«Respekt, Demut und Spass»

Pierre Benoit
Pierre Benoit

Bern,

Nach der Entlassung von Patrick Rahmen und der Interimslösung mit Joël Magnin ist der BSC Young Boys Ende Jahr auf der Suche nach einem Trainer fündig geworden. YB konnte sich mit dem Schweizerischen Fussballverband, wo Contini zuletzt als Assistent Cheftrainer

B konnte sich mit dem Schweizerischen Fussballverband, wo Contini zuletzt als Assistent Cheftrainer Murat Yakin unterstützte, einigen und mit dem Ostschweizer einen Vertrag bis Sommer 2027 abschliessen.

Nachdem seit dem Weggang von Gerardo Seoane auf dem YB-Cheftrainerposten ein Kommen und Gehen herrschte, bleibt jetzt die Hoffnung, dass Ruhe einkehrt. «Wir wollen auf der Trainerposition wieder Kontinuität und sind überzeugt, dass wir diese mit Giorgio Contini erreichen werden», sagte Christoph Spycher, VR-Delegierter Sport, nach der Vertragsunterzeichnung.

«Contini passt bestens in unser Profil», meint Sportchef Steve von Bergen. «Er kennt die Super League aus langjähriger Erfahrung, ist sehr fordernd und hungrig und hat eine klare Linie. Als starker Kommunikator hat er einen guten Zugang zu den Spielern, zumal auch seine menschlichen Qualitäten sehr geschätzt werden.»

Wenn YB ruft, muss man
nicht lange überlegen. Giorgio Contini


Dem neuen YB-Trainer wird mit Bestimmtheit seine Vielsprachigkeit ein Vorteil sein, wird im YB-Fanionteam doch vor allem Deutsch und Französisch, aber auch Englisch gesprochen, allesamt Sprachen, die Contini genauso beherrscht wie Italienisch und Spanisch.

«Wenn YB ruft, muss man nicht lange überlegen. Für mich ist YB eine Chance und zugleich ist es auch eine Freude, hier arbeiten zu dürfen», sagte Giorgio Contini nach dem ersten Training mit seinem neuen Team, das er bei klirrender Kälte noch im alten Jahr ansetzte. «Es geht darum, dass wir uns kennenlernen, gemeinsam Freude und Spass haben – die Spieler sollen gerne zum Training kommen, es darf für sie kein Muss sein.» Contini, einst ein gefürchteter Mittelstürmer, will mit seinem Team einen offensiv-dynamischen Fussball spielen. «Zuerst geht es darum, einen Platz unter den ersten Sechs zu erreichen, dann sehen wir weiter. Talent ist in reichem Mass vorhanden, doch Fussball bedeutet harte Arbeit, jeder muss Respekt vor seinen Mitspielern haben und für den anderen einstehen. Dass dieses funktionieren wird, davon bin ich überzeugt, denn die Spieler verfügen über einen guten Charakter», so der neue Mann, der YB wieder auf Kurs bringen soll.

YB oft gesehen
Als Assistenztrainer von Nationaltrainer Murat Yakin hat Contini in der Vorrunde YB oft im Einsatz gesehen. «Ich habe YB nicht speziell verfolgt, nachdem der Vertrag mit Patrick Rahmen aufgelöst wurde, doch ein Bild von der Mannschaft habe ich mir bei meinen Besuchen machen können», beantwortet Contini, die entsprechende Frage. Bisher war Contini vor allem bei Teams tätig, bei denen seine Aufgabe darin bestand, eine Mannschaft zu stabilisieren, aufzusteigen oder den Abstieg zu verhindern. Die Ausgangslage beim Serienmeister bedeutet für ihn Neuland. Doch Sorgen bereitet ihm dieser Umstand nicht. «Fussball ist zwar kein Wunschkonzert, doch ich bin nach Bern gekommen, weil ich um Titel spielen will. Ich vertraue darauf, hier meine Führungskompetenzen und meine Fähigkeiten in der Kommunikation zu beweisen und die Art und Weise, wie meine Teams aufzutreten pflegen, umzusetzen.»

Als Assistenztrainer von Murat Yakin hat Contini an der EURO in Deutschland bewiesen, dass er mit Topspielern umzugehen versteht und auch auf diesem Niveau sein profundes Wissen einbringen kann. Die Zusammenarbeit mit Yakin war von Teamgeist, Beharrlichkeit und seiner Rolle als Vermittler zwischen Spielern und Cheftrainer geprägt. Die Ergebnisse mit dem grandiosen 2:0-Erfolg im Achtelfinal gegen Italien sprechen eine deutliche Sprache. Den geforderten Spass hatte die YB-Reisegruppe sicher am 4. Januar in Belek, als Contini seinen 51. Geburtstag im Kreise von Team und Staff feierte. Welche Überraschung er bereithielt, behielt er vor der Abreise in die Türkei geheim. «Vielleicht organisiere ich einen Bauchtanz», meinte er mit einem schelmischen Lachen.

Foto: Daniel Zaugg

PERSÖNLICH

Giorgio Contini wurde am 4. Januar 1974 in Winterthur geboren. Seine Karriere begann als Junior bei Juventus Zürich, danach spielte er für den FC Winterthur, FC Baden, FC St. Gallen, FC Luzern, Lausanne-Sport und wiederum Winterthur. Meister 2000 mit St. Gallen, 1 Länderspiel.


Seine Stationen als Trainer: FC Oberwinterthur (2005/06), FC St. Gallen (2006 – 11), FC Luzern (2011/12), FC Vaduz (2012 – 17). FC St. Gallen (2017/18), Lausanne-Sport (2018 – 21), GC (2021 – 23), Assistenztrainer Nationalmannschaft (2024). Ab 2025 YB.

INFO

Continis missratenes Länderspiel
Am 28. Februar 2001 bestritt Giorgio Contini sein erstes und zugleich letztes Länderspiel. Die Nationalmannschaft weilte zur Vorbereitung auf die WM-Qualifikation 2002 in Japan und Korea in einem zehntätigen Trainingslager auf Zypern. Die Befürchtungen der Verbandsverantwortlichen, dass im Februar Regen die Vorbereitung stören könnte, wurden vom Reiseveranstalter – «auf Zypern gibt es pro Jahr nur drei Regentage» – aus dem Weg geräumt.
Doch auf Zypern angekommen, sah es anders aus. Zehn Tage lang regnete es ohne Unterbruch in Strömen, ein geregeltes Training konnte der damalige Trainer Enzo Trossero nicht durchführen. Auf tiefem, kaum bespielbarem Boden verlor die Schweiz dort gegen Polen ein Testspiel mit 0:4, Giorgio Contini wird sein einziges Länderspiel nicht in guter Erinnerung behalten haben. Sein Sturmpartner damals: Stéphane Chapuisat. Für die nachfolgenden WM-Qualifikationsspiele fand der neue YB-Trainer im Aufgebot keine Berücksichtigung mehr.

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