Ukraine Krieg: Darum schiessen Politiker gegen Putins Männlichkeit

Während dem Ukraine-Krieg sind vermehrt Sprüche von westlichen Politikern gegen Wladimir Putin zu beobachten. Geschlechterforscherin Laura Eigenmann ordnet ein.

Der russische Präsident Wladimir Putin inszeniert sich gerne als starker Mann. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Westen greift verbal vermehrt Putins Männlichkeit an.
  • So wird der russische Präsident etwa als «Beispiel für toxische Männlichkeit» bezeichnet.
  • Geschlechterforscherin Laura Eigenmann erstaunt die Polemik nicht.

«Ein Beispiel für toxische Männlichkeit», «machohaft», oder ein «Irrer mit Klein-Mann-Syndrom». So wird der russische Präsident Wladimir Putin zuletzt vermehrt von westlichen Politikern angriffen.

Ziel der Sprüche und Beleidigungen ist also immer wieder Putins Männlichkeit. Dieser Trend im Ukraine-Krieg erstaunt Laura Eigenmann, Geschlechterforscherin an der Universität Basel, nicht.

Solche Angriffe erklärt sie sich folgendermassen: «Nationalismus war schon immer sehr eng mit Vorstellungen von Männlichkeit – aber auch Weiblichkeit, Geschlecht und Sexualität – verknüpft.» In den meisten Ländern würden sich Männlichkeitsnormen stark mit den Vorstellungen, was ein idealer Bürger oder auch Staatsoberhaupt ausmacht, überschneiden.

Kriegs-Feinde oft als «verweiblicht» oder als «Vergewaltiger» beschimpft

Der Zusammenhang von Nationalismus und Geschlecht werde besonders deutlich in Kriegen und nationalen Konflikten, so Eigenmann. «Männer der feindlichen Partei werden oft auf der einen Seite als verweiblichte, impotente Feiglinge beschimpft. Auf der anderen Seite werden sie als rücksichtslose, aggressive Vergewaltiger dargestellt, vor denen Frauen beschützt werden müssen.»

Die Geschlechterforscherin zum Ziel solcher Beschimpfungen: «Beide Male geht es darum, das Gefühl der männlichen Ehre und des Nationalstolzes zu verletzen.»

Hinzu komme, dass Kriegshandlungen oft mit sexuellen Metaphern beschrieben würden, etwa Eroberung oder Penetration. «Diese tragen ebenfalls zur Entmännlichung des Feindes bei. Denn sie drängen sie in die passive sexuelle Rolle, die als weiblich gilt.»

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Deshalb sei es nicht erstaunlich, dass westliche Staaten die Männlichkeit von Putin angreifen. Ob sie ihn nun als verweichlicht oder als hypermaskulinen Macho bezeichnen, spiele dabei keine Rolle.

Putin bezeichnet Feinde im Ukraine-Krieg als «homosexualisiert»

Die Expertin betont, dass Putin dieselbe Strategie im Ukraine-Krieg nutze. «Er bezeichnet etwa den Westen als homosexualisiert und deswegen als entmännlicht und dekadent.» Die Verschärfung homophober Gesetze in Russland über die letzten Jahre sei ganz klar Teil seiner Bemühungen, sich vom Westen abzugrenzen.

Solche Sprüche – auch vom Westen– hält Laura Eigenmann für hochgradig unproduktiv. «Sie wiegeln nur den gegenseitigen Hass auf und provozieren Gegenreaktionen.»