Weshalb ticken Eltern in den Notfallstationen derart aus?

Nach zunehmenden Bedrohungen durch Eltern setzen Kinderspitäler Security-Dienste ein. Die Angst um die eigenen Kinder kann zu aggressivem Verhalten führen.

Eine Mitarbeiterin des Kinderspitals Zürich am Telefon. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Wegen Bedrohungen durch Eltern setzt nun auch das Basler Kispi einen Security-Dienst ein.
  • Auch anderen Kinderspitälern machen aufgebrachte Eltern zunehmend zu schaffen.
  • Der Grund: In den meisten Fällen stecke bei den Eltern Angst dahinter.

Im Basler Kinderspital liegen die Nerven bei den Pflegern blank: Das Notfall-Personal wird seit Wochen von den Eltern der behandelten Kinder bedroht und beschimpft. Neuerdings wird ein Sicherheitsdienst eingesetzt.

Bereits seit längerem ist das im Berner Inselspital der Fall.

Doch nicht nur in Basel und Bern können aufgebrachte Eltern herausfordernd sein. Im Kinderspital Zürich kann die Triagierung zu brenzligen Situationen führen, wie Miriam Knecht auf Anfrage von Nau.ch sagt.

Dass Eltern immer wieder austicken, habe verschiedene Gründe. Einerseits fühlt man sich missverstanden, andererseits löst die Situation der eigenen Kinder Angst aus.

Manchmal muss sogar die Polizei einschreiten

Knecht erklärt: «Die Triagierung beurteilt die Kinder nach der medizinischen Dringlichkeit, in welcher die Kinder von einer Ärztin gesehen werden sollten.» Eltern seien damit nicht immer einverstanden – es kommt dann zu «Aggression gegenüber der Pflege».

Besonders störend: «Wenn Eltern immer wieder nachfragen, wie lange sie noch warten müssen, warum ein anderes Kind vorgezogen wird.» Dies halte die Pflegenden laut Knecht an der Triage von ihrer eigentlichen Arbeit ab.

Denn: «Es kann zu verbalen Drohungen, Anfeindungen bis zu Drohgebärden kommen.» Notfalls müssten Personen am Empfang oder der Triage den Securitas holen. «Oder bei Androhung von körperlicher Gewalt auch die Polizei rufen.»

Knecht rät den Eltern, sich zuerst bei einem Beratungstelefon helfen zu lassen.

Verbale Gewalt an der Tagesordnung

Bei der Inselgruppe in Bern kommt es ebenfalls zu aggressivem Verhalten von Eltern. «Dies sind Einzelfälle, die jedoch das Personal sehr belasten», erklärt Daniel Saameli gegenüber Nau.ch.

Mitarbeitende im Notfallzentrum des Berner Inselspitals. - keystone

Aggressives Verhalten nehme im Notfallzentrum für Kinder und Jugendliche seit einiger Zeit zu – «insbesondere zu Stosszeiten mit hohem Patientenaufkommen». Das Sicherheitspersonal spiele hier eine wichtige Rolle, so Saameli.

Denn: «Es kommt beinahe täglich zu verbaler Gewalt und unangenehmen Situationen für das Personal. In den meisten Fällen steckt Angst dahinter.»

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Trotzdem betont Saameli: «Die Mehrheit der Patienteneltern unterstützt ihre Kinder bei dem Notfallbesuch, indem sie geduldig, verständnisvoll und kooperativ sind.»