Ukraine-Krieg: «Die meisten Ukrainer» verlassen Deutschland

Zahlreiche vor dem Ukraine-Krieg Geflüchtete wollen Deutschland verlassen, weil sie sich nicht mehr willkommen fühlen. In der Schweiz deutet nichts darauf hin.

Die Geflüchtete Mascha (rechts) und ihre Tochter Vlada (Mitte) bei ihrer Gastfamilie in Tramelan BE. Doch nicht alle Flüchtlinge aus dem Ukraine-Krieg werden bei Privaten untergebracht. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der ukrainische Botschafter in Deutschland kritisiert die Willkommenskultur.
  • Zahlreiche Ukrainer würden darum bereits Deutschland wieder verlassen wollen.
  • In der Schweiz gibt es keine Anzeichen dafür, dass die Geflüchteten zurückkehren.

Als Anfang März Millionen Ukrainer aus ihrem Land flohen, rechneten viele damit, in ein paar Wochen wieder zurückkehren zu können. Doch über drei Monate später tobt der Ukraine-Krieg immer noch im Donbass.

Je länger das Zusammenwohnen dauert, desto herausfordernder wird es für viele Personen, die Ukrainer aufgenommen haben: Schweizer Gastfamilien möchten nach Ablauf der dreimonatigen Unterbringungsfristen immer öfters nicht verlängern. Oft während der Sommerferien. Auch Geflüchtete selbst werden teils aktiv und ziehen freiwillig wieder aus.

Ukrainer fühlen sich in Deutschland nicht willkommen

In Deutschland ist die Diskussion nun eskaliert. Botschafter Andrij Melnyk sagt in einer «Bild»-Sendung: «Die meisten Ukrainer kehren zurück, schon längst. Es sind mehr Menschen, die abreisen aus diesem Land, als dass sie zu Ihnen kommen.»

Er begründet dies damit, dass viele der vor dem Ukraine-Krieg Geflüchteten sich in Deutschland nicht mehr willkommen fühlen würden. Man sollte sich in Deutschland Gedanken darüber machen, wieso viele Ukrainer «keine Lust haben, hierzubleiben».

Denn: Für viele Ukrainer trage Deutschland Verantwortung für viele Kriegstoten. Weil man bisher keine schweren Waffen geliefert habe.

Ukraine-Krieg: Nur wenige Geflüchtete kehren schon zurück

Auch der Schweiz kehren manche Ukrainer den Rücken. Allerdings weniger – und die Gründe sind vielfältiger.

Zahlen des SEM zeigen: «Bislang sind erst 207 Fälle gemeldet worden, in denen Ukrainerinnen und Ukrainer mit dem Schutzstatus S die Schweiz wieder verlassen haben.» Das heisst es auf Nau.ch-Anfrage.

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Hier ist zu beachten, dass Menschen aus der Ukraine ohne Visum durch den Schengen-Raum reisen können. Sie werden also gar nicht statistisch erfasst, wenn sie die Grenze überqueren. «Die 207 Dossiers sind daher ausschliesslich jene, die sich offiziell abgemeldet haben.»