Die Schweizer Kinderspitäler überlaufen wegen Respiratorischer-Synzytial-Virus-Infektionen. Pfleger müssen Doppelschichten schieben und sind überlastet – das führt zu Fehlern.
RS-Virus
Mit der Grippe und dem RS-Virus sind derzeit viele Kinder von Atemwegserkrankungen betroffen. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Schweizer Kinderspitäler geraten wegen des Respiratorischen Synzytial-Virus an ihre Grenzen.
  • Pflegende arbeiten 16-Stunden-Schichten, stationär behandelte Kinder werden heimgeschickt.
  • Fehler bei der Behandlung werden zunehmen, warnen Ärzte. «Das erhöht alle Risiken.»

Schon seit einigen Monaten schlagen die Schweizer Kinderspitäler Alarm: Auf den Intensivstationen hat es zu wenig Platz. Eltern gehen mit ihrem Nachwuchs seit Corona im Zweifelsfall direkt auf den Notfall statt zuerst zum Kinderarzt. Dazu nimmt der Personalnotstand immer neue Ausmasse an.

Bei der aktuellen RS-Virus-Welle bei Kindern würden viele Pflegende aber sogar Doppelschichten à 16 Stunden schieben.

Nicolas von der Weid, Vizepräsident von Pädiatrie Schweiz und Arzt am Kinderspital Basel, schlägt in der «SRF Rundschau» Alarm: «Es ist eine Katastrophe. Das erhöht alle Risiken. Die Fehler werden zunehmen.»

knopfbatterie verschluckt
Im Kinderspital Zürich mussten RS-Patienten nach Chur, Fribourg und Biel verlegt werden.
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Das Universitäts-Kinderspital beider Basel muss wegen Beschimpfungen und Drohungen von Eltern einen Sicherheitsdienst engagieren.
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Das Respiratorische Synzytial-Virus (kurz RS-Virus) löst vor allem bei Kindern akute Atemwegsinfektionen aus. (Symbolbild)
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Das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) unter dem Elektronenmikroskop.

19 Kinder innert einer Nacht in Basel nach Hause geschickt

Aktuell platzen die Kinderkliniken wegen den Atemwegsinfektionen aus allen Nähten: «Letzte Nacht hatten wir 19 Spitaleintritte, die meisten wegen des RS-Virus. Das heisst, wir müssen auf der Bettenstation 19 Kinder finden, die wir nach Hause schicken können», sagt von der Weid.

Ähnlich sieht es beim Inselspital in Bern aus. «Wir haben pro Woche zirka 40 zusätzliche Aufnahmen», wird Klinikleiter Matthias Kopp zitiert. «Wir sind in einer Notsituation. Und wir müssen jeden Tag schauen, wem wir am besten helfen können.»

Bei den Spitälern wurde in den letzten Jahren viel gespart

Dass die Spitäler keinen Platz mehr für Kinder haben, hängt aber nicht nur mit dem Personalnotstand zusammen. «Zehn bis 15 Prozent der Spitalbetten wurden in den letzten Jahren aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen», so von der Weid. Dies sei ein Fehler gewesen, Medizin dürfe kein Geschäft sein.

Mussten Sie schon einmal ins Kinderspital?

Die tieferen Tarife für Kindermedizin führten dazu, dass die Schweizer Kinderspitäler ihre Kosten oft nur teilweise decken können. Eigentlich hätte der Bundesrat bis am 19. September dieses Jahres eine entsprechende Motion von 2019 umsetzen müssen. Dies ist jedoch noch nicht geschehen.

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