Klimawandel und Altersvorsorge beschäftigen Bevölkerung am meisten

Energiefragen und Corona beschäftigen die Schweizer kaum. Mehr Sorgen bereiten der Klimawandel und die Altersvorsorge, zeigt das CS-Sorgenbarometer.

Neben der Sorge um den Klimawandel und seine Folgen kümmert die Schweizerinnen und Schweizer fast genauso stark, wie sicher ihre Altersvorsoge noch ist. (Symbolbild) - sda - KEYSTONE/DPA/BORIS ROESSLER

Das Wichtigste in Kürze

  • Das neue CS-Sorgenbarometer zeigt, was die Schweizer Bevölkerung beschäftigt.
  • An der Spitze der Liste stehen Klimawandel und Altersvorsorge.
  • Kaum noch Sorgen bereitet hingegen die Corona-Pandemie.

Am meisten Sorgen machen sich Schweizerinnen und Schweizer um Klimawandel und Altersvorsorge. Danach folgen Energiefragen und die Beziehungen zur EU, während die Corona-Pandemie kaum mehr eine Rolle spielt. Das ist das Ergebnis des Sorgenbarometers der Credit Suisse.

Auch der russische Überfall auf die Ukraine im Februar dieses Jahres hat in der Schweiz Spuren hinterlassen: Der bisher starke Zukunftsoptimismus nahm deutlich ab, wie es in einer Mitteilung der Grossbank vom Mittwoch zum Sorgenbarometer 2022 weiter hiess.

Klimawandel als Top-Sorge der Schweiz

Mit 39 Prozent ist die Belastung der Umwelt (Umweltschutz, Klimawandel, Umweltkatastrophen) die neue Top-Sorge der Schweiz. Die Covid-19-Pandemie – Spitzenreiter in den Jahren 2020 (51 Prozent) und 2021 (40 Prozent) ist mit noch 13 Prozent zu einem Alltagsproblem geworden und aus den fünf Top-Sorgen verschwunden. Das Thema AHV/Altersvorsorge rangiert mit 37 Prozent auf dem zweiten Platz.

Die Stimmbevölkerung der Schweiz blickt mit deutlich weniger Optimismus in die wirtschaftliche Zukunft, als dies noch vor ein paar Jahren der Fall war. Dabei geht es laut der Umfrage nicht in erster Linie um die Angst, den eigenen Job zu verlieren. Im Gegenteil: die Arbeitslosigkeit fällt erstmals seit 1988 aus den Top 10 der grössten Sorgen.

Umfrage

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Ja, alles wird gut.
43%
Nein, gar nicht.
57%

Vielmehr geht es um die Unsicherheit, ob und wie die Versorgung des Landes und der Erhalt des gewohnten Lebensstandards unter den aktuellen Voraussetzungen mit zahlreichen Krisen garantiert werden kann.

Die Einschätzung der aktuellen individuellen wirtschaftlichen Lage weist zwar noch keine Abweichungen gegenüber den Vorjahren auf: Nach wie vor 65 Prozent der Befragten bezeichnen sie als gut oder sehr gut, lediglich 6 Prozent als schlecht oder sehr schlecht.

Der Blick auf die kommenden zwölf Monate zeigt aber ein deutlich anderes Bild: 19 Prozent (plus 9 Prozentpunkte) befürchten eine Verschlechterung ihrer persönlichen Situation. So viele waren es in den 27 Jahren, in denen diese Frage erhoben wird, noch nie.

Zunehmend als Gefahr für die Identität der Schweiz wahrgenommen werden die Abhängigkeit von der globalen Wirtschaft (71 Prozent), die EU und ihre Probleme (67 Prozent) und die Einwanderung (60 Prozent). Dass die westlichen Werte im neuen geopolitischen Tauziehen unter Druck geraten, erachten 68 Prozent als Gefahr für die Kernidee der Schweiz.

Die Stimmberechtigten identifizieren aber auch hausgemachte Gefahren für die Nation: allen voran das sinkende freiwillige Engagement (79 Prozent) und die Unfähigkeit der Politik, tragfähige Lösungen für Probleme zu finden (78 Prozent).

Krieg und Pandemie verändern Sicht auf EU

Zwei Jahre Corona-Pandemie und mehr als ein halbes Jahr russischer Angriffskrieg gegen die Ukraine haben Europa und die Sicht der Schweiz auf die Europäische Union verändert. 32 Prozent der Stimmbürgerinnen und Stimmbürger sind der Ansicht, dass die Ereignisse der letzten zwölf Monate die EU gestärkt haben.

Das scheint auf den ersten Blick nicht besonders viel zu sein, zumal 57 Prozent von einer Schwächung ausgehen. Doch der Trend zeigt: Heute kommen dreimal mehr Menschen zu diesem positiven Urteil als noch 2019 (10 Prozent). Auch finden 52 Prozent, der Krieg in der Ukraine habe Europa insgesamt als Wertegemeinschaft zusammengeschweisst.

Bundespräsident Guy Parmelin (l) und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen letzten Freitag in Brüssel: Die Situation ist festgefahren, daher sollen die Verhandlungen Schweiz-EU zum institutionellen Rahmenabkommen am 11. Mai auf die Agenda der Europa-Minister kommen. (Archiv) - sda - KEYSTONE/EPA/FRANCOIS WALSCHAERTS / POOL

Direkt als Sorge bezeichnet wird der Krieg in der Ukraine von lediglich 20 Prozent der Bevölkerung (Rang 8). Doch mindestens drei weitere Spitzensorgen lassen sich in einen Zusammenhang mit diesem Krieg bringen.

So ist die Sorge um Energiefragen mit 25 Prozent (plus 11 Prozentpunkte) deutlich angestiegen und belegt neu Rang 3 der Sorgenrangliste. Erstmals genannt wird von 21 Prozent die Versorgungssicherheit in Bezug auf Energie, Medikamente und Nahrungsmittel (Rang 7).

Für das Sorgenbarometer 2022 befragte das Forschungsinstitut gfs.bern zwischen Juli und August 1774 Stimmberechtigte in der ganzen Schweiz. Der statistische Stichprobenfehler liegt bei ±2,3 Prozentpunkten.