zählbares heraus.

Trainer Steinegger in Rage

Der Zürcher K.o.-Schlag in der 88. Minute war für die Gäste aus dem Seeland besonders bitter, nachdem sie zuvor mehrfach die Möglichkeit gehabt hätten, das Spiel zu ihren Gunsten zu entscheiden.

Die Bieler monierten beim Siegtreffer von Yannick Zehnder in der zweiten Verlängerung einen hohen Stock. Die Schiedsrichter waren nach der Videokonsultation jedoch anderer Meinung und gaben den Treffer, was Biels Sportchef und Interimstrainer Martin Steinegger den Zorn ins Gesicht schrieb.

Steinegger verlor kurz die Contenance, überlegte sich, eine Flasche aufs Eis zu werfen, beliess es dann aber beim hämischen Klatschen in Richtung der Unparteiischen.

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Zurück in den Katakomben wirke Steinegger immer noch leicht angesäuert, attestierte seinem Team aber eine gute Leistung. «Klar ist das sehr enttäuschend. Wir haben im Vergleich zum Heimspiel am Montag (1:3) aber einen Schritt nach vorne gemacht, haben gutes Playoff-Hockey gezeigt.» Nun gelte es, sich gut zu erholen und für den Freitag bereit zu machen.

Viel Zeit für Korrekturen bleibt den Bielern nicht. Luft nach oben haben sie vor allem im Powerplay. Die Erfolgsquote ist erschreckend schwach. Aus den letzten 18 Spielen resultierten nur vier Tore in Überzahl, wobei deren drei aus dem 6:1-Heimsieg gegen Lugano in die Statistik einfliessen.

«Es möglich ist, den ZSC zu schlagen»

Die schlechte Powerplay-Ausbeute ist auch ein Zeichen des fehlenden Selbstvertrauens. Die Leichtigkeit, welche die Bieler vor einem Jahr ausgestrahlt haben und sie bis ins siebente Finalspiel vom ersten Meistertitel seit 1983 träumen liess, ist längst weg.

Mehr denn je gilt es für den EHC Biel deshalb, durch harte Arbeit zurück in die Serie zu finden. Dabei gilt es auch, die Disziplin hoch zu halten und wenig Strafen zu nehmen. Haas hat den Glauben noch nicht aufgegeben: «Die letzten Spiele haben gezeigt, dass es möglich ist, den ZSC zu schlagen.» Angesprochen auf die Energiereserven nach den intensiven letzten Wochen und der langen Verlängerung am Mittwoch meint er mit einem Schmunzeln: «Die sind wie neu.»

Die Bieler Spieler geben in der Serie gegen die ZSC Lions noch nicht auf. - keystone

Während der EHC Biel die Hoffnung nicht aufgeben hat, sind die ZSC Lions auf bestem Weg, die 0:4-Schmach aus dem Vorjahr im Halbfinal gegen Biel vergessen zu machen. Dass die Zürcher in der Serie noch von ihrem Weg abkommen, scheint derzeit sehr unwahrscheinlich.

Aber aufgepasst: Vor zwei Jahren gewann der ZSC im Playoff-Final gegen Zug ebenfalls die ersten drei Spiele, und musste am Ende trotzdem dem EVZ zum Meistertitel gratulieren. In der gleichen Saison schaffte es Davos im Viertelfinal, einen 0:3-Rückstand gegen die Rapperswil-Jona Lakers noch zu drehen. Insgesamt ist dieses Kunststück seit Einführung der Playoffs in der Saison 1985/86 erst fünf Teams gelungen.

Nun sind – einmal mehr in dieser Saison – die Bieler Stehaufmännchen gefragt. Captain Gaëtan Haas versichert: «Wir sind hungrig und werden dem ZSC nichts schenken. Solange es möglich ist, werden wir nicht aufgeben.»

Tabelle

National League - Regular Season (16.05.2024) Sp Tore Pkt
1. ZSC Lions 52 167:110 109
2. Fribourg-Gottéron 52 175:124 102
3. Lausanne 52 158:126 91
4. EV Zug 52 161:135 87
5. SC Bern 52 145:144 85
6. Davos 52 156:126 85
7. HC Lugano 52 162:151 79
8. HC Ambri-Piotta 52 153:151 79
9. EHC Biel-Bienne 52 139:140 74
10. Genève-Servette 52 140:155 74
11. SCL Tigers 52 123:159 71
12. SCRJ Lakers 52 126:151 65
13. EHC Kloten 52 108:177 52
14. Ajoie 52 111:175 39