Aargauer Bauer muss Bäume fällen, weil Kirschen rot sind

Weil Coop die Kirschsorte «Rubin» nicht mehr möchte, muss ein Aargauer Bauer seine Bäume fällen. Doch nun importiert Coop die Sorte aus dem Ausland.

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Nau.ch - Bauer Andy Steinacher musste seine Kirschbäume fällen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Andy Steinacher musste 60 Kirschbäume fällen.
  • Der Grossverteiler Coop sagte, die Nachfrage sei nicht mehr da.
  • Doch nun importiert die Detailhändlerin die Sorte aus dem Ausland.

Andy Steinacher hat vergangenen Winter 60 gesunde Kirschbäume gefällt – die Früchte seien zu rot, hiess es vonseiten der Abnehmer. «Der Schweizer Konsument wünscht sich nur noch schwarze Kirschen», so die Erklärung.

Entsprechend gross ist der Ärger des Obstbauers, als sein Blick auf ein Inserat in der Coop-Zeitung trifft: Der Grossverteiler bewirbt rote Kirschen zum Aktionspreis – rote Kirschen aus Italien und Spanien.

Mit diesem Obstbauer ist nicht gut Kirschen essen

Dass ausgerechnet ein Unternehmen wie Coop die Früchte quer durch Europa karren lasse, stösst dem SVP-Grossrat sauer auf: Auf Facebook kritisiert Steinacher, dass sich der Grossverteiler doch stets mit Nachhaltigkeit brüste – «Nachhaltigkeit pur!?»

Die Bäume habe Steinacher im Jahr 2012 angepflanzt, wie er gegenüber Nau.ch erklärt: Auch der Handel habe die Sorte «Rubin» befürwortet – «es hiess, ich solle sie doch pflanzen.»

Veränderte Sortenliste als Todesurteil für Kirschbäume

Acht Jahre später publiziert die Agrargenossenschaft «Fenaco» dann die erste Sortenliste. Darin heisst es, dass die Sorte «Rubin» nur noch bis Ende 2022 übernommen werde. Das stösst dem Obstbauer sauer auf.

Es heisst, die Sorte sie beim Konsumenten nicht mehr gefragt. Doch die Sorte wird importiert, dabei würde «nur der Preis und nicht die Produktion» zählen. Der Konsument möchte «reife, gut schmeckende und grosse Kirschen», meint der Obstbauer-Präsident aus dem Fricktal. Auch die Nachhaltigkeit sei wichtig.

Steinacher weiss, dass er sich als Obstproduzent an die Sortenpolitik der Grossverteiler anpassen muss. Wer das nicht wolle, der könne gleich aus dem Obstbau aussteigen: «Jetzt sehe ich rote Kirschen, importiert von irgendwo her und das ist, was mich aufregt», sagt er.

Gemäss Coop gelten für alle dieselben Regeln

Der Grossverteiler weist die Vorwürfe indes zurück. Bei Importkirschen würden dieselben Qualitätsanforderungen und Normen gelten, wie bei heimischen Produkten, schreibt «CH Media». Diese seien seit längerer Zeit bekannt und würden stets klar und transparent kommuniziert.

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Auf die Frage, weshalb der Entscheid gefällt wurde, keine roten Kirschen mehr abzunehmen, hat der Grossverteiler nur allgemeine Aussagen parat: «Wir stellen grundsätzlich eine höhere Nachfrage nach schwarzen Kirschen fest. Zudem beobachten wir eine Tendenz hin zu grösseren Kirschen», erklärt ein Sprecher.