Coronavirus: Ärzte enthüllen, wie dreist Ungeimpfte auf IPS werden

Seit knapp zwei Jahren wütet das Coronavirus. Jetzt erklären Ärztinnen und Ärzte: Ungeimpfte auf der Intensivstation werden auch mal frech.

Ärzte kümmern sich um einen Intensivpatienten mit Coronavirus. (Archivbild) - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Mit den tiefen Temperaturen steigen die Corona-Fallzahlen.
  • Dadurch nehmen auch die Spitaleinweisungen wieder zu.
  • Ungeimpfte verlangten laut Ärzten nach den besten Therapien.

Dass das Gesundheitspersonal zurzeit keinen leichten Job hat, ist unumstritten. Seit fast zwei Jahren befinden sich die Spitäler im Ausnahmezustand. Dem «Tagesanzeiger» erzählen leitende Ärzte aus ihrem Alltag.

Coronavirus: Bundesrat Alain Berset besichtigt die Intensivstation des Spitals Münsterlingen. - Keystone

Antje Heise leitet gemeinsam mit Bettina Bergmann die Ärzteschaft und die Pflege im Spital Thun BE. Seit einigen Wochen sei die Intensivstation des Spitals im Berner Oberland praktisch immer voll, erzählt Heise. Deshalb mussten andere Intensivpatienten bereits verlegt werden.

«90 Prozent sind ungeimpft»

«Auch wir hatten in der letzten Woche einen steilen Anstieg bei der Anzahl der Covid-Fälle auf unserer Intensivstation. Und 90 Prozent sind ungeimpft.» Dies erzählt Miodrag Filipovic, ärztlicher Leiter der chirurgischen Intensivstation am Kantonsspital St. Gallen.

Jeder dritte Covid-Patient im Genfer Unispital infizierte sich dort. - keystone

Teilweise seien ganze Familien betroffen, erzählt Bettina Bergmann. Es sei schon vorgekommen, dass beide Elternteile innert weniger Tage am Coronavirus starben.

Auch Herbert Leuthold, stellvertretender Leiter Pflege der chirurgischen Intensivstation in St. Gallen, erzählt aus dem Berufsalltag: «Viele Ungeimpfte dachten, ihnen passiere schon nichts. Dann liegen sie im Intensivbett, schauen mit grossen Augen und sagen: ‹Es geht gut, es geht gut›.»

Eine Pflegefachkraft kümmert sich in einem Spital um einen Covid-Patienten. - dpa

Viele von ihnen müssten nach einiger Zeit aber intubiert werden, auf einige würde der Tod warten, fügt Leuthold an.

Es sei klar, dass die Ungeimpften ein grosses Thema sind, erzählt Antje Heise gegenüber dem «Tagesanzeiger»: «Manche Ungeimpfte verweigern sich der Realität.»

Ungeimpfte sehr fordernd

Die Ärztin aus Thun fügt an, dass Ungeimpfte oft sehr fordernd seien, wenn es um die Therapie ginge. Dreist: «Einige verlangen, sofort in ein Zentrumsspital verlegt zu werden, auch wenn es gar nicht nötig ist.»

Diese Beobachtung macht auch Filipovic: «Viele verlangen für sich selber und ihre Angehörigen eine Maximaltherapie. Therapien, von denen sie in der Zeitung gelesen haben, oder gar ein nutzloses Wurmmittel.»

Todesangst: Ungeimpfte ändern ihre Meinung

Heise berichtet weiter von Meinungsänderungen bei Ungeimpften, wenn es um Leben und Tod geht: «Selbst Ungeimpfte, die bei Spitaleintritt mitteilen, dass sie nicht auf die Intensivstation wollen, ändern ihre Meinung.» Dies sei der Fall, wenn ihre Luftnot sie in Todesangst versetzten würde.

Könnte eine Impfpflicht gegen das Coronavirus für über 65-Jährige die Spitäler in Zukunft vor einer Überlastung bewahren? - sda

Den Preis würden dann gelegentlich Nicht-Covid-Patienten bezahlen, weil sie keinen Platz auf der Intensivstation haben.

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Alle Ärzte blicken mit grosser Sorge auf die rapide ansteigenden Fallzahlen. «Die Patienten, die wir jetzt behandeln, hatten vor drei Wochen die ersten Symptome. Aber damals hatten wir täglich 4000 Neuinfizierte. Heute sind es über 9000», meint Miodrag Filipovic.